Budapest Régiségei 21. (1964)
TANULMÁNYOK - Sz. Póczy Klára: Aquincum a IV. században 55-77
kerung siedelte in die Gehöfte des Berglandes über. In den öffentlichen Gebäuden der Canabae bzw. in einem Teil dieser wurden Notstandsunterkünfte für die hierher staatlich angesiedelten Familien eingerichtet. Diese dürften in den Betrieben gearbeitet haben und waren wahrscheinlich Angehörige der Soldaten der Grenzschutztruppen. Die Friedhöfe erstreckten sich entlang der Hauptverkehrsstrassen oder bestanden in der Nachbarschaft der Gehöfte aus wenigen Grabgruppen. Die Bevölkerung Hess sich zu dieser Zeit in einer Weise bestatten, die ihre wirtschaftlichen Verhältnisse weit übertraf. Es sind in grosser Anzahl Riten anzutreffen, welche neue orientalische kultische Einflüsse widerspiegeln (Mumienbestattung, abergläubische Sitten usw.). Die Toten wurden mit reichen Beigaben möglichst in Steinsärge, Grabgebäude gelegt. 2. Das zur Mitte des Jahrhunderts auffällig geringe und ärmliche Denkmalmaterial zeugt davon, dass die Zahl der Stadtbewohner abgenommen hat. Im Jahre 334 wurde die Stadt von den Sarmaten zerstört, nunmehr sind die Gebäude der Lagerstadt nicht ausgebessert worden, sondern sie wurden in ihrem verdorbenen Zustand benützt. Die bisher zum Vorschein gekommenen Funde zeigen, dass die entlang der Grenze zum Teil vernichtete, zum Teil geflüchtete Bevölkerung durch grossangelegte Ansiedelung ersetzt wurde. Die neuen romanisierten Ankömmlinge führten nicht mehr die für die römische Provinzialbevölkerung kennzeichnende städtische Lebensweise fort, sondern waren Bauernsoldaten. Ihre Gebrauchsartikel fertigten sie selbst an bzw. sie erhielten diese aus den militärischen Magazinen. Um die Mitte des 4. Jahrhunderts bekannte sich schon die grösste Zahl der Stadtbevölkerung, wie die Grabfunde bezeugen, zum Christentum, zur amtlichen Staatsreligion. Die Hingeschiedenen wurden in einem sich um je eine cella memoriae immer mehr fächerartig ausbreitenden Reihengräberfeld bestattet. Neben die Toten legte man als Beigabe einen Krug und Becher, das Symbol der Eucharistie, seltener in rheinischen Glaswerkstätten angefertigte inschriftliche Trinkgläser oder aus den donauländischen Metallwerkstätten stammende Beschläge mit christlichen Szenen, Kleidungsverzierungen. 3. In den Jahren zwischen 378—380 veränderte sich das äussere Bild von Aquincum beträchtlich. Das Gebiet der Stadt wurde erneut Schauplatz von grossen Kriegsverwüstungen. Um den Wohlstand, ja um die persönliche Sicherheit der bürgerlichen Bewohnerschaft ist hier am Limes die Zentralregierung nicht mehr besorgt. Die einzige Bestrebung blieb, den Feind von den inneren Gebieten des Reiches, von Italien selbst fernzuhalten. Deshalb wird Pannonién im wesentlichen in zwei Befestigungslinien umgewandelt: in der äusseren Grenzzone werden kleinere Befestigungen gebaut, weiter einwärts — auf einer Entfernung von etwa in 50 km von hier — erhebt sich ein Kranz der sog. inneren befestigten Städte. Aquincum wird an der äusseren Grenzlinie mit einer Reihe von kleinen Befestigungen bebaut, ohne Rücksicht darauf, wo sich früher die Siedlungseinheiten der Stadt befunden haben. Ende des 4. Jahrhunderts finden wir bereits die Wohnstätten des Bauernmilitärs bloss im Schutz dieser Befestigungen, Lager und Wachtürme und in der Nachbarschaft dieser den Friedhof einer jeden Wache, zu welchen nur je eine kleine Anzahl Mannschaft angehörte, die zu verschiedenen ethnischen Gruppen gehörten. In das Lager von Aquincum flüchten die Militärfamilien vor der Gefahr, und an der Stelle der früheren Canabae entsteht ein Friedhof. Die ungeordneten Bestattungen in den letzten Jahrzehnten des 4. Jahrhunderts verraten hier am Limes die gemeinsame Anwesenheit eines aus verschiedenen Völkern zusammengescharrten Ethnikums. Die zur gleichen Zeit, nach verschiedenen Riten erfolgten Bestattungen zeugen auch davon, dass damals in Aquincum bereits Romanisierten, Christen, Heiden und „Barbaren" gemeinsam, ja miteinander verheiratet gelebt haben. Ihre Lebensweise änderte sich auch späterhin nicht, als die römische Reichsverwaltung im Bereich von Aquincum hingeschwunden ist. VT