Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 48. (2000)

TELESKO, Werner: Die Seitenbilder der Marienkirche in Sulz im Wienerwald. Ein Beitrag zur Frömmigkeitsgeschichte im maria-theresianischen Zeitalter

Werner Telesko sind alle Frauentage sowie die Heiligenfeste von Franz von Assisi, Erzengel Mi­chael und Franz Xaver besondere Beichttage125. Eine Parallele zu dieser liturgischen Ausrichtung des Waisenhauses ist in der Ausstattung der Waisenhauskirche Mariae Geburt (Wien III., Rennweg 91) nach­zuweisen, zu der am 21. März 1768 von Kaiser Joseph II. der Grundstein gelegt wurde. Als man 1783 die Waisenhauskirche zur Pfarrkirche bestimmte, wurde Parhamer am 6. April dieses Jahres als erster Pfarrer eingesetzt. Bis zur Verlegung auf den Alsergrund im Jahr 1785 blieb er auch Direktor des Waisenhauses. Die Geschichte dieser Einrichtung ist eng mit Maria Theresia verbunden, wurde doch bereits in den Jahren 1759 bis 1763 der damals bestehende Baukomplex auf Grund einer Erwerbung weiteren Areals durch die Kaiserin wesentlich erweitert. Die Innenausstattung der ab 1768 durch Thaddäus Kamer und Baumeister Leo­pold Grossmann erbauten und 1770 geweihten Kirche126 zeigt in der ikonographi- schen Konzeption eine deutliche Betonung von Heiligen, die auch in der Liturgie des Waisenhauses bevorzugt wurden bzw. denen man bei der Ausstattung der Pfarrkirche in Laxenburg besondere Beachtung schenkte. So befindet sich im Pres­byterium neben dem kaiserlichen Oratorium rechts die Statue der hl. Theresia von Avila, links jene des hl. Franz von Assisi. Die Auswahl beider Heiligen ist durch das Namenspatronat als eine deutliche Anspielung auf das Kaiserpaar zu verste­hen127. Unter der Mensa des linken Seitenaltares an der Choreinziehung (Herz Jesu- Altar) liegt die Steinfigur des sterbenden Franz Xaver. Als flankierende Konsolfi- guren fungieren die Heiligen Petrus und Franz Xaver128. In der rechten Konche befindet sich der Altar der Christenlehrbruderschaft. Unter der Mensa ist die Liege­figur des hl. Franz Regis, als flankierende Konsolfiguren sind die Heiligen Joseph von Calasanza und Papst Pius V. OP sowie Franz Regis und Prokopius von Böh­men (von Sázava) dargestellt129. Das von den Statuen der Heiligen Margareta und Barbara flankierte Altarbild des Passionsaltares in der linken Konche, ein 1774 entstandenes Gemälde von Johann Karl Auerbach, thematisiert die Begegnung der 125 Rieder: Parhamer, S. 100-102; grundsätzlich zum Waisenhaus: Pemmer, Hans: Das Parha- mersche Waisenhaus auf dem Rennweg. In: Wiener Geschichtsblätter 28 (1973), Nr. 2, S. 33-38. 126 Grill, Johann: Festschrift zum 150jährigen Jubiläum der Pfarre Maria Geburt am Rennweg in Wien, 3. Bezirk - Rückblick auf die ehemalige Pfarre Sankt Marx, das Rennweger Waisenhaus und seine Kirche. Wien 1933, S. 19-26; Zweihundert Jahre Pfarrkirche Maria Geburt am Rennweg 1768-1968. Wien 1968; Hajós, Géza: Die Kunstdenkmäler Wiens - Die Kirchen des III. Be­zirks. Mit einer Einleitung über die topographische Entwicklung des Bezirks. Wien 1974 (Österreichische Kunsttopographie 41), S. 284-313, hier S. 290-296, 299-313 (mit Lit.); Heinz: Veränderungen, S. 363; Katalog: J o s eph i n i sc h e Pfarrgründungen, S. 66-68; Czerny, Wolfgang [u. a.] (Bearb.): Wien, II. bis IX. und XX. Bezirk. Wien 1993 (Dehio- Handbuch - Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 69-72. 127 Grill: Festschrift, S. 21, Abb. 8. 128 Ebenda, S. 22; Dehio Wien, S. 71. 129 Ebenda. 402

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