Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 45. (1997)
AGSTNER, Rudolf: Von Chandos House zum Belgrave Square. Österreichs Botschaft in London 1815–1997
Rudolf Agstner weil die für das Haus gezahlte Miete von LSt. 2100 nicht zu hoch ist und für ein passendes Haus auch eine entsprechend höhere Miete gezahlt werden müßte. Es ist aber gegenwärtig weder ein ebenso großes, noch ein größeres Haus zu mieten und wenn wir uns nicht rechtzeitig vorsehen, würden wir uns der Gefahr aussetzen, wenige Monate vor Ablauf der Miete ein vielleicht ganz ungeeignetes Haus mieten zu müssen, um nicht auf die Gasse gesetzt zu werden. Deym war jedenfalls zur Überzeugung gekommen, „daß ein als Botschaftspalais geeignetes Haus nur durch Ankauf zu erwerben wäre“, und stellte sich die Frage, ob er empfehlen könnte „das gegenwärtig gemietete Haus ... für die k. u. k. Regierung anzukaufen“, wobei er als Mangel festhielt, daß die Empfangsräume zu einem größeren Empfange entschieden zu beengt sind und daß die lease ... in 28 Jahren abläuft. Der Zufall wollte, daß in Folge der vorjährigen Börsekalamitäten ein ganz vorzüglich für eine Botschaft geeignetes Haus auf den Markt gekommen ist... das Haus des Marquis von Santurce, 18 Carlton House Terrace, welches letzterer vor über 4 Jahren von Lord Grenville für LSt. 60 000 gekauft hat, welcher seinerzeit dasselbe aus der Verlassenschaft des Herzogs von Newcastle für LSt. 45 000 erworben hatte. Deym berichtete, daß ihm das Haus, dessen groundlease ab 5. April 1870 auf 90 'A Jahre bis 5. Oktober 1960 lief, im November 1891 um LSt. 80 000 für die k. u. k. Regierung angetragen wurde. Ein sofortiges Angebot von LSt. 65 000 wäre wohl angenommen worden. Die jährliche ground rent betrug 433 LSt. 4 sh. Im Dezember ging der Makler schon auf LSt. 60 000 für Haus und Mobiliar herunter, wobei der Wert des Inventars LSt. 5 000 betrug. Deym schlug vor, für Haus und Möbel 50 000 LSt. zu bieten: „zu diesem Preise ... wäre es ein ganz brillantes Geschäft, ein Gelegenheitskauf wie er sich niemals mehr bieten dürfte“. Der Grund gehöre der Krone, „was aus dem Grunde ein besonderer Vorteil ist, weil die k. u. k. Regierung die Sicherheit hätte, nach Ablauf von 69 Jahren die lease wieder auf 90 Jahre erneuern zu können ..." Bevor Deym allerdings dem Ministerium den Ankauf eines Hauses empfahl, richtete er an Sir Henry Meux die Anfrage, ob er den Mietvertrag des Hauses am Beigrave Square nochmals erneuern würde. Meux ließ keinen Zweifel, „daß auf eine Verlängerung der Miete nicht zu rechnen ist“, und ließ Deym wissen, daß für das Haus leichter einen Käufer zu finden ist, wenn es unbewohnt sei. Meux verlangte für die Restlaufzeit der groundlease des Hauses von 28 Jahren 35 000 LSt. ohne Einrichtung. Wenn es auch eine vorzügliche Lage hat und eine genügende Anzahl von Schlafzimmern, entspricht es doch nicht ganz den gegenwärtigen Anforderungen an ein Botschaftspalais ... Ich will annehmen, daß noch LSt. 50 000 nachgelassen würden und es für LSt. 30 000 zu haben wäre, die Einrichtung des ganzen Hauses würde aber auch nicht weniger als LSt. 10 000 kosten und um es für größere Empfange geeignete zu machen, müßten eigene Räume behufs Verlegung der Kanzlei geschaffen werden ... Deym beantragte daher vom Ministerium die Ermächtigung, entweder das Haus N° 18, Carlton House Terrace zu möglichst niedrigem Preise zu erwerben (Angebot von 50 000 LSt.) oder subsidiär Sir H. Meux ein Anbot von 30 000 LSt. für das Botschaftspalais am Beigrave Square und 9 000 LSt. für Mobiliar zu machen39. HHStA Wien, AR, Fach 6/65, Bericht Nr. I-H-h an MdÄ vom 14. 1. 1892. 10