Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 50. (2003) - 200 Jahre Russisches Außenministerium

Pjotr V. STEGNIJ: Einleitung des Symposiums

P. V. Stegnij 1995 wurde die neue Verordnung über das Ministerium für auswärtige Angelegen­heiten bestätigt. Unter den höchst schwierigen Bedingungen des letzten Jahrzehnts gelang es den Diplomaten, Russlands Kerninteressen in der Weltarena erfolgreich zu verteidigen. Unser Land wurde Rechtsnachfolger der UdSSR. Russland ist ständiges Mitglied des Sicherheitsrates der UNO. Das notwendige geostrategische Gleichgewicht der russischen außenpolitischen Aktivitäten, das sich auf einem gesamtnationalen Kon­sens stützt, wurde wieder hergestellt. Russland trat als Initiator für die Schaffung der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) auf. Heute unterhält Russland diplomatische Beziehungen mit 178 Ländern, hat 12 Vertretungen bei internationalen Organisationen, 140 Botschaften, 76 Generalkonsulate und 4 Konsulate. Das Ministerium hat 3 300 Mitarbeiterinnen im Zentralapparat und 7 600 Mitarbeiterinnen in den ausländischen Vertretungen (davon 2 600 Diplomaten). Unsere Diplomaten halten die Jahrhunderte alten Traditionen ihres Amts hoch. In dieser Zeit konnte der russische außenpolitische Dienst enorme berufliche Erfah­rung sammeln, schuf reiche Traditionen und leistete einen nicht geringen Beitrag zur russischen Kultur. Im 18. und 19. Jahrhundert dienten im außenpolitischen Amt Antioch Kantemir, Aleksandr S. Puskin, die Dramaturgen Denis I. Fonvizin und Aleksandr S. Griboedov, der Dichter Fedor I. Tjutcev sowie der Philosoph und Schriftsteller Konstantin N. Leont’ev. Zu verschiedenen Zeiten waren als Mitarbei­ter im Außenministerium beschäftigt Vil’gel’m Kjuchel’beker (Wilhelm Küchelbe­cker), Konstantin Batjuskov, Nikolay Ogarev, Filipp Vigel’. In den Archiven des Ministeriums arbeiteten Lev N. Tolstoj, Aleksej K. Tolstoj (der übrigens kurze Zeit auch Mitarbeiter des Ministeriums selbst war), die Historiker Vasilij O. Kljucevskij und Sergej M. Solov’ev. Die Außenminister Nikolaj P. Rumjancev und Aleksej B. Lobanov-Rostovskij waren bekannte Antiken-Sammler und Mäzenaten. Eines der Hauptziele der heutigen russischen Diplomatie ist die Herausbildung eines neuen demokratischen Staatensystems. Russland strebt nach einer Entwick­lung von gleichberechtigten und gegenseitig vorteilhaften Beziehungen mit allen Staaten des Planeten, nach der Stärkung der internationalen Sicherheit und Stabili­tät, nach der Sicherung eines würdigen Platzes unseres Landes in der Welt. In diesem Zusammenhang ist es höchst wichtig, jene Rolle zu betrachten, welche die russisch-österreichischen Beziehungen im Verlauf von fast fünf Jahrhunderten historischer Verbindungen zwischen unseren Ländern spielten und spielen. Erst vor kurzem, zu Beginn des Jahres 2001, wurde der drei hundertste Jahrestag der ersten russischen Gesandtschaft in Österreich begangen. 1701 schickte Peter I. seinen Vertreter Petr A. Golicyn nach Wien, damit dieser dort im Amt eines „Ministers am kaiserlichen Hof* bleibe, um „kaiserliche militärische Bewegungen gegen die Franzosen zu bemerken“. Ab diesem Zeitpunkt begann die sehr reichhaltige Geschichte der offiziellen russisch-österreichischen diplomatischen Beziehungen. Das österreichische Imperium war als höchst mächtiger und einflussreicher Staat immer ein sehr wichtiger Partner Russlands in Europa. Davon zeugt auch die Tatsache, dass der letzte russische Zar Nikolaus II. seine 16

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