Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44. (1996)

STRIMITZER, Birgit: Der k. k. Staatsrat Friedrich Freiherr Binder von Krieglstein, Freund und Sekretarius des Staatskanzlers Kaunitz. Ein Beitrag zur Klientelpolitik der maria-theresianischen Epoche

Wie eingangs erwähnt interessierte die Griechen am meisten der Faktor der Wirtschaft und des Handels. Daher widmete die Autorin den gesamten zweiten Band diesem wichtigen Betätigungsfeld. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, daß das Wohl der Kolonie untrennbar mit dem Wohl seiner Mitglieder verbun­den war. In dieser Beziehung schlossen die Griechen Triests eine Marktlücke, denn der Mangel von erfahrenen Kaufleuten mit österreichischer Staatsbürger­schaft - vor allem für die Region des Balkans war eines der grundlegenden Hemmnisse einer erfolgreichen Handelspolitik Karls VI. und Maria Theresias in der Zeit nach 1718. Durch Zollprivilegien wurde eine teilweise Lösung gefunden, ebenso wie durch die Proklamation Triests zur freien Hafenstadt, in welcher fremden Kauf­leuten weitreichende Zugeständnisse gemacht wurden, auch den Griechen. In der Mitte des Jahrhunderts wollte Maria Theresia eine Gleichstellung erreichen, indem sie die Gleichschaltung sämtlicher Steuern verfügte, ohne aber die lau­fenden Verträge formal zu ändern. Diese Politik wurde nach der geheimen Tagung von 1771 erleichtert; die an­schließend durchgeführten Maßnahmen der sogenannten „Paßbriefe“, die den Handel am Balkan erleichtern sollten, sowie angebotene Naturalisierungen be­rührten die Griechen zunächst nicht direkt; ihre Sicherheit wurde ja durch öster- reichisch-osmanische Verträge gewährleistet. Denn solange die Griechen mit türkischen Produkten (vor allem mit Südfrüchten) handelten, galten sie als tür­kische Untertanen. Gegen Ende des Jahrhunderts begannen sie, das Angebot der österreichischen Staatsbürgerschaft anzunehmen, um die Rechte als Negozianti publici zu erhalten. Die abschließenden Sektionen der Studie behandeln die Teilnahme der Grie­chen im Handels- und Investmentlebcn in Triest, ihr Handeln an der Börse, ihr hervorragend ausgestattetes Versicherungswesen, ihre beschränkte Teilnahme an der fabbriche von Triest sowie ihr ständig steigendes Interesse, als Reeder mit eigenen Schiffen die Meere befahren zu können. Das vorliegende zweibändige Werk weist die Autorin als eine profun­de Kennerin der Materie aus, indem sie versuchte, alle Aspekte des Lebens der Tuxpoiiaa in Triest zu behandeln. Wenn dies für sie im Text schwierig war, so erläuterte sie ihre Thesen im dem Textteil folgenden Statistikteil, der im zweiten Band zu finden ist. Eine umfangreiche Bibliographie bietet zudem jedem Inter­essierten weiterführende Informationen. Obwohl das Werk von der philosophischen Klasse der Kapodistrias- Universität Athen im Jahr 1986 herausgegeben wurde, und obwohl schon Mitte der Siebzigerjahre eine Reform der griechischen Sprache die sogenannte Koivp (die griechische Alltagssprache) in den Vordergrund stellte, bediente sich die Autorin einer sehr gewählten Sprache, die in gewissen Passagen der soge­nannten Katharevousa (der griechischen Hochsprache) gleicht, die heute in Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44/1996 - Rezensionen 367

Next

/
Oldalképek
Tartalom