Budapest Régiségei 16. (1955)

TANULMÁNYOK - Holl Imre: Külföldi kerámia Magyarországon, XIII-XVI. század 147-197

IMRE HOLL AUSLANDISCHE KERAMIKFUNDE DES XIII.-XVI. JAHRHUNDERTS IN UNGARN ZUSAMMENFASSUNG Die archäologische Erforschung des Zeitalters des Feudalismus wird in Ungarn in den letzten Jahren auf einer immer breiteren Basis durchge­führt. Es bieten sich immer mehr Möglichkeiten, neue Fragen zu lösen und das alte Fundmaterial nach neuen Gesichtspunkten zu bewerten. Die Ausgrabungen fördern viel keramisches Material sowohl ungarischer als auch ausländischer Her­kunft zutage. Die Bearbeitung der Produkte aus­ländischer Werkstätten ist vom Standpunkt der Bewertung des ungarischen Materials unentbehr­lich, sie liefert aber auch über die Beziehungen zu dem Ausland wichtige Angaben. Die ganze Massenware stammt aus Österreich, und vorläufig kann man lediglich von dieser aus­ländischen Gruppe nachweisen, dass ihr Gebrauch in Ungarn bedeutend gewesen ist. Die Prunkkera­mik, die zum Tafelgeschirr der Aristokratie und teilweise auch der Bürgerschaft gehörte, wurde aus sieben verschiedenen Gebieten nach Ungarn hereingebracht: Rheingegend, Hessen, Mähren (Steinzeug); Österreich (bleiglasierte Ware); Ita­lien und Spanien (Majolika); naher und ferner Osten (Halbfayencen mit durchsichtiger Glasur und Por­zellan). In dieser Abhandlung befassen wir uns mit den ersten vier Gruppen bis zum Anfang der Tür­kenherrschaft (1541). (Die besondere Bearbeitung der italienischen Majolikaware siehe Frau V. Ber­talan, Művészettörténeti Értesítő, 1954.) I. STEINZEUG 1. Siegburg Charakteristische Erzeugnisse der Töpferei der Rheingegend sind die Siegburger Gefässe. O. Falke stellte in einer zusammenfassenden Arbeit die Ent­wicklung der Produkte der dortigen Meister dar. Die erste Warengruppe mit spezieller Eigenart wurde im XV. Jahrhundert hergestellt. Vom Mate­rial dieser Gruppe kommen in Ungarn die ballu­sterförmigen Becher am häufigsten vor. Je ein Frag­ment wurde im königlichen Palast von Visegrád, im Schloss von Pomáz (statio curiae regiae) und un­ter der Burg von Solymár (in der Nähe von Buda) gefunden. Bei den Ausgrabungen in der königlichen Burg von Buda kamen Bruchstücke von acht solchen Bechern zum Vorschein (Abb. 5). Ihre charakteri­stische Form stimmt mit den in die Mitte und zweite Hälfte des XV. Jahrhunderts datierten Stücken aus­ländischer Sammlungen überein. Die meisten Exemplare von Buda kamen mit typischer Keramik aus der Zeit des Matthias Corvinus zum Vorschein, und die Fundumstände einiger von diesen wiesen darauf hin, dass sie zur Zeit der ersten Verwüstung der Burg (1530) in das Schuttmaterial gelangten. Drei andere Stücke lagen in einer Schicht mit dem Material aus der Zeit des Königs Sigismund (Abb. 6). Ihre Farbe und Form unterscheidet sich zum Teil von der vorher erwähnten; das eine (Abb. 8) befand sich in der Schicht der Baugrube des ,,Csonka-(Rumpf-)Turmes"; dies beweist, dass man am Hof von Buda Siegburger Gefässe bereits vor 1420 benutzt hat. Ein Bruchstück weist auf eine dritte Form hin (Abb. 7), die wahrscheinlich einen von dem obi­gen Typus abweichenden Fussbecher vertritt und ebenfalls bereits in der zweiten Hälfte des XV. Jahr­hunderts in das Schuttmaterial geriet. In dem, den östlichen Flügel der Burg von Buda durchschnei­denden Felsenzwinger wurde das Bruchstück eines Walzenbechers (Abb. Ô) gefunden, der mit seiner aus Stempelform aufgedrückten Stachelverzierung unter den in der Fachliteratur veröffentlichten Exemplaren alleinstehend ist. Wegen seines Materials und der charakteristischen kastanienbraunen Farbe reihen wir ihn in die Siegburger Gruppe ein. Ein in der nächsten Gruppe behandeltes Stück aus Drei­hausen zeigt, wie starke Wechselwirkungen zwi­schen den zwei Werkstätten bestanden (Abb. 22). Das angeführte Bruchstück gelangte in der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts in die Schuttschicht. 2. Dreihausen Diese wichtigste mittelalterliche Keramikwerk­stätte in Hessen ist durch O. Falkes Forschungen be­kannt (Kunst und Kunsthandwerk, X, 1907, 295). Die frühesten Erzeugnisse der Werkstätte sind durch kaum acht vollständige Exemplare vertreten (Limburg, Kassel, ehemalige Sammlung Figdor, Kopenhagen; Abb. 11 —16). Zur Zeitstellung dieser frühen Gruppe konnte die Forschung noch keine Ausgrabungsangaben verwenden, weswegen die Herstellungszeiten an Hand der Inschriftausle­gungen und des Stils bestimmt wurden. Falke da­tiert die Tätigkeit der Werkstätte auf den Anfang des XV. Jahrhunderts, was auch durch das Inventar Philipp des Guten, Herzog von Burgund (1419 — 1467) unterstützt wird. Molthein nahm die Datie­rung Falkes nicht an und versetzte die Tätigkeit der Werkstätte in das XIV. Jahrhundert, K. Strauss hingegen bestimmte — auf Grund von irrtümlich eingereihten Stücken — die 1530er Jahre als Ent­stehungszeit. Ein Teil der bei der Ausgrabung des mittelalter­lichen Palastes von Buda zum Vorschein gekom­menen Steinzeugfunde können auf Grund des Ma­191

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