Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 48. (2000)
AGSTNER, Rudolf: Österreichische Konsulate in der Schweiz
Rudolf Agstner mehr im Nachrichtendienst tätige Organe. Die Schweiz unterhielt zuletzt in Österreich-Ungarn Honorarkonsulate in Prag und Triest und ein Honorargeneralkonsulat in Budapest, besaß somit in Gebiet der heutigen Republik Österreich keine konsularische Vertretung. Die österreichisch-ungarischen Konsularämter in St. Gallen, Lausanne, Lugano, Davos, Genf und Basel wurden zwischen Februar und April 1919 liquidiert, bestehen blieb nur das Generalkonsulat in Zürich unter Leitung von Emst Ritter Maurig von Samfeld17, der schon seit Dezember 1911 in Zürich amtierte und mit Ausnahme des Kantons Freiburg für die ganze Schweiz zuständig war.18 Ab 1. Februar 1920 besorgte die österreichische Gesandtschaft Bem die Konsulatsgeschäfte für die Kantone Bern, Neuenburg, Freiburg, Waadt, Wallis und Genf; Vizekonsul Hügel als Leiter des Züricher Konsulats war für die übrige Schweiz zuständig. Schon 1921 errichtete die Republik Österreich ein Honorarkonsulat in St. Gallen; das Generalkonsulat in Zürich wurde im Gefolge des Sparprogramms mit Dezember 1923 in ein Honorarkonsulat umgewandelt. Als weitere Einsparungen im Budget des Bundeskanzleramts-Auswärtige Angelegenheiten erforderlich wurden, war 1925 geplant, die Gesandtschaft Bern mit der Völkerbundmission in Genf zusammenzulegen, und in Bern ein Honorarkonsulat einzurichten. Die Schließung der Gesandtschaft erfolgte nicht, das Honorarkonsulat Bem wurde im Dezember 1925 aber vorsorglich doch errichtet. In Basel wurde 1926 aus wirtschaftlichen Gründen ein Honorarkonsul bestellt, den 1927 und 1928 erfolgten Ernennungen von Honorarkonsuln in Lausanne und Luzern lag „Zweckmäßigkeit“ zu Grunde. In Genf wurde erst 1933 ein Honorarvizekonsul ernannt, der sich vor allem der Förderung des Fremdenverkehrs und kultureller Kontakte annahm.19 Die Zweite Republik errichtete 1947 ihr erstes effektives Generalkonsulat „im Hinblick auf die besondere Bedeutung, die die Schweiz unter den Nachbarn Österreichs einnimmt und die stets wachsende Rolle der Stadt“ in Zürich. Schon 1948 kam ein Honorarkonsulat in Lugano hinzu, für dessen Errichtung der Grund im Vorhandensein eines geeigneten Kandidaten zu suchen ist. 1957 und 1964 wurden aus wirtschaftlichen Gründen ein Honorarkonsulat in Basel bzw. ein Honorargeneralkonsulat in Genf errichtet. Damit war vorerst ein Endpunkt der österreichischen Konsularorganisation in der Schweiz erreicht. 17 * Wien-Mauer I. Oktober 1860, t Zürich I. August 1919; Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, Band VI, Wien 1975, S. 158; Nachruf in Wiener Zeitung vom 7. August 1919, S. 3. 18 Staatskalender der schweizerischen Eidgenossenschaft 1919. 19 Über die Honorarkonsulate der Ersten Republik können leider nur wenig Aussagen gemacht werden, da im Archiv der Republik in Wien kaum Akten über diese Ämter oder deren Leiter vorhanden sind. Von einigen Honorarkonsuln haben sich im Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten Personal-Karteikarten erhalten. 20