Budapest Régiségei 20. (1963)

ANYAGKÖZLÉSEK - Holl Imre: Középkori cserépedények a budai Várpalotából 335-394

sich aufwärts verbreiternde Becher, am häu­figsten mit schiefem Rand (Abb. 56—57). Außerdem kommt auch eine andere Form vor, bei der am gewölbten Schulterteil dicht neben­einander, flache Henkel angesetzt sind (Abb. 58). Sie sind in jedem Falle aus rotgebranntem Ton erzeugt, außen und innen sind sie mit weißer Zinnglasur bedeckt, die jedoch im Gegen­satz zu den Erzeugnissen der italienischen Werkstätten oft nicht schneeweiß, sondern mit anderen Farben verunreinigt sind. 27 Sie sind mit waagrecht umlaufenden Linien oder breiten Streifen, sowie mit einem die ausge­sparten Streifen ausfüllenden Gittermuster, ein anderesmal mit sich winkelig brechendem Band­muster oder mit um einen Stab geflochtenem Band verziert und in Majolikatechnik blau, gelb, grasgrün bemalt. Die Majolikabecher der königlichen Werk­stätte dürften zu gleicher Zeit mit der ersten Gruppe der Majolikafußbodenziegel des Palastes (mit den Emblemen von Matthias und Beat­rice) angefertigt worden sein und ihre Entste­hungszeit setzt die Forschung auf die Jahre zwischen 1480—84 ; 28 hierauf verweist nämlich der Umstand, daß die Farben der Becher­muster mit den Farbtonen übereinstimmen, welche auf den sechseckigen und viereckigen Fußbodenziegeln verwendet wurden. Ein Teil der Verzierungen — das auf Tellern von Faenza der gleichen Zeit angebrachte Bandmuster mit Zickzacklinie und das um den Stab geflochtene Band — kommt als Rand Verzierung der Fuß­bodenziegel der ersten Gruppe oft vor. Die Gesamtwirkung der Becherverzierungen, die unsichere Pinselführung in der Zeichnung blei­ben hinter der mit sicherer Hand ausgeführten Majoliken von Faenza zurück und stehen vielmehr dem neue Wege suchenden Stil der frühzeitigen italienischen Majoliken nahe; wir stehen entweder den Versuchen eines in Buda angestellten italienischen Meisters gegenüber, der sich bis dahin mit Gefäßbemalung nicht beschäftigt hat, oder der Arbeit ungarischer Töpfer, die in den Betrieb der königlichen Werk­stätte einbezogen wurden. Die letztere Annahme wäre auch von der Tatsache verstärkt, daß der Formenschatz der Majolikabecher von der damaligen italienischen Keramik abweicht und — wie gesehen — mit den bleiglasierten Prunk­bechern der keramischen Fundobjekte des Burgpalastes übereinstimmt. Von diesen weicht zwar das vielhenklige, eine gewölbte Schulter aufweisende Bruchstück ab (Abb. 58), jedoch schöpft auch dies seine Form nicht aus dem italienischen Musterschatz, sondern eignet sich die Ausführung der Steinzeugbecher von Lo­stitze an, die in der zweiten Hälfte des Jahr­hunderts in Ungarn und vornehmlich in Buda so häufig auftreten. 29 Die erste und die zweite Gruppe der Prunk­keramik : der größte Teil der mit Stempelmuster versehenen, mit Bleiglasur überzogenen Becher und Schüsseln kam aus den Müllschichten der Wende des 15. und 16. Jahrhunderts zum Vor­schein, zumeist im Gefolge des Fundmaterials aus der Zeit des Königs Matthias (italienische Majolika, venezianisches Glas, Fußbodenziegel); auch diese gelangten zusammen mit der zu­grunde gegangenen Ausrüstung des Renais­sancepalastes auf ihren heutigen Fundort. Einige Exemplare gingen jedoch bereits früher aus dem Gebrauch, so lagen das zur ersten Gruppe gehörende grünglasierte Becherfragment und zwei grüngelbe glasierte Bruchstücke (Abb. 48) in der 7. Schicht des Hofes neben der Kapelle in Begleitung von Münzen aus den Jahren 1430—1481 30 und von Funden, die aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stam­men. Demnach läßt sich bis zum Vorkommen eines neueren Beweismaterials die Herstellungs­zeit der ersten Gruppe auf die Jahre zwischen 1465—1485 setzen. Verstärkt wird diese Zeit­bestimmung auch dadurch, daß der Charakter der zweiten Gruppe — gemagerter rotgebrann­ter Ton mit grüner Glasur, einzelne Flächen ohne Glasur, jedoch mit weißer Engobe über­zogen — technologisch sich eng jener Haus­keramik anschließt, die in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts, wahrscheinlich als Erzeug­nis der Budaer Töpfer in Buda und in seiner Umgebung aufkommt. Die erste und zweite Gruppe der Prunkkeramik wurde unserer Mei­nung nach zu gleicher Zeit angefertigt, das sel­tene Vorkommen der Exemplare der zweiten Gruppe im Palast läßt sich damit erklären, daß diese im Vergleich zu den bei der ersten Gruppe verwendeten glänzenden Glasuren für den Hof weniger gefällig waren und nur als zweitklas­sige Stücke angesehen wurden. 31 Der plasti­schere, dickere weißgebrannte Ton widergab auch die Stempelmuster besser, als der gema­gerte, gröbere Ton. Im folgenden wollen wir untersuchen, welche Einflüsse sich in der Entstehung dieser — unse­rer Meinung nach Budaer — Prunkkeramik geltend gemacht haben dürften. Unter den Erzeugnissen der ausländischen Werkstätten finden wir keine mit den hier zum Vorschein gekommenen übereinstimmenden Stücke, be­trachten wir jedoch die Einzelheiten des For­menschatzes und der Verzierung, sind die Komponenten, aus welchen die Erzeuger der ersten und zweiten Gruppe geschöpft haben, zu erkennen. Die schlanke, sich nach aufwärts et­was bogenförmig verbreiternde Becherform war in der europäischen Goldschmiedekunst des 15.—-16. Jahrhunderts äußerst beliebt und vor­nehmlich im Gebiete West-, Nord- und Mittel­europas allgemein verbreitet; sie war laut Beweis des Denkmalmaterials auch der unga­rischen Goldschmieden gut bekannt. 32 In einzelnen Fällen kam sie auch bei Töpfer­meistern von Westdeutschland, Österreich und 392

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