Budapest Régiségei 17. (1956)

TANULMÁNYOK - Gerevich László: Buda szerepe a magyarországi gótikus építészetben és az európai stílusáramlatokban 45-72

an kirchlichen Werken gelost worden sind. Der Entwicklungsprozess der mittelalterlichen Ar­chitektur Ungarns zeigt klar, dass im 13. Jahr­hundert die Wohnhäuser aus Stein — von ih­rem zahlenmässigen Übergewicht ganz zu schweigen — auch in bezug auf Qualität nicht hinter den kirchlichen Bauwerken zurückstan­den. Der Einfluss der Wohnbauten auf die Ausbildung der gotischen Kirchensysteme wird nämlich in dieser Epoche entscheidend, wozu auch die oben erwähnten zweischiffigen Räume beitragen. Vom 13. Jahrhundert an bestehen die Aufgaben der Steinmetzen und Baumeister hauptsächlich in der Errichtung von Wohn­häusern und so macht sich unwillkürlich deren Einfluss geltend. Die Tätigkeit der mittelalter­lichen französischen, deutschen und anderen Hüttenorganisationen erstreckte sich insbe­sondere auf kirchliche Baukunst. In den reife­ren Werken der Gotik ist bereits konkret ein Verweltlichungsprozess zu erkennen. Dies be­zieht sich auch auf die Darstellungsweise und Ge­genstände der Bauplastik. Die Werke der zwei­ten Steinmetzwerkstatt in der Matthiaskirche sind über und über mit naturalistischen Pflan­zenmotiven verziert. Später, gegen die Mitte des 14. Jahrhunderts, wird diese bauplastische Dekoration immer schematischer, blutlos, er­zielt nicht mehr die Anmut und den wahren Realismus der grossen fortschrittlichen Bild­hauerei des 13. Jahrhunderts. Betrachten wir die Schöpfungen der Bauhütte von Buda, so sehen wir, dass die hier sich entfaltenden Wesens­züge den Werdegang der ganzen ungarischen gotischen Baukunst bestimmen, das heisst aber, dass wir tatsächlich einer wahren Eigenentwick­lunggegenüberstehen. Diese Wesenszüge verraten das Streben des Dominikaner- und Franziskaner­ordens nach Vereinfachung in der Baukunst. Es fehlt die reich ausgestattete Fassade, anstatt der dreiteiligen Portalanlage herrscht in architek­tonischer Beziehung die Lösung mit Einzel­portal vor. Statt des Dreierportals wird das in die Achse gestellte einzige Portal durch ein Mittelrisalit betont, der vage an die Vor­halle erinnert. Dies ist z. B. beim Portal der Matthiaskirche der Fall. Es fehlt das monu­mentale, mit Gewändestatuen reich geschmück­te Portal der französischen Gotik und die plastische Dekoration beschränkt sich haupt­sächlich auf das Relief des Tympanons.Im Prin­zip lehnt sich die Ausbildung der Fassade na­türlich an den in der Normandie und in Caën heimischen Fassadentypus mit Giebeln und Doppeltürmen an. Im Vergleich zu den klas­sischen Schöpfungen der Gotik ist diese Fas­sade jedoch weniger reich, nicht aufgelockert und wird durch Statuenschmuck nicht male­risch belebt. An Stelle der Reliefwirkung domi­niert hier daher eher die architektonische Wirkung ruhiger, geschlossener Massen. Die geschlossene kubische Auffassung ist auch für •••_'• die Seitenfassaden bezeichnend, an denen die Strebebogen fehlen, was übrigens einen>Wesens­zug der ungarischen Gotik bildet. An Stelle der Strebebogen halten die Strebepfeiler in vereinfachter und kaum aufgelockerter Form dem Seitenschub der Gewölbe die Waage. Ver­mutlich waren diese Strebepfeiler mit Statuen geschmückt, wie denn auch diese Losung in der späteren ungarischen Gotik (z. B. in der Schwarzen Kirche zu Brassó—Orasul Stalin— Kronstadt) zutage tritt. Die Matthiaskirche war mit einem einfachen Pseudo querschiff ausge­stattet, wobei zu bemerken ist, dass auch das Querschiff keine Allgemeingültigkeit in der ungarischen Gotik hat. Dieselbe Vereinfa­chung charakterisiert auch die Ausbildung des Innenraums. Wie unter den ungarischen bür­gerlichen Bauwerken hohe, mehrstöckige Häu­ser nur selten vorkommen, so fehlt auch in der Kirche die mehrgeschossige Gliederung des Hauptschiffes durch Galerien und Triforien. Auf diese Weise ist der Innenraum schlichter, geschlossener, doch auch von geringerer Monu­mentalität und nicht so hell. Im weiteren Ent­wicklungsverlauf dagegen führt diese ungeteil­tere Raumauffassung in Ungarn zur verhältnis­mässig leichten und zeitlich ziemlich frühen Aus­bildung des Hallensystems, das wiederum der Verbreitung der langgestreckten Renaissance­Räume den Weg ebnet. Das Problem der Verbin­dung der verschiedenen Räume macht sich auch beim Mönchschor bemerkbar. Eines der ersten Beispiele des Mönchschors in Ungarn haben wir in der Klosterkirche der Dominikanerinnen der Margaretheninsel vor uns. Statt des Rau­mes der Querschiffe spielt in Ungarn der Mönchschor die Hauptrolle. In den grossen Kathedralen Westeuropas münden die Räume der Haupt- und Nebenschiffe in den Quer­schiffsraum, wie in eine grosse Zusammenfas­sung, um von dort in den betontesten Raum der Kirche, den Chor, weiterzuführen. Über der Vierung, der Durchdringungsstelle von Längs- und Querhaus, erhebt sich in zahlrei­chen Fällen ein hoher Turm und die monu­mentale Gesamtwirkung erreicht an dieser Stelle ihren Höhepunkt und ihre Zusammenfassung. Diese Raumsynthese bereitet den Beschauer auf das Erlebnis des Chores vor, indem sie dessen Wirkung eindrucksvoll erhöht. Diese Raumverbindung ist eine ins Monumentale ge­steigerte Konzeption der Verbindung von Zu­schauerraum und Schauplatz der sakralen Hand­lung. Es kommt auch vor, dass der Hochaltar gerade unter diesem kuppelartigen Turmraum aufgestellt ist. In Ungarn finden wir diese monu­mentale Kunst der gotischen Raumverbindung nicht, statt ihrer wird sogar in unseren gro­ssen Kirchen der Mönchschor verwendet, der ein viel schlichteres Raumerlebnis vermittelt. Beide Lösungen haben gleiche funktionelle und soziale Bedeutung, finden doch Ordensleute,, 64

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