Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 52. (2007)

DÖBERL, Mario: Höfisch oder privat? Die Beschaffung und Wartung von Wägen am Wiener Kaiserhof in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts

Mario Döberl Kongresses sei. Die Berechnungen ergaben, dass für die Spitzenzeiten die gleichzeitige Bereitstellung von mehr als 480 Pferden und 167 Wägen samt Pferdegeschirren gewährleistet sein musste.32 Zu den Fahrzeugen selbst bemerkte Trauttmansdorff: „Alle diese Wägen müssen nicht nur ganz gut, sondern gleichsam ganz neu hergestellt sein, [.,.].“33 Die Zeit drängte; die benötigten Wägen mussten in wenigen Wochen einsatzbereit sein, weshalb auch zahlreiche Sattlermeister zu Hofaufträgen gelangten, die sonst nicht in den Akten des Oberststallmeisteramtes aufscheinen.34 Auch der Bestand an Zuggeschirren musste beinahe zur Gänze erneuert werden, da diese dergestalt verfallen waren, daß bei dem Gebrauche außer dem allgemein auffallenden Übelstand derselben auch noch Gefahr (und zwar bei sehr vielen) damit verbunden war.35 Zwar lässt sich die Zahl der neu angeschafften Wägen nicht mehr genau eruieren, allerdings geben Informationen, die Oberststallmeister Trauttmansdorff dem Kaiser nach dem Ende des Kongresses lieferte, eine Idee von dem in nur wenigen Monaten erfolgten und für Wien beispiellosen Anwachsen des kaiserlichen Fuhrparks. Trauttmansdorff bemerkte, dass sich vor dem Kongress „in den k. k. Hof- Wagenschupfen 60 bis 70 Wägen aller Art“ befunden hätten - dabei sind aber gewiss nur jene Wägen mitgezählt, die auch bei feierlichen Anlässen verwendet werden konnten. Von diesen „60 bis 70 Wägen“, so der Oberststallmeister, seien aber nicht alle [...] zur Dienstleistung im Stand gesetzt und nur so viel davon brauchbar, als Eurer Majestät Allerhöchst eigener Hof erforderte. Bis auf 230, darunter der größte Teil Leibwägen, wurde die bisher bestehende Anzahl von 60 vermehrt.36 32 Oberststallmeisteramts-Kanzleidirektor Skall an Equipagen-Inspektor Potscheck, Wien 1814 August 24, HHStA, OStA, B, 11, ZI. 1 444 aus 1814, fol. 427r-430v. 33 Ebenda, fol. 428L 34 Die Abrechnungen für mehrere Fahrzeuge sind erhalten. Sie sollen hier folgendermaßen angeführt werden: Name des Sattlermeisters (Anzahl der gelieferten Wägen/Gesamtpreis). - Peter Bergholdt (1/1 550 fl.), Joseph Brunner, Stallmeister von Graf Joh. Palffy, (1/1 007 fl.), Johann Eckart (2/3 090 fl.), Friedrich Gersch, (2/4 000 fl.), Jakob Hell (3/9 300 fl.), Friedrich Heller (2/3 000 fl.), Johann Georg Hüttner (2/3 450 fl.), Carl Jochmann (1 + 1 Bock/1 440 fl.), Johann Ladstadter (3/-), Johann Michael Leitmayer, aus Mariahilf (4 + 5 Böcke/7 353 fl.), Gottfried Liebelt (2/3 400 fl.), Joseph Mayrberger, aus der Josephstadt (2/6 500 fl.), Kolomann Mayrberger (mehr als 9/16 360 fl.), Joseph Odersky (3/5 400 fl.), Joseph Opitz (4/6 600 fl.), Johann Paula (3/1 944 fl. 48 kr.), Nikolaus Pemer (Wagnermeister!) (3/3 300 fl.), Anton Plank (2/11 000 fl.), Johann Radtgeber (9/16 500 fl.), Andreas Ruchser (3/6 700 fl.), Franz Schmid (3/5 464 fl.), Carl Spertzheim (2/5 500 fl.), Lorenz Wielath, Himmelpfortgasse 1013 (1/1 600 fl.), Ludwig Wolf, Singerstraße 938 (2/2 853 fl.). Alle Angaben aus HHStA, OStA, C, 19, unfol. Die Gesamtsumme für die Arbeiten an diesen 75 Fahrzeugen betrug 127 311 fl. 48 kr. Daneben ist unter anderem auch noch eine Abrechnung von Simon Brandmayer über gelieferte Hofwägen im Wert von 12 000 fl. dokumentiert. HHStA, OStA, C, 129, fol. 33r. 35 Oberststallmeister Trauttmansdorff an Kaiser Franz 1., Wien 1814 Oktober 24, HHStA, OStA, C, 101, ZI. 1 905 aus 1814, unfol. 36 Oberststallmeister Trauttmansdorff an Kaiser Franz I., Wien 1816 Jänner 1, HHStA, OStA, C, 102, ZI. 130 aus 1816, unfol. 122

Next

/
Oldalképek
Tartalom