Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 48. (2000)
TELESKO, Werner: Die Seitenbilder der Marienkirche in Sulz im Wienerwald. Ein Beitrag zur Frömmigkeitsgeschichte im maria-theresianischen Zeitalter
Wemer Telesko Historischer Catechismus, / Oder gründliche / Glaubens= / Und / Sitten=Lehren / Aus denen merckwürdigen / Geschichten / Des Buchs EXOD1, / Oder zweyten Buchs der / Göttlichen Schrift Erster Theil / Wien 1756. Die Behandlung der Heiligen spielt in der Konzeption des Werkes eine eher untergeordnete Rolle und findet nur im 3. Kapitel unter der 16. Frage (S. 138 f.) Erwähnung: 16. Frage: In was bestehet dann die Glückseeligkeit derer Heiligen? Antwort: In dem, daß sie Gott das höchste Gut vollkommen, erkennen, und inbrünstig lieben. Durch die Anschauung und Erkenntnuß der unendlichen Schönheit, Güte und Vollkommenheit Gottes wird der Verstand; durch die inbrünstige Liebe aber und den ewigen unzerstörli- chen Genuß des höchsten Guts der Will vollkommen befriedigt, und also der ganze Mensch gesättigt, wie David sagt: Ps. 16. Ich werde ersättiget werden, wann die Glori des Herrn erscheinen wird. Parhamers „Katechismus“ von 1750 besaß besonders hinsichtlich seiner außerordentlichen Verbreitung in vielen Diözesen und seiner Übersetzungen in die ungarische, illyrische und böhmische Sprache überregionale Bedeutung120. Die dem Jesuitenorden innewohnende katechetische Ausrichtung bestimmte nicht nur das schriftstellerische, sondern auch das missionarische Wirken Parhamers. Im Jahre 1754 wurde er Missionär der Wiener Erzdiözese und bald darauf Vorsteher der katechetischen Missionen in Österreich, Steiermark, Kärnten, Krain und Tirol. Parhamer durchreiste in direktem Auftrag Maria Theresias die genannten Länder und führte in den Hauptstädten während der Missionszeit die so genannten Chri- stenlehr-Bruderschaften ein121. Es ist dies ein Aufgabengebiet, das er unter dem Titel „Die Regeln der Christenlehr-Bruderschaft und Auslegung derselben laut den päpstlichen Bullen S. Pii V. und Pauli V.“ (Tymau 1751) auch in schriftlicher Form behandelte. Auf diesen - zumeist acht Tage dauernden - Missionsreisen trug Parhamer nach der Art der Pilger Pilgerstab und Mantel und ließ sich den Bart wachsen122. Die offensichtliche Beziehung zum Pilgertypus des hl. Franz Xaver im Laxenburger Gemälde muss hier nachdrücklich hervorgehoben werden. Die volksmissionarische Ausrichtung der Darstellung des hl. Franz Xaver kann somit direkt auf entsprechende Bestrebungen des Jesuiten Parhamer zurückgeführt werden. Im Prinzip wird im Laxenburger Gemälde der Heiligentypus des Franz Xaver den katechetischen und missionarischen Zielsetzungen Parhamers angeglichen. Die ikonographische Funktion des Heiligen konzentriert sich hier primär auf die Sichtbarmachung des jesuitischen Missionsauftrages, wie sie auch in anderen Heiligen120 Rieder, Parhamer. 121 Wurzbach: Biographisches Lexikon, Bd. 21, S. 296; Rieder: Parhamer, S. 22; Baumgartner, Konrad: Die Seelsorge im Bistum Passau. St. Ottilien 1975, S. 298-311; Klieber, Rupert: Bruderschaften und Liebesbünde nach Trient. Ihr Totendienst, Zuspruch und Stellenwert im kirchlichen und gesellschaftlichen Leben am Beispiel Salzburg 1600-1950. Frankfurt/M. 1999 (Schriftenreihe des „Erzbischof-Rohracher-Studienfonds“ 4); Wagner, Michael: Spätbarocker Kirchenbau und Frömmigkeit. Die Piaristenkirche Maria Treu in Wien. Diss. Wien 1999, S. 1 lóiig. 122 Wurzbach: Biographisches Lexikon; Ri ed er: Parhamer, S. 22. 400