Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)

WURM, Heidrun: Entstehung und Aufhebung des osmanischen Generalkonsulates in Wien (1726–1732). Eine Relation Heinrich von Penklers aus dem Jahre 1761

Heidrun Wurm in einem an cÖmer Aga gerichteten Brief des Kähyas71), den er Mom- marz gleichfalls übergebe. Aus diesem Grunde, so solle man dem Schahbender sagen, werde man ihm offiziell ein Schreiben des Prinzen an den Großwesir überreichen und ihn dann in Begleitung kaiserlicher Kommissare und mit allen Ehrenbezeugungen, einschließlich der Ge­währung eines Ta ylns (tägliche Unterhaltsleistung)72), an die Grenze geleiten. Auf diese Weise, so der Großwesir, könne cÖmer Aga streng bewacht an die Grenze gebracht und dort den Türken ausgeliefert wer­den. Der Resident tat, wie gewünscht. Ein geheimer Expreßbote, der am 13. Februar in Wien eintraf, überbrachte die beiden Schreiben73) und übermittelte die mündliche Botschaft des Großwesirs. Schon am folgen­den Tag, dem 14. Februar 1732, erhielt ich den Befehl, cÖmer Aga den Brief des Kähyas zu bringen und ihrp zu sagen, er möge sich reisefertig machen. Einzubilden ist sich leicht, wie der Omer Aga über diese meine Message betroffen ware; Er eröffnete den Brief, laQe solchen in meiner Gegenwart, kunte mir vor Schrocken keine Antwort gleich geben; Er erhollete sich aber, und brache in eine Furie wider den Groß-Vezir, und das ganze Türckische Ministerium aus, verfluchte die Ottomannische Pforten selbsten, und bliebe nichts übrig von deme, was man in einer Furie wider seinen eigenen Hof schändliches sagen kunte, besonders über den Topal Osman Bassa schmeh- lend, welcher, wie Er sagte, allzeit sein Feind ware; Ich warfe Ihme aber mit guter Manier ein, wie ich nicht findete, warum Er es wider den Groß-Vezir so starck hätte; und hätte vielmehr geglaubet, Er müsste sein besonders guter Freünd sevn, weilen Er selbsten Ihre Durchl. nachdrucksamst angegangen, man möchte Ihne Aga mit allen Ehren-Bezeigungen zuruckschicken, welches dann auch in Ansehen des Groß Vezirs Ersuchen in voller Maas geschehen würde; dieses machte seinen Zorn aber noch nicht calmiren, Er rathete bald auf einen bald auf den anderen, welcher Ihme bey dem Groß- Vezir ein übles Spiel gemachet müsste haben; und hatte Er den Gesandten Mustafa Efendi in gröster Suspition. Nachdeme er aber sein schmehlen nicht enden wolte, so sagte Ihme, ich seye von Seiten des Prinzens zu Ihme gekomen, nicht umb Ihne schmehlen zuhören, sondern zuverneh- men, was ich von Seiten seiner dem Prinzen vor die Ihme in seiner Ruckreyße anzuthun entschlossene Höflichkeiten sagen solte; Er erholte sich endlich, gäbe mir viele Respect an Prinzen auf, recomendirte sich in seiner Gnaden, mit Vermelden, daß Er anfangen würde, wegen seiner Ruckreyß nach und nach seine Vorkehrungen zu machen. Nachdem man nun endlich das erreicht hatte, was zuvor nicht einmal durch ein großes Geldangebot zu erreichen gewesen war, ging es darum, cÖmer Aga so rasch wie möglich wegzubringen, will sagen, 71) Der Kähya (pers. Kathudä) des Großwesirs, Vorläufer des späteren Innenmini­sters, war zuständig für innere und militärische Angelegenheiten sowie das Zeremo­niell. 72) Der Ta yin wurde, osmanischem Brauch gemäß, ab/bis Grenze gewährt, Unat Osmanli seßrleri 35 f. 73) s. das bei Hammer Geschichte 9 625 unter Nr. 3319 aufgeführte Abberufungs­schreiben Topal cOsmän Pasas an Prinz Eugen von 1143h. (1731). 180

Next

/
Oldalképek
Tartalom