Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)

KRAMML, Peter Franz: Die Administration des Bistums Wien nach dem Tod König Matthias' Korvinus von Ungarn. Eine Korrektur der Wiener Bischofsliste

Peter Franz Kramml Auch weitere Bewerber um Wien werden erwähnt („... currebant etiam nonnulli alii ad bravium istud“)110). Dank der uneingeschränkten Unterstützung des Hofmeisters Sigmund von Prüschenk, Freiherr zu Stettenberg111), der das volle Vertrauen Friedrichs III. und daher eine mächtige Stellung an dessen Hof besaß, aber auch mit Maximilian - der ihn in der Wiener Causa eigens schrift­lich instruiert hatte - einen vertraulichen Briefwechsel unterhielt, konnte sich der vom König schon 1490 eingesetzte Johann Vitéz auch beim Kaiser gegen alle anderen Bewerber durchsetzen. Bereits vom 9. Februar 1492 (Linz) datiert eine Urkunde112), mit der Vitéz, dem der Kaiser die Leitung der Wiener Kirche übertragen hatte, diesem und seinen Nachfolgern Treue gelobte. Es war dies eine vor der endgültigen kaiserlichen Zustimmung abverlangte Erklärung, zumal Johann, Bi­schof von Veszprém und Wien, dem König erst am 12. Februar 1492 berichten konnte113): „hodie (!) tandem, hoc est nocte preterita, nego­tium vienniensem conclusi cum hac imperiali Mte magna tamen cum difficultate, itaque sepenumero desperaverim rem posse conduci.“ Bi­schof Johann erwähnt hier auch zwei Verpflichtungen, die er dem Kai­ser gegenüber eingehen mußte, wobei er zur Erfüllung der (uns unbe­kannt gebliebenen) ersten Zusicherung der königlichen Hilfe bedürfe, und die zweite - von der eine Kopie beigelegt wurde - wohl das schrift­liche Treuegelöbnis vom 9. Februar gewesen sein dürfte. Maximilian wurde auch inständig um die Befreiung der Burg Veszprém gebeten, damit Vitéz nicht die Burg und damit auch sein ungarisches Bistum verliere und als Lohn für seine Treue gegenüber dem König nur Scha­den erleide. Der Preßburger Vertrag, den auch Vitéz am 7. März 1492 vollzog, er­möglichte dem Veszprémer Bischof eine Rückkehr nach Ungarn114). Zudem war für ihn jener Passus des Vertragswerkes bedeutend, der den 110) Schilderung der Vorgänge in der Urkunde Johanns von Veszprém vom 12. Fe­bruar 1492 (wie unten Anm. 113). „bravium“ ist hier als „Preis“ zu übersetzen. 111) Vgl. Kraus, Briefwechsel 15-24; Firnhaber, Beiträge zur Geschichte Ungarns 507f. n. 82a (Übertragung von Schloß und Herrschaft Güns, 1492 Februar 8); über seinen Bruder Heinrich, kaiserlicher Rat und Kämmerer Maximilians I., einem der Unterhänd­ler des Preßburger Friedens vgl. Höflechner, Gesandte 71f. 112) Gleichzeitige Abschrift (Beilage zur Urkunde vom 12. Februar 1492): HHStA Wien AUR-, abgedruckt bei Firnhaber, Beiträge zur Geschichte Ungarns 510f. n. 83; Reg. bei Lichnowsky, Geschichte des Hauses Habsburg 8 n. 1710. 113) Orig, (mit Adresse König Maximilians): HHStA Maximiliana 1 (alt la) fol. 7 (1492 Februar 12); erwähnt bislang nur bei Annelies Redik, Das Verhältnis König Maxi­milians I. zur Kirche während des Pontifikats Alexander VI. (phil. Diss. Graz 1963) 127. 114) Vgl. die Consensualurkunde vom 7. März 1492-, Firnhaber, Beiträge zur Ge­schichte Ungarns 516ff. n. 86. 30

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