Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)

WURM, Heidrun: Entstehung und Aufhebung des osmanischen Generalkonsulates in Wien (1726–1732). Eine Relation Heinrich von Penklers aus dem Jahre 1761

Heidrun Wurm bracht, die dazu führten, daß diesem zunächst eine Aufgabe übertragen wurde, die ihn von der Hauptstadt fortführte. 1722 zurückgekehrt, drängte er jedoch auf seine Entsendung nach Wien, worauf seine Geg­ner es noch einmal erreichten, ihn aus der Hauptstadt zu entfernen: diesmal wurde ihm eine Gesandtschaft zum Kaiser von Marokko und Fes übertragen. So geriet das Ganze noch einmal ins Stocken, und wie­der wäre die Gelegenheit günstig gewesen, das gefährliche Vorhaben zu vereiteln. Die Sache wurde dann durch die verschiedenen Prätenden­ten, vor allem cÖmer Aga, erneut in Bewegung gebracht. 1724 sollte ein gewisser Müsä Aga nach Wien geschickt werden, um dem Kaiser und auch dem Prinzen Eugen ein paar schöne, seit langem angekündigte Pferde zu überbringen und danach als Schahbender beim kaiserlichen Hof zu bleiben. Allein, Müsä Aga, ein ehrwürdiger alter Mann, verstand es, sich der Kommission geschickt zu entziehen, indem er bekundete, eines wahren Muslims sei es unziemlich, jahrelang unter den Christen - oder Ungläubigen, wie die Türken sie nennen - zu leben und engen Umgang mit ihnen zu haben44). Damit geriet die Angelegen­heit wiederum ins Stocken. Die Reaktion Müsä Agas beflügelte cÖmer Aga erneut, und es gelang ihm nunmehr, den Reüs Efendi45) selbst für sich zu interessieren. Schließlich hatte sein unentwegtes, importunes Drängen Erfolg, und in der öffentlichen Diwanssitzung am 12. August 1725 wurde er zum Schahbender ernannt46). Man legte ihm den Kaftan an und verlieh ihm 44) Die traditionelle muslimische Scheu vor Reisen ins christliche Abendland wur­zelte u.a. in der islamischen Rechtslehre, die den Aufenthalt des Gläubigen außerhalb der Spähre des islamischen Rechts als nicht empfehlenswert einstuft und empfiehlt, ihn, wenn dennoch erforderlich, zumindest möglichst kurz zu halten, vgl. Mouradgea d'Ohsson Tableau 2 147; 5 44-48; Julius Hatschek Der Musta3min. Ein Beitrag zum internationalen Privat- und Völkerrecht des islamischen Gesetzes (Berlin 1919) 98 f; Ber­nard Lewis The Muslim discovery of Europe (London 1982) 61. 45) Keus Efendi oder Rens ul-Kuttäb, der Vorläufer des osmanischen Außenministers westlicher Prägung. Üc Anbarli Mehmed Efendi (1718-1730) gehörte zum engsten An­hang des Großwesirs, Aktepe Patrona isyam 113, 165 f. Er war extrem habgierig, vgl. Mary Lucille Shay The Ottoman Empire 1720-1734 as revealed by the despatches of the Venetian Baili (Illinois studies in the social sciences, 27,3, Urbana 1944) 48 f. 46) Der 12. August 1725 wird auch in Dirlings Bericht vom 13. 08. 1725, HHStA Tur­cica 192 Konv. 2 (1725 Juli-September) fol. 106r als Ernennungsdatum angegeben; vgl.a. Repertorium der diplomatischen Vertreter aller Länder 2 407. Dirling machte hier zu­nächst die irrige Angabe, cÖmer Aga habe die Titularwürde eines Qapigi basi erhalten. Kiesi Talman Bl. 21 Anm. 2 zitiert einen Diwansbeschluß vom 29. Safer 1138h. (06.11. 1725), nach BBA Hariciye Nr. 7267; Uzungar§tli Osmanlt tarihi 4, 1 170 Anm. 2 verweist auf BBA Mühimme defteri 133 78. Nach cÄsim Ta rih 307 fand die Ernennung im letzen Drittel des Monats Safer statt, und die Wahl war auf Qazganci-zäde cÖmer Aga gefallen, weil dieser als Kähya des Großbotschafters Silihdär ibrählm Pasa bereits Unterredungen und Zusammenkünfte mit den kaiserlichen Notabein gehabt hatte, dabei richtig zu 166

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