Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 45. (1997)

BRAUN, Gerd: Schloß Ambras als Sommerresidenz des Erzherzogs Carl Ludwig

Gerd Braun günstig, daß sich gerade noch eine anständige Unterbringung, aber keine besonders schöne dem hohen Werte der Sammlung entsprechende Aufstellung bewerkstelligen läßt“. Unzufrieden war Sacken auch mit der Lage der geplanten Personalwohnun­gen. Es schien ihm wohl die ganze Angelegenheit der Rückführung der Sammlun­gen nicht mehr zu passen. Da auch in der Wiener Presse und im einflußreichen Deutschen Kunstblatt, hier bereits 1856 heftig gegen die Verlagerung polemisiert wurde, fühlte er sich ermutigt, durch Änderungswünsche das Projekt weiter zu ver­zögern, zu verteuern und letztendlich unmöglich zu machen65. Etwas säuerlich teilte Liechtenstein Heinrich Förster mit, daß die Kommission „zwar in der Hauptsache keine Anstände gegen Ihre dießfalligen Anträge, von wel­chen angenommen werden muß, daß sich dieselben in bezug auf das, was herzustel­len ist, auf die Ihnen von Seine kais. Hoheit bekannt gegebenen höchsten Wünsche“ gründen. Die Kommission sparte jedoch nicht mit Kritik, denn „auch in bezug auf organische Durchführung des nach den vorliegenden Ansichtsplänen beabsichtigten Baustyls und in der Detailbildung einzelner Bauteile wurde manches wahrgenom­men, was eine Abhilfe erheischt“, z. B. „der beantragte gotische, nicht stylmäßige Altar, das neu herzustellende gotische Oratorium, die angedeutete neue Fassade für die Stirnseite des Spanischen Saales, endlich die Art der beabsichtigten Übersetzung des großen Schloßturmes“66. Förster hatte bereits im Verlaufe der Sitzung die Be­rechtigung der genannten Beanstandungen anerkannt und legte Mitte September dem Obersthofmeisteramt die Überarbeitung vor, indem er „was die organische Durchführung des Baustyles in den vorliegenden Plänen betrifft“ selbstkritisch um Nachsicht bat, da ihm zum „Durchstudieren der einzelnen Details leider nicht die Zeit vergönnt war. ... Bei gründlichem Studium wird sich jedenfalls noch vieles ändern müssen ..." Der Mittelbedarf hatte sich durch die Änderungen bedingt auf 200 000 Gulden erhöht. Die Mittel sollten ab dem 1. November in Jahresraten von 85 000 Gulden (1858/59), 45 000 Gulden (1859/60), 65 000 Gulden (1860/61) und 5 000 Gulden (1861/62) zur Verfügung stehen67. Am 16. September traf in Innsbruck die Nachricht vom plötzlichen Tode der Erz­herzogin Margaretha ein. Auf einer Italienreise erkrankte sie in Monza. Den günsti­gen Prognosen der Ärzte vom 14. und 15. September folgte am 16. die unfaßbare 65 Die Verlegung der Ambraser Sammlung. In: Deutsches Kunstblatt, Jg. VII (1856), S. 277-279 sowie vorher als Notiz auf den Seiten 98 und 185; HHStA Wien, OMeA, Rubrik 6, Jg. 1858, ZI. 1723 vom 2. September 1858. 66 HHStA Wien, OMeA, Rubrik 81/F/5, Jg. 1858 vom 2. September 1858. 67 HHStA Wien, OMeA, Rubrik 81, Jg. 1858, ZI. 5394 vom 15. September 1858. Gleichzeitig mit seinem Antrag überreichte Förster einen zweiten Satz, der unter Anmerkung 62. genann­ten Pläne. Diese-unter dem Exhibitum Nr. 5226 rubriziert - wurden am 5. Oktober 1858 vom Obersthofmeisteramt vidiert und gesiegelt. Die Pläne ließen sich im KHM Ambras unter den nachfolgen­den Inventamummem verifizieren: I = A 71; II = A 70; III = A 95; IV = B 139; V = fehlt, siehe A 94; VI = B 146; VII = B 181; VIII = B 196; IX = B 225; X = A 99; XI = B 240; XII = B 213; XIII = B 215; XIV = fehlt, siehe B 222; XV = D 387; XVI = A 110; XVII = C 275; XVIII = C 273; XIX = C 279; XX = C 277; XXI = C 293; XXII = C 290. Diese Pläne berücksichtigen die Einwände der Kommissionssitzung vom 1. September 1858. 104

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