Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44. (1996)

FALLENBÜCHL, Zoltán: Anton Cothmann, Siedlungsarbeiter unter Kaiserin Maria Theresia

Anton Gothmann, Siedlungsarbeiter unter Kaiserin Maria Theresia mal im Mai dieses Jahres, als er sich fiiir die Einführung der Erdäpfelkultur im ungarischen Komitat Marmaros, auf den dortigen Kameralgütern einsetzte45. Seine Betätigung als Statthaltereirat dauerte nicht lange: am 6. November des­selben Jahres wurde er zum Ratsmitglied der Königlich-Ungarischen Hofkanzlei befördert46. Dort galt er als der Sachverständiger der ungarischen Angelegenhei­ten für den kaiserlichen Hof47. Obwohl die Salzwesensdirektionsstelle bei der Ungarischen Hofkammer an Kempelen und das Kassadirektorat an Ludwig Konkel gegangen war, wurde er noch im Jahre 1767 zeitweise in Kameralange- legenheiten befragt48 49. Die Kameralansiedlungen gediehen gut, die Manufaktur­betriebe in Apatin konnten aber trotz der Anstrengungen von Kempelen nicht prosperieren und wurden schließlich 1771, kurz vor seinem Tode, vom Hof­kammerpräsidenten Grassalkovich aufgelöst45. Cothmann erlebte den Zusammenbruch seiner großzügigen merkantilistischen Pläne nicht mehr. Am 19. August 1768 starb er im Alter von 48 Jahren in Preß- burg. Am 20. August, am Tage des Heiligen Stephan, dem Nationalfeiertag Ungarns, wurde er in Preßburg beigesetzt50. Seine reiche numismatische Sammlung erwarb der berühmte Sammler Bischof Georg Klimo von Pécs/Fünfkirchen51. Die Witwe und ihre unverheiratete Schwester erhielten eine Pension in Würdigung seiner Stelle als Rat bei der Hofkanzlei; das Todesdatum seiner Witwe ist nicht bekannt, 1781 jedenfalls war sie noch am Leben52. Anton Cothmann war ein verdienstvoller Beamter und Wirtschaftsexperte Maria Theresias. Daß er seine Konzeption nicht verwirklichen konnte, lag nicht an ihm, sondern an der Ungunst der Verhältnisse seiner Zeit. Er stellte in einer Welt, wo alles von Gunst oder Ungunst des Hofes abhing, einen ganz unge­wöhnlichen Typ des berufsbewußten, opferbereiten, wahrhaften Staatsbeamten, eines „Staatsdieners“ dar. Er war vielleicht eben jener Mann, von welchem Ma­ria Theresias Sohn, Kaiser Joseph II., das Muster für sein Beamtenideal nahm. Was er in Bezug der Siedlung auf den Kameralgütern in der Batschka geschaf­fen hatte, war dauerhaft. Der Reichtum der deutschen, ungarischen und südsla­MOL Budapest, MKL, E 15, Expeditiones Camerales, Decreta Nr. 1, Cothmann, 1766 Mai 2 und Decreta Nr. 16, Cothmann, 1766 Mai 27. 46 MOL Budapest, Kane. Ltr., A 78, Status Cancellariae 1690-1783. Er hatte als Ratsmitglied aus dem Magnatenstand 6.000 Gulden Gehalt. 47 Ember, Győző: Der Österreichische Staatsrat und die ungarische Verfassung 1761-1768. In: Acta Historica 6 ( Budapest 1959), S. 125. 48 MOL Budapest, MKL, E 15, Expeditiones Camerales, Nr. 1 Cothmann, 1767, Mai 5, und Nr. 23 Augustissima Aula, 1767. November 20. 49 PI e i d e 11: Apatiner Kolonie, S. 409 413, 488- 489, 503, 510. 50 Röm. kath. Pfarrmatrikel der Sankt Martins-Kathedrale in Pressburg, Totenprotokoll vom 20. Au­gust 1768: Anton Cothmann, Referendarius der Ungarischen Hofkanzlei und Ritter des Sankt- Stephans-Ordens, 48 Jahre alt. 51 E nt z, Géza: Klimó György pécsi püspök kulturális tevékenysége [Die kulturelle Betätigung des Fünfkirchner Bischofs Georg Klimó]. ln: Pannonia (April-Juni 1940), S. 17. 52 MOL Budapest, MKL, E 699, Commissio in negotiis salariorum. 1781-1782. Bd. 1, S. 38-336. J21

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