Budapest Régiségei 17. (1956)

ANYAGKÖZLÉSEK - Holl Imre: Adatok a középkori magyar fazekasság munkamódszereihez 177-196

/. HOLL BEITRÄGE ZU DEN ARBEITSMETHODEN DER UNGARISCHEN TÖPFEREI DES MITTELALTERS Im Zusammenhang mit der wissenschaft­lichen Bearbeitung der ungarischen Keramik des Mittelalters erwies sich auch ein eingehendes Studium der Arbeitsmethoden der alten Mei­ster als unerlässlich. Besonders im Hinblick auf die Keramik des IL — 13. Jahrhunderts wurde die Beobachtung gemacht, dass die Freihandarbeit eine grosse Rolle bei der Ver­fertigung spielte und dass die Formgebung der Gefässe unmöglich auf einer mit dem Fuss betriebenen Töpferscheibe stattfinden konnte. Im Jahre 1950 begann ich zusammen mit I. Méri zunächst die Untersuchung der weissen Keramik des 13. Jahrhunderts, so­dann wandte ich mich der Prüfung des aus Budapester Fundstätten geborgenen gleichalt­rigen weissen keramischen Materials zu (Abb. 1). Bei dieser Gruppe konnte beobachtet wer­den, dass das für diese Zeit charakteristische tief eingeritzte Linienornament keinesfalls während der schnellen Drehung der Scheibe entstanden sein konnte. An anderen Stücken waren die Spuren der Ans atz stellen von Wand und Boden des Gefässes gut sichtbar. Glättung mittels Töpferscheibe ist nur an den Hais­und Mundpartien bemerkbar. Bei dem grössten Teil der Gefässe hat die Aussenseite des Bodens eine viel gröbere Oberfläche als die üb­rigen Teile des Gefässkörpers ; diese rohe Ober­fläche ist jedoch oft nur am Mittelteil des Gefässbodens wahrzunehmen, während der Rand viel glatter ist. Schliesslich ist es gelun­gen, auch solche Gefässe bzw. Flaschen zu finden, an denen Spuren der sogenannten Spiralwulsttechnik noch heute sichtbar sind (Abb. 7—9). Diese Beobachtungen weisen sämtlich darauf hin, dass die Anfertigung dieser keramischen Gruppe aller Wahrscheinlichkeit nach auf einer mit der Hand betriebenen Scheibe stattgefunden hat. Eine Erklärung für die Entstehung der an den Gefässen sichtbaren Spuren kann am ehesten durch einen Vergleich mit Hilfe der diesbezüglichen Beschreibungen der ethno­graphischen Sammlungen gewonnen werden ; dank dieser Methode haben auch die deutschen, polnischen und sowjetischen Archäologen be­deutende Resultate bei ihren Untersuchungen auf dem Gebiet der Keramik des Mittelalters erzielt. Unsererseits konnten wir am erfolg­reichsten die Mitteilungen von B. Perunicic und Z. Petrovic benutzen (Drobnjakovic : Contri­butions à l'étude de notre céramique populaire. Musée Ethnographique de Beograd. Éd. Spéc. Fase. 6.1936), da sich diese eingehend mit dem Arbeitsverfahren befassen, das von den Töp­fern in der Umgebung von Növi Pazar und Zlakusa bei der Herstellung ihrer Gefässe auf handgetriebener Scheibe angewandt wird. Die Töpfer in der Umgebung von Novi Pazar bestreuen die Mitte des Scheibentellers mit Asche, darauf setzen sie den Tonkuchen (die Tonmasse), dessen Rand zur Scheibe gedrückt wird, damit er gut anhafte. Während des Drehens der Scheibe wird der Ton mit einem Holzmesser ringsherum beschnitten. Der Tonkuchen bildet den Gefässboden, durch des­sen Hochziehen die Ausbildung des Gefäss­leibes beginnt. An diesen Ansatz werden nun die kurzen Tonwülste angeknetet. Die Scheibe mit der linken Hand drehend, glättet der Töpfer die aufgeklebten Wülste mit dem Holzmesser. Die Ausbauchung des Gefässes führt er mit dem Zeigefinger der linken Hand aus, während er die Scheibe langsam dreht. Das fertige Gefäss wird nun unter schneller Drehung der Scheibe zuerst mit dem Holz­messer, danach mit einem nassen Stoff läppen geglättet. An den Gefässwänden sind Verzierun­gen zu sehen, die mit einem Holzmesser oder Fingernagel angebracht sind : Wellenlinien zwischen geraden Linien oder Wellenlinien und mit dem Nagel eingeritzte Kerben. Die Verzierungsmotive sind von den einzelnen Töpfermeistern verschieden angeordnet, jeder von ihnen hat seine ihm eigene Verzierungsart, an der er seiner Hände Werk erkennt. In der Mitte des Scheibentellers sind einfache Zeichen eingraviert (Kreis, Kreuz im Kreis, Punkt), deren ursprünglicher Sinn ihnen aber nicht klar ist. Die Töpfermeister von Zlakusa formen aus der zum Gefässboden nötigen Tonmasse einen Ball, den sie plattdrücken und die untere Fläche mit Kalzitstaub bestreuen, damit diese nicht allzu sehr der Scheibe anklebe. Der auf die Scheibe gedrückte Ton wird nun während des Drehens mit dem Holzmesser beschnitten, wonach die Wülste an den Rand des Gefäss­bodens geknetet werden, welche ihrerseits durch das Holzmesser bei Drehung der Scheibe eine Glättung erfahren. Die Aushöhlung des Gefässes wird von den Zlakusaer Meistern mit Hilfe eines halbkreisförmigen Holzmessers bewerkstelligt. Die Töpfermeister beider Dör­fer brennen die Gefässe im offenen Feuer. Die Feuerstelle ist ein einfaches, 50 cm tiefes Loch im Boden, mit einem Durchmesser von 194

Next

/
Oldalképek
Tartalom