Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 45. (1997)

BRAUN, Gerd: Schloß Ambras als Sommerresidenz des Erzherzogs Carl Ludwig

Gerd Braun vereinfachte Herstellung des Schlosses Ambras und die Beauftragung Heinrich För­sters, weiterhin sei „auf die angemessene Unterbringung der Ambraser Sammlung Bedacht zu nehmen“59. Anfang Mai traf der junge Förster, aus Palermo kommend, in Innsbruck ein. Er reiste von dort dem Erzherzog nach Riva am Gardasee nach und erhielt von Carl Ludwig die nötigen Instruktionen zur Ausarbeitung eines verein­fachten Projektes. Ende Juli wendete sich der junge Förster mit einer Honorarforde­rung an das Statthalterei-Präsidium, in der er darauf hinweist, seit drei Monaten ohne Geld an der Abfassung der neuen Pläne für Ambras zu arbeiten60. Der Erzher­zog selbst mußte sich an die Tiroler Landesfinanzdirektion wenden, die Gelder flüs­sig zu machen, da dem jungen Förster selbst das Geld für eine Dienstreise nach Wien fehle61. Am 22. August legte der junge Förster dem Erzherzog das neue Projekt vor. Neben dem Kostenanschlag über eine Summe von 180 000 Gulden bestanden die Unterla­gen aus einem Begleittext und 22 Plänen. Die vorgesehenen Arbeiten am Hoch­schloß erstreckten sich im wesentlichen im Erdgeschoß auf die Restaurierung des Bades der Philippine Welser. Im ersten Stock sollte ein Gang im Hof, wie er bereits im zweiten Stock ausgeführt, die Verbindung zwischen den Räumen erleichtern, damit verbunden war die Veränderung von Türen und Fenstern, die Herstellung von Vertäfelungen und Parkett, die Restauration der Kapelle und Sakristei. Hier sollen Fenster im gotischen Stil durch die Außenwand gebrochen werden. Im zweiten Stock sind lediglich zwei Räume zu vertäfeln; im dritten Stock sind die Plafonds und Fuß­böden zu erneuern, ebenso die Fenster und Türen. Geplant ist ein neuer Uhrturm: Ich habe die Architektur des Turmes einfach gehalten, wie die des Schlosses ist und glaube, daß, wenn ein Turm einstmals hier gestanden hat seine Form wohl diesem ähn­lich gewesen sein mag. Förster plante für die Kapelle einen weiteren Turm. Den überdachten Glasgang im Hof hatte er ganz nach dem schon bestehenden gehalten und zugleich dafür gesorgt. ..., daß dasje­nige, was für dieses alte Schloß zu modem erscheint, nämlich die leichten gußeisernen Träger des oberen Ganges, dem Auge gänzlich entzogen werde, damit der Eindruck der Altertümlichkeit mehr Geltung bekomme. Um der Altertümlichkeit treu zu bleiben, wollte Förster den Gang auf hölzerne Streben setzen, wie sie bereits Graf Enzenberg vorgeschlagen hatte, ohne jedoch den Hofraum einzuengen, um so einem vierspännigen Wagen das Drehen weiterhin zu ermöglichen. Beim Vorschloß „soll zuerst der alte sogenannte Speisesaal, der seine Bedeutung vollständig verloren hat und in architektonischer wie in archäologischer Beziehung gar keinen Wert hat, sondern nur die Aussicht vom ersten Stocke des Hochschlosses 59 HHStA Wien, OMeA, Rubrik 81/F/5, Jg. 1858, a. h. Entschließung: Abschrift ohne Datum, jedoch vom 18. März 1858 in Verbindung mit a. h. Entschließung vom 20. März 1858 (siehe Anm. 57). 60 HHStA Wien, OMeA, Rubrik 81/F/7, 1858 vom 31. Juli 1858; ebenda, Rubrik 81/F/5, Jg. 1858 vom 22. August 1858. 61 TLA Innsbruck Kunstsache III 8/5, 1858, Statthalterei 1856-1868 vom 12. August 1858, desgleichen vom 13. August 1858; HHStA Wien, OMeA, Rubrik 81/F/7, Jg. 1858 vom 18. August 1858. 102

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