Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 45. (1997)

BRAUN, Gerd: Schloß Ambras als Sommerresidenz des Erzherzogs Carl Ludwig

Gerd Braun sei, die Herstellung des Ganges im zweiten Stock jetzt nicht mehr aufgeschoben werden kann, „wenn Ich noch im heurigen Sommer das Schloß Ambras zum Auf­enthalt benützen will“. Ohne die Zustimmung des Kaisers abzuwarten, habe er „veranlaßt, die erwähnten zur Bewohnung des Schlosses jedenfalls unerläßlich not­wendigen Bauherstellungen anzuordnen““. Anfang März lag die Entscheidung des Kaisers vor, so daß die Mittel für den Gang im Hof freigegeben und mit dem Bau begonnen werden konnte36 37. Abgelehnt hatte Franz Joseph den Neubau eines „Vorschlosses“, dagegen „sind im Inneren des Hoch­schlosses jene Herstellungen und Restaurierungen vorzunehmen, welche notwendig sind, um dasselbe für einen höchsten Sejour geeignet zu machen“. Die Räume der erzherzoglichen Familie dürfen mit „altertümliche(n) Möbel(n) und Einrichtungsge- genstände(n) - wie sie dem Vernehmen nach in älteren Schlössern Tirols nicht sel­ten vorhanden und käuflich zu erlangen sein sollen -“ eingerichtet werden. Ferner wurden die Restaurierung des Spanischen Saales und die Neubauten für die Ambra­ser Sammlung genehmigt. Die Pläne des ersten Projektes erhielt Förster zurück, um sie zu überarbeiten, genaue Kostenanschläge anzufertigen und alles erneut vorzule­gen38. In einem „gehorsamen Bericht“ teilte Förster aus Innsbruck daraufhin seine Überlegungen über die geplanten Baumaßnahmen mit. Demnach sollten der Hof asphaltiert und die Hofwände verputzt werden, „da die an denselben befindlichen Grauingrau-Malereien schon wegen des Ganges im zweiten Stocke sich nicht mehr ausbessern lassen und an sich ganz wertlos sind“. Die zweite Etage des Vorschlosses sollte abgerissen und darauf eine Dachterrasse gebaut werden. Die gesamten Bauar­beiten am Hochschloß ließen sich im Jahr 1858 zu Ende fuhren. Die Unterbringung der Ambraser Sammlung wäre leichter in einem Neubau gegenüber der Hofburg in Innsbruck zu realisieren, zumal die lange Bauzeit des Umbaus der Sammlungsräume auf Ambras einen „höchsten Sejour“ nicht zuließe. Für seine eigene Arbeit veran­schlagte Ludwig Förster ein Honorar von 20 000 Gulden. Sein Sohn Heinrich För­ster, „der bereits eine höhere Ausbildung als Architekt genossen hat“ und für den er sich verbürge, soll „während der Zeit der Ausführung der fraglichen Bauten als“ Stellvertreter seines Vaters in Ambras fungieren39. Man scheint diese Lösung akzep­tiert zu haben, denn bereits Anfang Juni hatte man dem jungen Förster in Innsbruck den Auftrag erteilt, aus Anlaß der bevorstehenden Anwesenheit des sächsischen Königspaares auf Ambras den Hof asphaltieren zu lassen40. Um während der Bauzeit 36 TLA Innsbruck, Kunstsache III 8/5, 1857, Statthalterei 1856-1868 vom 30. März 1857. Die überarbeite­te Endfassung dieses Briefes wurde mit einem Plan des zweiten Stockes nach Wien gesandt (HHStA Wien, OMeA, Rubrik 81/F/l, Jg. 1857 vom 30. März 1857). Vgl. Abb. 1, die den dem Schreiben beiliegenden Plan zeigt, ergänzt mit den damals verwendeten Raumbezeichnungen. 37 Ebenda, Kunstsache III 8/5, 1857, Statthalterei 1856-1868 vom 4. April 1857; Ebenda, Karten und Pläne, Mappe 626, Nr. 126: Verlängerung des gußeisernen Ganges, 1857. 38 HHStA Wien, OMeA, Rubrik 81/F/l, Jg. 1857 vom 4. April 1857. 39 TLA Innsbruck, Kunstsache III 8/5, Umschlag: Bauten in der Hofburg und im Schlosse Ambras 1857 vom 20. Mai 1857. Akten der Residenzschloßverwaltung Innsbruck vom 7. Juni 1857, Nr. 144. Heinrich Förster war vom 13. Mai bis 28. Juli 1857 in Ambras. 96

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