Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 49. (2001) - Quellen zur Militärgeschichte – 200 Jahre Kriegsarchiv

GASSER, Hubert: Das Militärschriftgut in den Staatsarchiven zu Bozen und Trient

der Geniedirektion archivalisch bearbeitet, zum Teil neu verpackt und ein Inventar erstellt.5 1. K. u. k. Geniedirektion Trient Der Bestand umfasst die Jahre 1860-1918, fallt also in die Zeit, als nach dem Verlust der norditalienischen Gebiete (Lombardei und Veneto) das Trentino für das Habsburger Reich eine erhebliche strategische Bedeutung gewann. Hier galt es, die Stellung gegen neue Bestrebungen des wachsenden italienischen Irredentismus (Trient und Triest) zu halten. Relativ gut dokumentiert sind allerdings nur die Jahre 1890-1916. Gemäß den Angaben von Rosner6 ist die heute vorliegende Dokumen­tation sicher nur ein Restbestand, vor allem was die Karten betrifft. Das ergibt sich auch aus der Tatsache, dass Befestigungsbauten, die 1915 noch nicht fertig gestellt waren (und auch nicht mehr fertig gestellt wurden), viel besser dokumentiert sind. Es ist also anzunehmen, dass strategisch wichtigeres Kartenmaterial zu Kriegszei­ten anderswo sichergestellt oder bei Kriegsende zerstört wurde.7 8 In dieselbe Richtung deutet auch der Schriftverkehr zwischen italienischer Ar­chivverwaltung und italienischer Militärbehörde (1919 hatte sich im selben Sitz der ehemaligen Geniedirektion in Trient, dem Palazzo Pretorio, die Sottodirezione del Genio Militare eingerichtet) über die weitere Verwahrung des österreichischen Bestandes. Als Begründung für die Abgabe an das Staatsarchiv führte die Militär­behörde nämlich an, der Bestand sei unbedeutend und „eher für private Forschung als für militärische Zwecke interessant“.* Es hat allerdings lange gebraucht, bis sich die ersten Forscher an dieses Material herangewagt haben. Zu erwähnen ist namentlich Nicola Fontana, ein jünger Histo­riker, der in den 90er Jahren mehrere Beiträge veröffentlicht hat. Seine Periodisie­Das Militärschriftgut in den Staatsarchiven zu Bozen und Trient 5 Diese Arbeit wurde von Willibald R. Rosner (Niederösterreichische Landesverwaltung) unter Mithilfe von Personal des Staatsarchivs Trient in den Monaten September - Oktober 1995 durch- geführt. Das Aktenmaterial wurde in 100 Kartonschachteln verpackt, die Karten in Planschränken untergebracht. Einen finanziellen Beitrag zum Projekt hat die Landesverwaltung Trient geleistet. Vgl. dazu Rosner, Willibald: Der Bestand k. u. k. Geniedirektion im Staatsarchiv von Trient, Manuskript 1995, S. I. - Das Manuskript ist sowohl im Archivio di Stato di Trento als auch im Kriegsarchiv Wien (Sign. Handbibliothek 1V-29-13) vorhanden. Vgl. dazu auch: Rosner, Willi­bald in Scrinium Heft 48/1994, S. 41 I f. 6 Ebenda. 7 Rosner zitiert eine Aktennotiz aus dem Österreichischen Staatsarchiv Wien, Kriegsarchiv (KM 8A/46-13/3-2 vom 31.12.1919 ex 1918), laut der 1915 100 grosse Kisten mit Material der Südti­roler Geniedirektionen (Trient, Riva, Brixen) nach Innsbruck transportiert wurden. Man kann vermuten, dass es sich vor allem um Dokumentation aus Riva und Brixen handelt (die bis heute noch nicht wiedergefunden wurde) und wahrscheinlich um einen Teil, und zwar den militärisch wichtigeren, aus Trient. Es ist nicht auszuschliessen, dass dieses Material nach Kriegsende von der italienischen Militärkommission beschlagnahmt wurde. Vgl. Rosner: Geniedirektion Trient, S. 1 f. 8 Ebenda,S.4. 413

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