Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 52. (2007)

DÖBERL, Mario: Höfisch oder privat? Die Beschaffung und Wartung von Wägen am Wiener Kaiserhof in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts

freigewordene Stelle. Diese wurde jedoch zu seiner Enttäuschung an Franz Nörpel vergeben.162 Auf Verlangen eines der Gläubiger Kaltenbrunners wurde Ende des Jahres 1829 die Hälfte seines Taglohnes gepfändet.163 Zur drückenden finanziellen Situation kam noch Streit mit verschiedenen Gesellen der Hofsattlerei. Als im April 1830 eine Wagenmeisterstelle frei wurde, ließ Kaltenbrunner die übrigen Sattlereigesellen wissen, dass ihm der Posten so gut wie sicher sei, da er mächtige Fürsprecher habe.164 Weiters kündigte er seinen Kollegen an, „ihnen ehestens als k. k. Wagenmeister zu zeigen, wer er sei.“165 Durch solche Aussagen machte sich Kaltenbrunner in der Hofsattlerei nicht eben beliebt. Nachdem seine Bewerbung abgelehnt worden war und Wenzel Schwertner den ersehnten Posten erhalten hatte, blieb Kaltenbrunner der Arbeitsstätte fern und ließ sich dort auch in Zukunft nicht mehr blicken. Er begründete dies später damit, dass er sich von seinen Arbeitskollegen bedroht gefühlt habe und er durch ein Verbleiben in der Hofsattlerei seines Lebens nicht mehr sicher gewesen wäre.166 Gegen Ende des Jahres 1830 erstattete Kaltenbrunner Anzeige bei der Polizei- Oberdirektion Wiens. Er klagte, von einigen Hofsattlergesellen misshandelt und in seiner Ehre gekränkt worden zu sein. Der Fall wurde schließlich an das Obersthofmarschallamt weitergeleitet.167 Dieses forderte eine Stellungnahme des Oberststallmeisteramts, fühlte sich aber letztlich für die Angelegenheit nicht zuständig und reichte die Akten wieder an die Polizei-Oberdirektion zurück.168 Dort wurde Kaltenbrunners Beschwerde schließlich abgewiesen. Der Sattler wollte sich damit aber nicht zufrieden geben und suchte persönlich den Polizei-Oberdirektor Baron von Waldstätten auf. Kaltenbrunner schilderte seine Begegnung mit Waldstätten folgendermaßen: [...] ich ging sogleich hin, bat ihm, weinte, klagte meine Not, um Gottes willen, was mußte ich von Herrn Hofbat erfahren, er sagte, mein lieber braver alter Kaltenbruner, deine ganze Sache ist und bleibt gerecht, und du bedauerst mich von ganzen Herzen, denn ich hab es dir versprochen, und ich wollte mein Versprechen halten. Da kam ein Höfisch oder privat? Die Beschaffung und Wartung von Wägen am Wiener Kaiserhof 162 Oberststallmeisteramt an Martin, Direktor des Geheimen Kabinetts, Wien 1831 März 25, HHStA, OStA, B, 51, ZI. 149 aus 1831, unfol. 163 Magistrat der Stadt Wien an das Obersthofmarschallamt, Wien 1829 November 17 und 1830 Februar 26, HHStA, OStA, C, 112, einliegend ZI. 1 234 aus 1835; Obersthofmarschallamt an das Obersthofmeisteramt, Wien 1829 Dezember 3 und 1830 März 5, e b e n d a. 164 Oberststallmeisteramts-Kanzleidirektor Grill, Wien 1836 April 1, HHStA, OStA, C, 112, einliegend ZI. 1 234 aus 1835, unfol. 165 Oberststallmeisteramt an Martin, Direktor des Geheimen Kabinetts, Wien 1831 März 25, HHStA, OStA, B, 51, ZI. 149 aus 1831, unfol. 166 Oberststallmeisteramts-Kanzleidirektor Grill, Wien 1836 April 1, HHStA, OStA, C, 112, einliegend ZI. 1 234 aus 1835, unfol. 167 Polizei-Oberdirektion Wien an das Obersthofmarschallamt, Wien 1830 Oktober 29, HHStA, OStA, C, 112, einliegend ZI. 1 234 aus 1835, unfol. 168 Obersthofmarschallamt an die Polizei-Oberdirektion Wien, Wien 1831 Februar 11, eb enda. 149

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