Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 49. (2001) - Quellen zur Militärgeschichte – 200 Jahre Kriegsarchiv

GASSER, Hubert: Das Militärschriftgut in den Staatsarchiven zu Bozen und Trient

Hubert Gasser rung9 der österreichischen Befestigungsbauten auf Trienter Boden bieten einen guten Ansatz zur Auswertung der im Staatsarchiv vorliegenden Dokumentation. Abgesehen von einigen Festungen, die bereits in früheren Zeiten erstellt worden waren, wie jene am Tonale10 11 oder in den Judikarien", kann eine kontinuierliche Bautätigkeit der Trienter Geniedirektion erst ab 1860 festgestellt werden. Dabei begnügte man sich am Anfang mit der Errichtung leichter Werke, im Wesentlichen Strassensperrren. Erst in einer zweiten Phase dachte man an einen solideren Auf­bau der Anlagen. Das geschah in den Jahren 1878-1884, auf der Basis des Befesti­gungsplans, der 1867-1871 von Feldmarschall Daniel von Salis-Soglio ausgear­beitet worden war, und gemäß einem Werksmodell, das als „leichtere Batterie“ oder als Werk im „Trientiner Stil“ bezeichnet wurde und deren Konzept auf den Geniemajor Josef Schmidt zurückgeht. Es handelte sich immer noch um relativ leichte Anlagen, die infolge der engen Budgetgrenzen nicht kostspielig sein durf­ten. Die Bautätigkeit konzentrierte sich hauptsächlich auf Trient, Riva und die Judikarien (Westflanke). Die Anlagen waren als „Blockhäuser“ und Infanterie- Stützpunkte gestaltet und vielfach mit Feldbatterien ausgestattet. Die mit einem reichen „Repertoire von aus offenen und geschlossenen Elementen zusammenge­setzte Werke“ boten jedoch nur geringe Sicherheit gegen Granatbeschuss und wur­den bereits nach 10 Jahren als veraltet angesehen.12 In einer dritten Phase (1890— 1900) wurden erhebliche Anstrengungen zur Verstärkung der Anlagen gemacht. Es kam ein neues Modell zur Anwendung, ein Gebirgswerk, das gestaltet war als „Einheitsfort, ein Werk also, das alle Kampfmittel unter einem Dach vereinigte“.13 Die Bauweise war solider und es wurden vermehrt gepanzerte Elemente eingesetzt (Panzerkuppeln, Panzerkasematten, Beobachtungskuppeln). Diese Art von Ausbau wurde auch zu Beginn des 20. Jahrhunderts fortgesetzt. In diese Zeit fällt auch der Versuch, elektrische Anlagen mit Scheinwerfern anzubringen, doch brauchbare Lösungen auf diesem Gebiet gab es erst kurz vor Ausbruch des Weltkriegs.14 1907 wurde in Trient die „Fortifikatorische Lokalkommission für Tirol“ eingesetzt. Sie sollte das weitere Vorgehen bei der Errichtung des Festungsrings am Südrand 9 Fon tana, Nicola: Alcune considerazioni storiche sulle difese austriache di confine, ln: Strenna Trentina. Trento 1995, S. 235 - 237, hier S. 236 f. 10 Vgl. dazu Fon tana, Nicola: Per Ia storia della difesa del valico del Tonale. Le fortificazioni austriache nelle valli Vermigliana e Pejo. ln: Annali N. 3 - 1994 del Museo Storico Italiano della Guerra. Calliano (Tn) 1994, S. 131 - 151, hier S. 131 f. 11 Fon tana, Nicola: Le fortificazioni ottocentesche di Lardaro nelle Giudicarie. ln: Passato Presente. Quademo n. 24, ottobre 1994, Storo (Tn) 1994, S. 56 - 73, hier S. 56 f. 12 Rosner, Willibald: Die österreichisch-ungarische Gebirgsfortifikation der Ära Vogl (1883/84 1900). In: Militaria Austriaca 15 (Wien 1994), S. 33 - 49, hier S. 34. 13 Ebenda, S. 44. 14 Vgl. dazu Fontana, Nicola: Le vicende progettuali dello „Zwischenwerk Sommo“ (T.SO) sulFAItopiano di Folgaria (1909-1911). ln: Annali N. 5/6 - 1996/97 del Museo Storico Italiano della Guerra. Rovereto 1997, S. 179 - 207, hier S. 199; und Rosner: Gebirgsfortifikation, S. 45. 414

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