Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)
WURM, Heidrun: Entstehung und Aufhebung des osmanischen Generalkonsulates in Wien (1726–1732). Eine Relation Heinrich von Penklers aus dem Jahre 1761
Entstehung und Aufhebung des osmanischen Generalkonsulats über waren, daß er aus Wien entfernt worden war, dazu, ihn vollständig zu beruhigen. Sie spielten ihre Rolle gut. Als wir am 3. Mai in Parakin eintrafen, bat noch am selben Tag der Qapigilar Kähyasi (Oberkämmerer) des Paschas von Nissa79), der in der Nähe auf cÖmer Agas Ankunft gewartet hatte, zu ihm vorgelassen zu werden. Von mir befragt, erklärte der ehrwürdige Mann, der Pascha habe ihn beauftragt, cÖmer Aga zu trösten und ihm zu sagen, er solle sich nicht fürchten sondern, guten Mutes nach Nissa kommen. Sein Feind Topal cOsmän Pasa sei abgesetzt, und er werde dessen Befehl auf keinen Fall ausführen, sondern vom neuen Großwesir neue Ordre einholen. Er, der Pascha, werde ihm jeden nur möglichen Schutz gewähren und habe auch schon, um ihm zu helfen, einen Eilkurier nach Konstantinopel gesandt. Ich erklärte dem Abgesandten des Paschas, daß sein Herr sehr recht daran getan habe, ihn herzuschicken. Wir würden nun das Erforderliche tun, um ihnen cÖmer Aga zu übergeben, aber auch sie sollten alle Vorsichtsmaßregeln ergreifen, denn er sei ein gefährlicher Mensch und imstande, noch im letzten Augenblick Unannehmlichkeiten heraufzubeschwören. Der Qapigilar Kähyasi besprach sich lange mit cÖmer Aga, und als Tag der Übergabe wurde der 5. Mai bestimmt. Einen Tag vorher machte cÖmer Aga allerlei Vorschläge hinsichtlich des Übergabezeremoniells. Ich argwöhnte sofort, er habe vor, sich unmittelbar nach dem Übergabeakt vor die von uns mitgebrachten Truppen zu werfen, um sich damit gleichsam unter deren Schutz zu begeben. Ich machte es kurz und erklärte ihm, die Übergabe werde auf dieselbe Weise geschehen, wie ein Jahr zuvor bei dem Gesandten Mustafa Efendi. Dabei blieb es. Den 5. Maii marschirte man demnach von Parakin aus gegen die Gränz Säulen, bey Annäherung gegen dieselbe fande man auch schon die Türckischen Trouppen in ihrem Territorio; man avancirte der Gewohnheit nach bis gegen der mitteren Säulen, man liesse vom Türckischen Comissário die Quittung verfertigen, in welcher Er erklährte, daß Er den Omer Aga mit seinigen Leüthen und Bagage von dem Kays. Comissário richtig empfangen habe; hierauf stiegen Wir wiederum zu Pferdt, und ich liesse von unseren Trouppen ein Öfnung machen, ritte gegen den Omer Aga, ruffte Ihm, daß es nun Zeit seye, zukomen; dieser bliebe auf seinem Pferd, wie in einer insomnie, auf mein nochmahliges Anruffen aber, und als ich mich zu Ihme noch mehr näherte, thatte Er wie aufwachen, und sagte, solle ich gehen? ich antworttete Ihme ganz ernstlich, warum wir dann dahin gekomen, freylich müsse er gehen; Er sähe, daß die Kays. Trouppen, welche die Öfnung gemacht hatten, sich hinter seiner und seinen Leüthen wiederum zusamengeschlossen; Endlich pressirte ich, undt Er speculirte noch ein wenig; gäbe aber endlich seinem Pferd den Sporen, und ritte mit mir auf das Orth, wo die Comissarii stunden; der Türckische empfienge Ihn gleich höflich, und der Omer Aga schlüge seine Hand in des Comissarii seine, mit einer gewießen Resolution; der Comissarius auch, um seine 79) Nissa (serb. Nis), Sitz des Grenzkommandanten der Großprovinz (Eyalet) Rume- lien. 183