Budapest Régiségei 16. (1955)

TANULMÁNYOK - Holl Imre: Egy budavári reneszánsz kő 199-206

IMRE HOLL EIN RENAISSANCE-SCHNITZWERK AUS DER BURG VON BUDA ZUSAMMENFASSUNG Bei den in der königlichen Burg von Buda durchgeführten Ausgrabungen kam im Jahre 1950 das Fragment eines Renaissance-Schnitzwerkes aus der sekundären Vermauerung zum Vorschein. Der Stein gehörte wahrscheinlich zu einem längeren Fries. Das untere Drittel des erhaltenen Stückes ist durch flach gearbeitete Rosetten und Blätter, darüber durch eine Perlenreihe, sodann durch eine Schuppen Verzierung und den abschliessenden Eier­stab gegliedert, und über diesem Teil ist ein nach links gewendeter, dekorativ ausgearbeiteter Drachen angebracht. Das Fragment — samt einigen aus derselben Hand stammenden, aber auf eine andere Bestimmung hinweisenden Schnitzwerken — bildet eine geschlossene Gruppe im Denkmalmaterial von Buda 1 (Abb. 1 und 3). Ein Jahr vorher gelangte ein Relief aus Marmor im englischen Kunsthandel zur Auktion (Burlington Magazine, 1949, June XI). Der Oberkörper des in einem Renaissance-Rahmen eingefassten Männer­bildnisses ist mit einem mit Löwenköpfen verzierten Schuppenpanzer bedeckt, der Helm mit einem nach vorne blickenden Drachen dekoriert. Der Kopf des Tieres zeigt in bezug auf seinen Stil eine in Einzel­heiten gehende Übereinstimmung mit dem Drachen­kopf des Steines von Buda. Die Unterschiede in der Ausarbeitung der beiden Schnitzwerke werden durch das abweichende Material (Marmor bzw. Sandstein) und durch die abweichende Bestimmung (in verschiedener Höhe angebrachte Schnitzwerke) begründet. Das Londoner Stück befindet sich — laut Bericht über die Auktion — seit Mitte des vorigen Jahrhunderts in England; wegen seiner Formenbeziehungen zum Grabdenkmal Forteguerri in Pistoia hält man es für die Arbeit Verrocchios 3 (Abb. 2). Das Londoner Marmorrelief ist eines der zuletzt zum Vorschein gekommenen Exemplare der Serie von Kriegerköpfen, deren einzelne Stücke in dem auf Verrocchio bezüglichen Fragenkreis der kunst­historischen Forschung so viele Diskussionen ent­fesselt haben. Von dieser Serie erachten die Forscher eindeutig nur das Relief „Alexander der Grosse" der Sammlung Strauss als authentisches Werk des grossen Meisters der Renaissance. 4_5 Die Herstellungs umstände der ersten zwei — scheinbar eine Schule machenden — Stücke (Alexander der Grosse und der verschwundene Darius) dieser Serie hat Vasari in seinen Auf­zeichnungen verewigt: ,,... Fece anco (Verrocchio) due teste di métallo, una d'Alessandro Magno in profilo, l'altra d'un Dario, a suo capriccio, pur di mezzo rilievo e ciascuna da per se, variando l'un dall'altro ne'cimieri nell armadure, ed in ogni cosa; le quali amendue furono mandate dal magnifico Lorenzo vecchio de' Medici al re Mattia Corvino in Ungheria con moite altre cose, come si dira al luogo suo." (Vasari, Vite; ed. Salani, p. 220.) Zweifellos ist, dass die Frage der Ausführung der Soldatenköpfe die Mitglieder des Verrocchio­Kreises stark beschäftigt hat (deswegen bestehen die verschiedenen Ansichten bezüglich des Meisters, und dies beweist auch die um 1480 verfertigte Zeichnung im Skizzenbuch Leonardos, die vielleicht nach Vorbild des seither verschwundenen Darius entstanden ist); also haben auch mehrere Mit­glieder der Werkstätte versucht, sie zu lösen. Das Londoner Stück birgt in sich die Atmosphäre der Werkstätte, doch muss das Problem seiner Her­kunft geklärt werden, bevor wir es als authentisch betrachten können. Das Schnitzwerk mit Drachen von Buda und sein Kreis verleiht auf Grund der Übereinstimmun­gen eine weitere neue Perspektive in der Frage der Budaer Beziehungen des Verrocchio-Kreises. Das Stück ist das Fragment eines Frieses, der Drachen der abschliessende Teil der rechten Seite des Bildstreifens, und vorläufig ist es unbekannt, zu welcher Szene er gehört hat. Die Geschenke des Fürsten von Florenz: die Porträts von Alexander dem Grossen und Darius zieren nicht zufällig das Palais des Königs Matthias. Die Wahl des ikono­graphischen Vorwurfs ist nicht nur eine Offenba­rung der allgemeinen altertümlichen Beglaubigung der Renaissance, sondern ein Symbol: ein ten­denziöses Geschenk des Fürsten Medici. Matthias ist der Alexander der Grosse der europäischen Renaissancekultur, der gegen „seine Perser" — das türkische Reich —, die sein blühendes Land be­drohten, kämpft. Im August 1480 greift die türkische Flotte an der Küste von Otranto bereits Italien an und entsetzt durch Einnahme der Festung die Einwohner der ganzen Halbinsel. Venedig konnte schon ein Jahr vorher um den Preis von zehn­tausend Golddukaten die Aufrechterhaltung seiner Handelsmöglichkeiten sichern. Zur Zurückschla­gung der Türken schickte Matthias in türkischen Kämpfen erfahrene Truppen nach Italien, deren Mitwirkung sich bei der Befreiung von Otranto als eine erfolgreiche Hilfe erwies. Die Geschenke Lorenzos rühmen diese Taten. Die Gestalt Alexander des Grossen wurde für Matthias ein immer mehr bewusstes Ideal; die Biographie Alexanders war bereits seit Matthias' Jugendzeit eine seiner liebsten Lektüren; später vergleicht eine ganze Reihe von Humanisten sowohl seine Taten als auch seine äussere Erscheinung mit denen seines Ideals. 7 ,,.. . ut Alexandrum gen­tilem tuum, ut alibi ostendimus, cuius magnani­205

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