Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 45. (1997)

AGSTNER, Rudolf: Von Chandos House zum Belgrave Square. Österreichs Botschaft in London 1815–1997

Von Chandos House zum Beigrave Square. Österreichs Botschaft in London 1815-1997 Würde Cambridge House gemietet, so hätte man wenigstens die Genugtuung, für das teure Geld ein in jeder Beziehung vollständig entsprechendes ... und der Würde der kai­serlichen Regierung angemessenes Botschaftshotel für eine geraume Anzahl von Jah­ren ... zu haben. Der Kassareferent des Ministeriums des Äußern war überhaupt dagegen, viel Geld in die Anmietung von Botschaftsgebäuden zu investieren16: Ist es denn unumgänglich notwendig, daß Österreich mit den Wohnungen seiner Ge­sandten einen so großen Pomp zur Schau trage? Kann dieser Luxus das Ansehen und die Würde Österreichs im Auslande, dem die kritischen Finanz Verhältnisse unseres Landes so wohl bekannt sind, wirklich fördern? Ganz im Gegenteil, das Ausland wird in solchem Falle nur mitleidig auf uns hemiederblicken und wird Österreich nur wie einen dem Falle nahen Privaten bedauern, der noch in den letzten Tagen einen ungeheuren Aufwand entwickelt, wiewohl man weiß, daß dieser Aufwand nicht mehr aus dem eigenen Mittel gedeckt wird. Österreichs unnachsichtige und unverletzliche Parole sollt heutzutage nur lauten ,Sparen, sparen, und mehr sparen und überall sparen“, damit es endlich gekräftigt würde und dadurch würde es im Auslande weit mehr an Ansehen und Würde gewinnen als durch eine prachtvolle Gesandtenwohnung ... III. Untermieter am Beigrave Square 1866-1892 Die hochaktuell klingenden Worte des braven Beamten am Ballhausplatz verhall­ten ungehört. Immerhin schied wegen des allzu hohen Mietzinses Cambridge House aus, und Apponyi setzte seine Suche fort. Ende März 1866 war er schließlich erfolg­reich und schloß ohne weitere Rückfrage in Wien den Mietvertrag für das neue Bot­schaftsgebäude ab17: ... Das fragliche Haus gehört dem geisteskranken und daher unter Vormundschaft ste­henden Sir Henry Meux , und befindet sich in Beigrave Square, einer der bestgelegenen und vornehmst bewohnten Stadtteile Londons. Es hat ein stattliches Aussehen, genügen­de Räumlichkeiten, ist zum großen Teile möbliert und kostet jährlich 1800 LSt. Miete, wobei die Grundsteuer sowohl als alle übrigen Abgaben und Taxen dem Eigentümer zur Last fallen. Leider will sich die Vormundschaft nicht länger als auf einen Kontrakt von drei Jahren binden, aus dem formellen Grund, daß bei etwaiger Genesung des Sir Henry Meux, sein Eigentum wieder zu seiner Verfügung gestellt werden müßte. Unter der Hand ließ man mich aber wissen, daß Sir Henry Meux in einem hoffnungslosen Zustande sei, und daß ich daher jede Aussicht habe, das Haus von drei zu drei Jahren weiter zu mie­ten ... Trotzdem das Haus als ein möbliertes gemietet wird, ist doch dessen Möblierung mangelhaft... Obwohl ich nun alle jene Möbel und Einrichtungsgegenstände die mein persönliches Eigentum sind, bereitwilligst zur Verfügung stelle, so wird doch manches nachzuschaffen sein, was ich aus Eigenem unmöglich bestreiten kann. Apponyi ersuchte daher um Ermächtigung, die nötigen Auslagen für fehlende Möbel, für einige nötig erscheinende Veränderun­gen in der Einteilung des Hauses, für das Reinigen und Instandsetzen desselben, so wie für den Umzug ... und für die Verwendung des unentbehrlichen sollicitors und house agents in Rechnung stellen zu dürfen. Sämtliche Umzugskosten des sehr umfangreichen Botschafts-Archivs, der Aerarial-Möbel und des Silbers, sowie der mir gehörigen Mobi­lien und des Hausgerätes HHStA, AR, Fach 6/16, MdÄ, ZI. 3714/K-1865 vom 3. 12. 1865. Ebenda, Bericht Nr. XVI, Apponyi an MdÄ vom 22. 3. 1866. Henry Meux, 1831 von William IV geadelt, Besitzer der Meux Brewery und des „horse shoe“ tap. 16 17 18 5

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