Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 51. (2004)

LECHNER, Elmar – NIKIRSA, Marija – OSACZUK, Sergij: Bestände des Staatlichen Archivs Chernivtsi/Czernowitz betreffend die Bildungsgeschichte in der österreichischen Epoche der Bukowina (1775–1918)

Bestände des Staatlichen Archivs Chemivtsi/Czemowitz drei Fakultäten: der theologischen, der rechts- und staatswissenschaftlichen und der philosophischen. Sie wurde sukzessive ausgebaut: 1876 wurden die Institute für Zoologie, Mineralogie, Botanik, Chemie und Physik eingerichtet, 1877 wurde der botanische Garten der Universität angelegt, im Studienjahr 1913/14 ein Lehrstuhl für Weltraumphysik geschaffen (F. 3, R. 1, Akte 12 146, fol. 2), 1913 die Archäologie etabliert. Erwähnenswert ist hier noch, dass auch in Czernowitz das weibliche Geschlecht nicht vom Besuch der Universität ausgeschlossen bleiben wollte: In seinem Rechenschaftsbericht zum Studienjahr 1903/04 berichtet der abtretende Rektor Walther von Hörmann zu Hörbach, dass im vergangenen Wintersemester die Anzahl der Hörerinnen im Vergleich zum vorhergehenden Wintersemester von 21 auf 61 und im vergangenen Sommersemester im Vergleich zum vorhergehenden Sommersemester von 24 auf 41 gestiegen sei.19 Die österreichische Universität bestand bis 1919; am 12. September dieses Jahres wurde sie auf Grund eines königlich-rumänischen Erlasses zur rumänischen Universität. Der Aktenbestand enthält 7 Register. Zu Reg. 2 gehören 460 Akten für die Zeit von 1876 bis 1918. Sie betreffen u. a. folgende Gegenstände: Protokolle der Lehramtsprüfungen für Lehrer an Gymnasien und Realschulen; Matrikel der Studenten wurde 1888 ein neues Gebäude in der Stefaniegasse errichtet; Norst: Alma mater, 1900, S. 15, Weczerka, Hugo: Czernowitz. Städtebauliche Entwicklung in österreichischer Zeit. Wien 2000 (Czemowitzer Kleine Schriften. Schriftenreihe des Traditionsverbandes „Katholischer Czemowitzer Pennäler“ 9), S. 25.) Das Ende der Monarchie bedeutete auch das Ende der Bemühungen um die Errichtung eines Neubau für die Universität. Hierzu zuletzt Rektor Raimund Friedrich Kaindl in seinem „Bericht über das Studienjahr 1912/1913, erstattet am 2. Dezember 1913“ In: Die feierliche Inauguration des Rektors der k. k. Franz Josephs-Universität in Czernowitz für das Studienjahr 1913/1914 am 2. Dezember 1913. Czernowitz 1913, S. 13 f. (Neudruck: Deutschsprachige Quellen zur Geschichte des Bildungswesens der Bukowina um 1900, XIII., Berichte der abtretenden Rektoren der Universität Czernowitz, hrsg. von Elmar Lechner, Klagenfurt 2001 (Retrospektiven in Sachen Bildung, R. 5, Nr. 15), S. 98). 19 In: Die feierliche Inauguration des Rektors der k. k. Franz Josephs-Universität in Czernowitz für das Studienjahr 1904/1905 am 2. Dezember 1904. Czernowitz 1905, S. 9. (Neudruck: Deutschsprachige Quellen, 2001, S. 48.) - Und im Bericht zum Studienjahr 1904/05 äußert sich der abtretende Rektor Theodor Tamawski folgend: „Zu Doktoren wurden im abgelaufenen Studienjahre 37 Kandidaten promoviert, und zwar 4 Theologen, 29 Juristen und 4 Philosophen, unter welch* letzteren auch eine Dame, die erste, der an unserer Hochschule den Doktorgrad verliehen wurde. Ich kann auch bei diesem Anlasse nur wünschen, daß das Beispiel des zum Doctor philosophiae promovierten Fräuleins Klementine von Hankiewicz unter unserer weiblichen Hochschuljugend möglichst viele Nachahmerinnen finde und daß die Zulassung der Frauen zu den Universitätsstudien auch bei uns gute Früchte trage.“ (In: Die feierliche Inauguration des Rektors der k. k. Franz Josephs-Universität in Czernowitz für das Studienjahr 1905/1906 am 2. Dezember 1905. Czernowitz 1906, S. 12; Neudruck: Deutschsprachige Quellen, 2001, S. 56.) 571

Next

/
Oldalképek
Tartalom