Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 51. (2004)

LECHNER, Elmar – NIKIRSA, Marija – OSACZUK, Sergij: Bestände des Staatlichen Archivs Chernivtsi/Czernowitz betreffend die Bildungsgeschichte in der österreichischen Epoche der Bukowina (1775–1918)

Bestände des Staatlichen Archivs Chemivtsi/Czemowitz I. Die Gymnasien5 Zu diesen ist im Allgemeinen unter organisatorisch-semantischem Aspekt festzustellen, dass sie unter ihrer rumänischen Bezeichnung und zwar unter den alten Bestandsnummern im Archiv zu finden sind. So scheint das (1808 gegründete, im ersten, 1851 in Lemberg erschienenen Jahresbericht als „k. k. Obergymnasium zu Czernowitz“ titulierte) „k. k. I. Staatsgymnasium in Czernowitz“ nun als „Aron Pumnul Lizeum“ auf, das „k. k. II. Staatsgymnasium in Czernowitz“ als „Kusa Voda“ (ehern, deutsche Parallelklassen) bzw. als „Marem Vojevod Mihaj“ (ehern, ruthenische Parallelklassen), das „k. k. III. Staatsgymnasium in Czernowitz“ als „Miron Kostin Knabengymnasium“, das k. k. Staatsgymnasium in Kotzman als „Dmitrij Kantemir Internatslizeum“, das Gymnasium in Wiznitz als „Petru Mumat Staatsgymnasium“. 1. Das k. k. I. Staatsgymnasium in Czernowitz (F. 228)6 Es ist das Gymnasium der Bukowina, das auf die längste Geschichte zurückblicken kann. Schon im August des Jahres 1805 hatte Kaiser Franz I. den Entschluss gefasst, in Czernowitz eine höhere Lehranstalt „zur Hebung der allgemeinen Bildung und Gesittung ins Leben zu rufen“.7 Mit dem Dekret vom 10. Jänner 1808 hat die Hofkanzlei den folgenden allerhöchsten Entschluss verabschiedet: Se. Majestät mit landesväterlicher Huld und Gnade besorgt, die verwahrlosten Insassen der Bukowina zur Stufe ächter und gebildeter Christen und Staatsbürger emporzuheben, wollen ernst gemessen, daß die Bildungsanstalten in der Bukowina nicht mehr in dem gegenwärtigen Zustand belassen, sondern sofort verlässige Wege eingeschlagen werden sollen, wodurch in diesem Lande, wo noch Aberglaube, rohe Sitten und Ausschweifungen herrschen, mit der Bildung vorgerückt werden möge, sowie um die Bildung in der Bukowina die gehörige Festigkeit und Vollkommenheit zu geben, nur Schritt vor Schritt seinem Ziele vorgerückt werden kann.8 Noch im selben Jahre wurde dieser Entschluss in die Tat umgesetzt; am 16. Dezember 1808 fand die Eröffnung der ersten Klasse, der „Grammatikalklasse“, mit 24 Schülern und zwar in einem angemieteten Zimmer, statt. In einem im folgenden Jahr (7. April 5 Einschlägige Literatur: Prokopowitsch, Erich: Die Entwicklung des Schulwesens, in: Buchenland. Hundertfünfzig Jahre Deutschtum in der Bukowina. München 1961 (Veröffentlichungen des Südostdeutschen Kulturwerks, R. B, 16), S. 269-319, pass.; Wagner: Vom Moldauwappen zum Doppeladler, S. 101-108, pass.; Burger, Hannelore: Mehrsprachigkeit und Unterrichtswesens in der Bukowina 1869-1918. ln: Die Bukowina. Vergangenheit und Gegenwart, S. 93-127. 6 Literatur: Wurzer, R.(omuald): Geschichte des k. k. Staatsgymnasiums in Czernowitz (K. k. I. Staatsgymnasium in Czernowitz. Festschrift zur hundertjährigen Gedenkfeier der Gründung des Gymnasiums 1808 - 16. Dezember 1908). Czernowitz 1909. (Teilw. wiederabgedruckt in: Das multinationale österreichische Schulwesen in der Bukowina. Bd. II, S. 9-90.) 7 F. 228, R.(egister) 1, Akte 1. 8 Ebenda, S. 2. 553

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