Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)

WURM, Heidrun: Entstehung und Aufhebung des osmanischen Generalkonsulates in Wien (1726–1732). Eine Relation Heinrich von Penklers aus dem Jahre 1761

Entstehung und Aufhebung des osmanischen Generalkonsulats wurden im Oktober alle seine Effekten verkauft und er selbst mittellos in die Verbannung nach Kandia geschickt84). Wegen des dort herr­schenden ungesunden Klimas erreichte er jedoch mit Hilfe seiner gu­ten Freunde, daß sein Exil nach Chios, einer angenehmen Insel im Archipel, verlegt wurde. Dort starb er bald darauf85). Dies ist der wahre Hergang der Errichtung des Schahbenderpostens in Wien und seiner erfolgreichen Unterdrückung. Nach dem Belgrader Frieden, als ich kaiserlicher Vertreter in Konstanti­nopel war, wurde zwar gelegentlich wieder beabsichtigt, einen Schah­bender zu bestellen86), und zwar besonders in den damaligen schwieri­gen Zeiten. Ich habe aber denjenigen, die die Pforte dazu anstiften und dem kaiserlichen Hof dieses Ärgernis bereiten wollten, die Lust daran bald genommen - wozu es lediglich einer gewissen Contenance be­durfte87). Wien, den 12. Dezember 1761 Heinrich Freiherr von Penkler 5. Schlußbemerkung Zwar gelang es Österreich bis ins 19. Jahrhundert, eine Wiederbele­bung des Artikels Sechs durch die Pforte zu verhindern88), auf lange Sicht sollte er sich dennoch durchsetzen. Wenn selbst für die Konsuln der 1923 gegründeten Republik Türkei zunächst die Bezeichnung „Schahbender“ gültig blieb89), so kann man darin mit einigem Grund ein Erbe der österreichischen Herrschaft über Süditalien sehen. Denn 84) Nach Kiesi Talman Bl. 74 hatte Talman auf Weisung des Hofkriegsrates vom 29.10. 1732 eine von der Pforte erneut beabsichtigte Hinrichtung cÖmer Agas verhindert, da man in Wien eine Befriedigung der Gläubiger vorzog. 83) Er starb im Januar 1734, mittellos, wie Talman feststellen musste. Der Resident hatte gehofft, einen Teil des Nachlasses zur Begleichung der 20.000 Gulden Schulden des Schahbenders heranziehen zu können, Kiesi Talman Bl. 74. 86) Zu den zahlreichen von Penkler übergangenen Fakten gehört, daß Talman schon 1735 einen neuerlichen Plan der Pforte zur Bestellung eines Schahbenders vereiteln konnte. Dessen Anlaß war die Behelligung einiger osmanischer Untertanen in den kai­serlichen Ländern in Zusammenhang mit dem Polnischen Erbfolgekrieg Kiesi Talman Bl. 75 nach HHStA Turcica 212 Bericht Talmans vom 03. Juli 1735. 87) Der aus Istanbul gebürtige Armenier Mouradgea d’Ohsson Tableau 4 371-374, 474 f. bezeichnet maßlose Unbeherrschtheit und unbändige Rachsucht als typisch osma- nische Wesenszüge. 88) Dazu Kiesi Talman Bl. 75, bezogen auf die Zeit bis 1771, sowie Herzfeld Orient­handelspolitik 260 f. 89) Vgl. Ya§ar Karayal§m u. Ahmet Mumcu Türk hukuk bibliyografyasi. Türk harf- lerinin kabulüne kadar yaymlanmi$ kitap ve makaleler. 1727-1928 (Ankara 1972) 134 Nr. 1744-1746. 185

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