Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 47. (1999)
GÖBL, Michael: Wappensprüche, Devisen, Monogramme und Zahlen in den von den Reichs- und Hofkanzleien gewährten Wappen. Vom Ausgang des Mittelalters bis zum Ende der Monarchie
Wappensprüche, Devisen, Monogramme schiedene Weise bezeichnet: „Lem(m)a, Symbolum, schedula, Zettel, fliegender Zettel, fliegendes goldenes Band, Spruch, Denkspruch, Wahlspruch, Motto“ etc. Die Bedeutung des Editionsvorhabens ist ein mehrfaches. Zum einen wird damit dem Forscher ein Hilfsmittel in die Hand gegeben, das es ihm ermöglicht aufgrund einer Devise bzw. eines Wappenmonogramms, auf einem ihm unbekannten Wappen, zum Träger desselben zu gelangen und eine Wappenidentifikation selbst durchzuführen. Zum anderen gibt die Devise Einblick in die Denkungsweise der Wappenträger. Man kann sich auf diese Weise einen Einblick in die Lebensanschauungen und in die für ihre Lebensführung zurechtgelegten Normen verschaffen, und zwar von Adeligen in gleicher Weise wie Bürgerlichen. Da der Wappenspruch offenbaren sollte, nach welchen Richtlinien der neue Wappenträger seine Handlungsweise auszurichten gedachte, gibt er damit einen Einblick in die Mentalität von Personen und Familien und leistet einen Beitrag zur Kunstgeschichte und Kulturgeschichte im Allgemeinen. Das derzeitige Standardwerk stammt von J. Dielitz1:, betrifft nur zu einem kleinen Teil die Österreichisch-Ungarische Monarchie, und deckt außerdem den Zeitraum vom Erscheinungsjahr des Werkes bis zum Ende der Monarchie bis 1918 nicht mehr ab. Als Vorläufer dieses Werkes können die Arbeiten J. von Radowitz2 und aus dem Wilhelm-Hertz-Verlag’ angesehen werden. Als Hauptquellen werden die Adelsakten der Reichs- und der Hofkanzleien, sowie des k. k. Ministeriums des Innern im Österreichischen Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv, herangezogen. Der zeitliche Bogen reicht von ca. 1500 bis zum Ende der Monarchie 1918. Die geographische Erstreckung umfaßt die Ausdehnung des Heiligen Römischen Reiches und die österreichischen Erbländer. Das Königreich Ungarn, dessen Adelsverleihungen nur zu einem sehr geringen Anteil in den Adelsakten der Hofkanzleien erfaßt sind, werden durch die Wappenkarteien des ungarischen Wappenzensors und Wappenmalers Emst Krahl und ungarische Wappenbücher ergänzt. Die Edition wird alphabetisch nach dem Anfangsbuchstaben der Devise, bzw. chronologisch nach den Zahlen (arabische und lateinische) geordnet. Falls es sich um eine fremdsprachige Devise handelt wird auch eine Übersetzung angeboten. Danach folgt der Name, Vorname, Adelsprädikat und Beruf, Titel oder Funktion des Wappenträgers, das Jahr der Verleihung und um welchen Grad der Nobilitie- rung es sich handelt. In einigen Fällen, in denen kein Beruf eruierbar war, wurde 1 Dielitz, J.: Die Wahl- und Denksprüche, Feldgeschreie, Losungen, Schlacht- und Volksrufe, Frankfurt am Main 1884. 2 Radowitz, J. von: Die Devisen und Motto des späteren Mittelalters, Stuttgart und Tübingen 1850. 1 Wilhelm Hertz Verlag (Hgg.): Wahl und Wappensprüche. Hin Beitrag zur Spruchpoesie, Berlin 1880. 269