Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 43. (1993) - Festschrift für Rudolf Neck zum 65. Geburtstag

GÖBL, Michael: Vom Judenplatz zur Wallnerstraße. Über die Anfänge des Allgemeinen Verwaltungsarchivs

Michael Gobi anfänglich geäußerten Bedenken über die Verfügbarkeit der für den laufenden Dienst benötigten Akten konnten nach und nach ausgeräumt werden.25 26) 2. Ehemaliges k.u.k. Kriegsministerium Mit diesem zu erwartenden enormen Zuwachs jui Archivalien wurde auch wieder ein Problem virulent, das schon früher erhebliche Übel­stände verursacht hatte - die Raumfrage. Von den verschiedenen Räum­lichkeiten, die nun für die Unterbringung der Archivalienmassen über­legt wurden, kamen vor allem jene in Betracht, die aufgrund des klein gewordenen Staates nicht mehr, oder nicht mehr in dem Umfang benö­tigt wurden. Im Gespräch waren die Konsularakademie, das Militär- geographische Institut und die neue Hofburg. Besonders im militä­rischen Bereich taten sich beträchtliche Raumreserven auf, die einer neuen Nutzung zugeführt werden konnten. Eine derartige Möglichkeit war im Gebäude des ehemaligen Kriegsministeriums gegeben. In dieses Gebäude wurde die Registratur des k.k. Ministeriums für Landes­verteidigung (kurz Landwehrregistratur genannt) - nach Räumung des Hauses in der Babenbergerstraße - übersiedelt. Die Registratur war in vier Teile gegliedert, und zwar in Präsidium (1841-1920 mit 950 Faszi­keln), Landwehrregistratur (1868-1920 mit 2475 Faszikeln), Politische Registratur (1828-1920 mit 1400 Faszikeln) und der Gendarmerie­registratur (1848-1920 mit 840 Faszikeln). Als das Militärliquidierungs- amt die Landwehrregistratur am 1. April 1922 in die Verwaltung des Staatsarchivs des Innern und der Justiz übergab, kam sogleich der Ge­danke auf, daß im Anschluß an die im Tiefparterre des ehern. Kriegs­ministeriums untergebrachten Archivalien noch weitere ähnlich große Räume dazugewonnen werden könnten, um alle unmittelbar vor der Übernahme stehenden Bestände dort unterzubringen.20) Gleichzeitig wurde aber auch schon die Befürchtung geäußert, daß das in demselben Gebäude sich soeben niederlassende Bundesministerium für Ver­kehrswesen sich der weiteren Ausbreitung des Archivs widersetzen könnte, ja sogar die bisher vom Archiv okkupierten Räume an sich zie­hen könnte.27) Die Beschaffung entsprechender Räume wurde jedenfalls immer dring­licher, da nun die eingeleitete Archivalien-Abgabeaktion erste Früchte 25) AVA, Adelsarchiv, Archivakten, ZI. 30.205/1920, 65443/1920, 31.586/1920, 65.596/1920, 35.522/1920, 84.920/1920, 187.445/1920. 26) AdR, BKA, 2, ZI. 1304/1922; AVA, Adelsarchiv, Archivakten, ZI. 7853/1922. 27) AVA, Adelsarchiv, Archivakten, ZI. 46.819/1922. 28

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