Budapest Régiségei 20. (1963)

ANYAGKÖZLÉSEK - Scheiber Sándor: Újabb zsidó sírkövek Budáról a török hódoltság korából 469-480

S. SCHEIBER NEUENTDECKTE JÜDISCHE GRABSTEINE AUS DER ZEIT DER TÜRKENHERRSCHAFT IN BUDA Die jüdischen Grabsteine aus der Zeit der Türkenherrschaft haben wir 1952 und 1958 in zwei Studien behandelt. Ein Ruinenplatz erfüllte uns mit neuer Hoffnung: das einstige Gebäude des Szilágyi Erzsebet-Mädchengymnasiums auf dem Hess András-Platz Nr. 2. Es wurde in den Jahren nach der Belagerung von 1686 auf der Stelle des zerstörten Dominikanerklosters als Nahrungs­mittelmagazin und Bäckerei erbaut. 1696 war es bereits fertig. Seit 1784 diente es als Schul­gebäude. 1925 kamen unter den Steinfliesen in der Wohnung des Schuldieners zwei Grabsteine zum Vorschein, die von Prof. Max Weisz ziem­lich ungenau beschrieben wurden. Heute befin­den sich beide in der Jüdischen Religiösen und Historischen Sammlung. Diese beiden Steine waren ein Hinweis darauf, daß bei der Auf­führung dieses Gebäudes viele Grabsteine aus dem nahen jüdischen Friedhof verwertet wor­den waren. Während der Belagerung von 1944/45 wurde der größte Teil der Schule zer­stört, es blieben nur die Wände des Erdgeschosses vom westlichen und nördlichen Flügel stehen. Seit Jahren sahen wir mit hochgespanntem Interesse der Abräumung der Ruinen entgegen. Diese erfolgte dann in den ersten Monaten des Jahres 1959, und unsere Hoffnungen wurden nicht enttäuscht. Obgleich die Fundamente noch unberührt sind — ihre Erschließung dürfte noch lange auf sich warten lassen — wurden achtzehn jüdische Grabsteine in den Mauern entdeckt. Der Einbau der Steine hatte somit nicht ihre Vernichtung, sondern ihre Konservierung zum Resultat. Gleichwie die Buchbinder in der Zeit nach dem Mittelalter, indem sie die jüdischen Codices zu Einbands­tafeln zerlegten, oftmals eben damit einige ihrer Blätter für uns retteten. Wahrschein­lich wären die Codices sonst spurlos ver­schwunden. Der Wert des neuen Fundes ist nicht nur seine Quantität. Hier haben wir den ältesten Grabstein aus der Zeit der Türkenherrschaft, der aus dem Öffnungsrahmen eines nieder­gerissenen gotischen Baues im Jahre 1539/40 verfertigt wurde (Nr. 1). Er verewigt das Andenken des Samuel b. Jekutiel. (Bisher wurde der Grabstein aus dem Jahre 1576 für den ältesten gehalten.) Am 22. September 1526 wurden die Ofner Juden auf Schiffe verladen und in den Städten der Türkei verteilt. Alexan­der Büchler entdeckte die Spur einer neueren jüdischen Siedlung vom Jahre 1538. Dies ist schon deshalb auffallend, weil eine in Wien aufbewahrte Ofner türkische Konskription aus dem Jahre 1547 bereits 75 ansässige Ofner Juden und 25 eingewanderte (offenbar seit 1541 angesiedelte) anführt. Der in Frage ste­hende Grabstein zeigt, daß sie auch vor 1541 in größerer Anzahl dort wohnhaft sein mochten, da sie doch damals ihren neuen Friedhof eröffneten. Noch ein Stein hat historische Bedeutung: der erste, der eine bekannte Persönlichkeit bezeichnet. Es ist dies der Stein aus dem Jahre 1605 des Chajjim b. Simcha, des Sohnes des Ofner Rabbi natsrates Simcha b. Chajjim (Nr. 4). Sein Name kommt 1580/81 in einem Ofner Defter vor. Der Vater war um 1570 in Ofen wirksam und von seiner literarischen Tätigkeit haben sich Anweisungen betreffs der Schei­dungsbriefe erhalten. Im Jahre 1579 wird er in einem noch nicht herausgegebenen unga­rischen Brief eines Ofner Paschas als „der Priester Symha" erwähnt. Der jüngste Stein ist aus dem Jahre 1657. Drei Steine kamen auch aus dem Hause Uri-Straße Nr. 32 zum Vorschein. An der Stelle dieses Hauses standen einst zwei mittelalter­liche Wohnhäuser. Im Jahre 1686 ging das nördliche Gebäude zu Grunde, während der mit Maßwerk verzierte, Sitznischen enthaltende, Torweg des südlichen Gebäudes und ein Teil seines Erdgeschosses unversehrt blieb. Anfangs des 18. Jahrhunderts wurde es umgebaut. Da­mals gerieten jüdische Grabsteine hinein. Wäh­rend der Belagerung von 1944/45 wurde das Gebäude zum großen Teil zerstört. Bei Weg­schaffung der Trümmer wurden auch drei jü­dische Grabsteine ausgegraben. Der eine ist ein schön gemeißeltes Fragment, und stammt — seiner Schrift und seinem Stile nach — aus dem Mittelalter. Was die Namen anbelangt, so kommen zwei in Betracht: die Frauennamen Rechli (Nr. 8) und Frumi (Nr. 18), die bei den deutschen Juden im Mittelalter häufig sind. Auch hierin zeigt sich eine Übereinstimmung mit den frühe­ren Steinen, die — außer den hebräischen Na­men —• ausschließlich deutsche Namen auf­wiesen. 480

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