Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 46. (1998)
LEHNER, Monika: Die Errichtung des k. u. k. Gesandtschaftspalais in Beijing (1896–1900)
Monika Lehner Wydenbruck wurde im Januar 1896 angewiesen15, während seines nächsten Aufenthaltes in Beijing ein passendes Gebäude beziehungsweise ein entsprechendes Grundstück zu suchen. Gemeinsam mit dem ihm zugeteilten Dr. Arthur von Rosthorn, einem ehemaligen Angestellten der chinesischen Seezollverwaltung, der 1896 in den Staatsdienst übernommen worden war16, versuchte er erfolglos, ein fertiges Gebäude zu finden. ,Bereits fertige Gebäude, welche entweder wie sie stehen benützt oder umgebaut und adaptirt werden könnten, ex[i]stiren in Peking [Beijing] nicht, und wird daher jedenfalls zu einem Neubau geschritten werden müssen'“17. Schließlich wurde unter mehreren verfügbaren Grundstücken nur eines gefunden, welches den Anforderungen entsprach, doch Wydenbruck sah Probleme mit dem vorgegebenen Kostenrahmen: „Wenn, wie Euer Excellenz in dem hohen Erlasse vom 23. Januar d. J. mir eröffnen, thatsächlich die Summe von fl. 150 000 Ö.W. B. V. für Baugrund, Bau und Einrichtung nicht zu überschreiten ist, so würde, bei Zugrundelegung eines Preises von 20-25 000 Taels, d.i. ca. 40-50 000 fl. für den Baugrund, für den Bau selbst sowie für die Einrichtung 110 000 resp. 100 000 fl. erübrigen, womit allenfalls zur Noth auszukommen [sic, wohl: ausgekommen] werden könnte. Selbstverständlich würde die Einrichtung des Gesandtschaftsgebäudes in diesem Falle keine sehr glänzende sein und hinter jener der Mehrzahl der übrigen fremden Gesandtschaften in Peking Zurückbleiben“18. Wydenbruck sprach sich entschieden für den Ankauf dieses Grundstücks aus, „da etwas Besseres nicht vorhanden ist und sich möglicherweise doch ein Modus finden liesse, um wenigstens einen Theil der Kosten der Einrichtungen [...] aus anderen Mitteln als den von Euer Excellenz genannten zu bestreiten“19. Mit der Koordination der Errichtung der Gesandtschaft wurde über Vorschlag Wydenbrucks, der nach Japan zurückkehrte, Arthur von Rosthorn betraut20. Die ersten Pläne, die durchaus schon ausgereift waren, legte von Rosthorn seinem Bericht an das Ministerium des k. u. k. Hauses und des Äußern am 9. November 1896 bei21. Diese vermitteln einen guten Eindruck von den Anforderungen an die künftige Residenz: Das Gebäude sollte großzügig sein, repräsentativ wirken und vor allem der Stellung eines Vertreters Österreich-Ungarns angemessen sein. 15 Wydenbruck erhielt die entsprechende Weisung vom 23. Januar 1896, Nr 2994/2 auf der Reise von Siam nach China am 24. März 1896 in Hongkong. Vgl. dazu HHStA, AR, Fach 6/68, 6-Peking-l-5. Wydenbruck an MdÄ, N° XVI, Tokio 1896 Mai 13. Beilage zu MdÄ an Ministerresidenten Ritter von Boles- lawski in Carlsbad, ZI. 27035/2 ex 96, Wien 1896 Juni 27. 16 Zu seiner Biographie vgl. Unterrieder, Else: Arthur von Rosthom. Diplomat, Wissenschaftler und Mittler zwischen Österreich und China. In: Zeitgeschichte 5 (1978) S. 221-246. 17 HHStA, AR, Fach 6/68, 6-Peking-l/5 (Wydenbruck an MdÄ, N° XVI, Tokio, 13. 5. 1896. Beilage ad MdÄ an Boleslawski, ZI. 27035/2 ex 96, Wien 1896 Juni 27). 18 Ebenda (Hervorhebung im Original). 19 Ebenda. 20 Rosthom handelte gemäß des Erlasses des Ministeriums des Äußern vom 9. August 1896, (N° 24363/2). Vgl. dazu HHStA, AR, Fach 6/28, 6-Peking-l/l 1, fol. 26r. Rosthom an MdÄ, N° IV, Shanghai 1896 November 9. 21 Nach dem Einlaufstempel lag der Bericht am 20. Dezember 1896 dem Ministerium in Wien vor (HHStA, AR, Fach 6/28, 6-Peking-l/l 1, fol. 26r. Rosthom an MdÄ, N° IV, Shanghai 1896 November 9). 128