Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)
KRAMML, Peter Franz: Die Administration des Bistums Wien nach dem Tod König Matthias' Korvinus von Ungarn. Eine Korrektur der Wiener Bischofsliste
Peter Franz Kramml er bis zu seinem Tod (1512) mit größter Vorsicht behandelt wurde, um über seine Person weiterhin den habsburgischen Einfluß auf dieses Salzburger Eigenbistum geltend machen zu können. Soweit die Untersuchung des Scheit’schen Quellenmaterials, wozu ergänzend auf das Problem des Seckauerhofes in Wien eingegangen werden muß, da auch dieser als Argument für eine Administrationsfunktion des Bischofs in Wien ins Treffen geführt wurde. Mit der Geschichte des Seckauerhofes in der Wiener Plankengasse, der bis 1557 im Besitz des Bistums nachgewiesen werden kann, hat sich eingehend Richard Per- ger auseinandergesetzt77). Ihm zufolge soll das Gebäude, das durch Nachbarangaben bis 1501 als Haus der Herren von Neudegg („Ney- deck“) und dann ab 1503 als Besitz Seckaus ausgewiesen ist, bereits in der Zeit zwischen 1490 und 1493 von Matthias Scheit für sein Bistum erworben worden sein, als dieser Wiener Administrator war. Einen diesbezüglichen Hinweis verdankte Perger Benno Roth78), der dann seinerseits - in einem Zirkelschluß - die Publikation über den Seckauerhof zur Untermauerung einer Wiener Administrationstätigkeit des Sek- kauer Bischofs wertete79). Quellen für derartige Mutmaßungen existieren nicht, vielmehr hätte Scheit, wäre er Administrator gewesen, sicher den Wiener Bischofshof80) bewohnt. Erst um 1502, so wie es auch den Nachbarangaben zu entnehmen ist, ging dann der Neudegger Besitz in der Plankengasse an Seckau über, möglicherweise über königliche Intervention, da damals die Verhandlungen über eine Resignation Scheits als Seckauer Bischof zugunsten eines königlichen Günstlings liefen81). Andere Kontakte Seckau - Neudegg ergaben sich bereits in Scheits vorbischöflicher Zeit82), weiters als Georg von Neudegg (der spätere Bischof von Trient) österreichischer Kanzler war und zudem aufgrund der Tatsache, daß die Adelsfamilie zu den Seckauer Lehensträgern 77) Richard Perger, Der Seckauerhof in Wien, in: Wiener Geschichtsblätter 20(80)(1965) 463-468. 78) Ebenda, bes. 465 Anm. 16. 79) Roth, Matthias Scheit 169. 80) Zu diesem vgl. Margarete Girardi, Wiener Höfe einst und jetzt (Beiträge zur Geschichte, Kultur- und Kunstgeschichte der Stadt Wien 4, Wien 1947) 33 f. 81) Vgl. Rramml, Dr. Christoph Zach. - Der Seckauer Bischof besaß übrigens nachweislich schon in den neunziger Jahren des 15. Jahrhunderts ein anderes Haus in Wien, zumal eine vom August 1497 datierte Bittschrift berichtet „... Auch hat die ku. Mt. dem von Seckaw ain hauss zu Wienn genomen, vnd dafür ain Judenhauss vnd etlich ir wein- gartn zu Marpurg geben“. Vgl. Joseph von Zahn, Styriaca aus dem k. k. Statthaltereiarchive zu Innsbruck, in: Beiträge zur Kunde steiermärkischer Geschichtsquellen 15(1878) 3- 38, hier 17. 82) 1481 war Scheit Rat Erzherzog Sigmunds von Österreichs, dessen Kämmerer zu diesem Zeitpunkt Sigmund von Neudegg war. Vgl. Margarethe Ortwein, Der Innsbruk- ker Hof zur Zeit Erzherzog Sigmunds des Münzreichen (phil. Diss. Innsbruck 1936) 161. 24