Budapest Régiségei 16. (1955)
TANULMÁNYOK - Holl Imre: Külföldi kerámia Magyarországon, XIII-XVI. század 147-197
urteilen, ist es die Arbeit eines ungarischen Goldschmiedes aus der Zeit der Renaissance (Abb... 30). Steinzeugbecher dieser Art kamen bei der Ausgrabung ungarischer Burgen und Schlösser, aus Provinzialstädten, ja auch aus dem Material von Dörfern zum Vorschein. Bei der Erschliessung der Zitadelle und des unteren Palastes von Visegrád wurden bisher bereits die Fragmente von mehr als einem Dutzend Exemplaren zutage gefördert; in der königlichen Residenz von Pomáz fand man sechs, in der oberen Burg von Esztergom, auf dem Trümmergebiet des Klosters von Kána (südlich von Buda), unter den Funden von Székesfehérvár, Pécs, Mezőkovácsháza, Muhi und Kanizsa ebenfalls ein bis zwei Exemplare. Diese Stücke zusammen mit dem aus einem Brunnen der Wasserstadt unter der Burg von Buda ans Tageslicht geförderten Exemplar (Abb. 27) geben einen augenfälligen Beweis der ausgedehnten Handelsbeziehungen Ungarns im XV. Jahrhundert. Die archivalischen Angaben bieten ein charakteristisches Bild über die Seltenheit und den Wert der mährischen Becher. Das im Jahre 1491 aufgenommene Inventar der Burg Velika in Kroatien, das südlichste Vorkommen des mährischen Steinzeugs, führt nebst acht Kristallamphoren und sieben Kristallbechern nur zwei mährische Becher („peccaria morvay") an. Eine andere Aufzeichnung aus dem Jahre 1529 zählt einen solchen bereits mit einer Goldschmiedeeinfassung unter den wertvollen Schätzen der Erbschaft auf. Die bisher reichste Fundstelle der mährischen Becher ist die königliche Burg von Buda. Aus dem bis zum Niveau des XV. Jahrhunderts erschlossenen Gebiet wurden die Scherben von mehr als achtzig Exemplaren gesammelt. Den Schichten gemäss standen sie von der Mitte bis zum Ende des XV. Jahrhunderts im Gebrauch und gelangten vorwiegend unter der Herrschaft des Königs Matthias hierher. Im geschlossenen Fundmaterial aus der Zeit der Türken erscheinen sie nur vereinzelt, ein Beweis, dass ihr Import im XVI. Jahrhundert bereits aufgehört hat. Unter den bisher bekannten Erzeugnissen aus Lostice sind vier Bruchstücke unseres Wissens alleinstehend. Wir wussten nicht, dass für solche Trinkbecher auch Deckel angefertigt wurden. Die eine Scherbe (Abb. 34) wurde für einen mächtigen Becher (Mündungsweite 12 cm) hergestellt, der eine einzigartige Seltenheit gewesen sein konnte. Die anderen beiden turmförmigen Deckel (Abb. 33 und 35) sind charakteristische spätgotische Schöpfungen. Aus diesen ist ersichtlich, dass die Töpfermeister von der damaligen Goldschmiedekunst viel übernommen haben (Abb. 36). Der Londoner Silberbecher liefert ein gutes Beispiel dafür, welche Kunstschöpfungen die Arbeit des mährischen Töpfermeisters gefördert haben. II. BLEIGLASIERTE KERAMIK Österreichische Prunkkeramik Die österreichischen Töpfermeister erreichten bereits im XV. Jahrhundert die notwendige Fertigkeit, den Glas- und Goldschmiedegefässen ebenbürtige Keramiken herzustellen. Erstere bieten sowohl bezüglich der Verzierung als auch der Form und Technik den Töpfermeistern Anregungen. Aus dem ungarischen feudalen Hof kam das Material zweier österreichischer Gruppen zum Vorschein: Die grünglasierten Becher mit Beerendekor wurden in derselben Werkstätte hergestellt wie das Stück, welches Molthein auf Grund seiner Fundstelle aus Enns hält. Sie wurden in zwei Fällen zusammen mit aus der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts stammendem Fundmaterial zutage gefördert, und dieser Umstand unterstützte die stilkritische Bestimmung Moltheins auch archäologisch. Ihre Verzierung ist stets die gleiche, der Ton der grünen Glasur und die Form des Bechers jedoch bei jedem Exemplar verschieden. An manchen Stellen weisen sie einen lila oder roten Lüsterglanz auf, der ein Ergebnis des reduzierten Brennens ist. Diese Farbwirkung ist in der mitteleuropäischen Töpferei zur Zeit alleinstehend (Abb. 38—41). Die Erzeugnisse der Werkstatte kamen wohl auch im Handel vor, da ein Stück aus dem mittelalterlichen Stadtteil ans Tageslicht gefördert wurde. Die nächste Gruppe wird von Keramiken mit pinienartigem Zapfendekor gebildet, die von Molthein in die erste Hälfte des XVI. Jahrhunderts datiert werden; wahrscheinlich wurden sie in Wien hergestellt. Ein Bruchstück ist uns aus Matthias' Palast in Visegrád bekannt (Abb. 43), das mit dem Exemplar aus der Sammlung Figdor übereinstimmt. III. ÖSTERREICHISCHE GEBRAUCHSWARE Seit Ende des vorigen Jahrhunderts verfolgen die ungarischen Archäologen stets mit Aufmerksamkeit das Vorkommen der sog. graphitierten Keramik ; ihre erste Bewertung erschien zugleich mit Moltheins Forschungsergebnissen. Molthein unterscheidet in seinen Werken auf Grund von 49 Werkstättenmarken die Erzeugnisse mit Randmarke der Töpfermeister von Wien, Tulln, Passau und Ried. In seiner letzten Studie lenkt er die Aufmerksamkeit auch darauf, dass nach den Graphit-Fundstellen und den archivalischen Angaben andere Herstellungsorte ebenfalls in Frage kommen, deren Marken wir aber noch nicht kennen. Die Tätigkeit der Wiener Töpfermeister ist seit Anfang des XIII. Jahrhunderts nachweisbar ; ein Statut aus dem Jahre 1431 verpflichtet die Werkstätten, eine Marke anzuwenden. Das andere grosse Zentrum ist Hafnerzell bei Passau; die Verordnung aus dem Jahre 1578 beweist, dass die Erzeugnisse auch hier mit einer Marke versehen worden sind. Die Töpfermeister von Tulln erzeugten die Gefässe mit dem Zeichen ,,T", das auf das Wappen der Stadt zurückgeführt werden kann. Die Dorf- und Burgausgrabungen liefern ein reiches Material zur Frage der österreichischen Gefässe. Die Ausgrabungen des Museums von Kecskemét zeigen, dass solche Gefässe in den nahe der Theiss liegenden Dörfern seltener vorkommen, was J 3 Budapest régiségei 193