Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 47. (1999)

STÖGMANN, Arthur: Die Erschließung von Prozeßakten des Reichshofrats im Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien. Ein Projektzwischenbericht

Seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts machen Prozesse, die wegen der Nichtbegleichung einer Schuld angestrengt wurden, den relativ gesehen größten Teil der am Reichshofrat anhängig gemachten Mandatsprozesse aus. Die Häufig­keit der im Falle eines Erfolges der Klage erlassenen Mandate de solvendo muß vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Folgen des Dreißigjährigen Krieges ge­sehen werden. Die für das Land Württemberg getroffene Feststellung vom „kolossalen Schrumpfen der Vermögenswerte“ läßt sich grundsätzlich auf alle vom Krieg heimgesuchte Territorien übertragen.68 Sosehr vor übereiligen Schlußfolge­rungen gewarnt werden muß, solange die Akten selbst noch unbearbeitet sind, ist doch allein bei Betrachtung der im ersten „Wolfschen“ Band verzeichneten Pro­zesse die Tatsache auffällig, daß lediglich fünf Schuldprozessen aus dem 16. Jahr­hundert 88 Schuldprozesse aus der Periode von (ca.) 1650 bis 1750 gegenüberste­hen. Schlußbemerkung Dieser erste Zwischenbericht über Stand der Verzeichnung der RHR-Akten und erste Auswertungsmöglichkeiten des vorgestellten Forschungsprojektes muß natur­gemäß eher knapp bleiben, da die Arbeit erst am Beginn steht. Zudem ist bis jetzt (Juni 1999) noch keine Entscheidung über eine Fortsetzung bzw. Verlängerung des Projektes für die Zeit nach 2000 gefallen. Angesichts der kürzlich erfolgten Bewilligung des von Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Sellert eingebrachten Antrages auf Neuverzeichnung der Serie „Alte Prager Akten“ durch die deutsche VW-Stiftung ist immerhin die Erschließung eines großen Reichshofratsbestandes für die nächsten vier Jahre finanziell gesichert. Zu hoffen bleibt, daß die eben erst beginnenden Verzeichnungsarbeiten, auch wenn sie auf­grund der herrschenden Finanzierungsschwierigkeiten und der Masse des in Frage kommenden Quellenmaterials möglicherweise dazu verurteilt sind, Stückwerk zu bleiben, dennoch Anregungen und „Einstiegshilfen“ für eine verstärkte wissen­schaftliche Befassung mit den reichshofrätlichen Prozeßakten liefern können. Die Erschließung von Prozeßakten des Reichshofrats Eugen durch den Reichshofrat (1763/64-1768/70). In: Die politische Funktion des Reichskam­mergerichts, hrsg. von B. Diestelkamp. Köln-Wien 1993 (Quellen und Forschungen zur höchsten Gerichtsbarkeit im Alten Reich 24). 68 Uh 1 horn, Mandatsprozeß, S. 19, Anm. 87. 265

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