Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)

PICHORNER, Franz: Patente und Instruktionen für die Statthalter der Österreichischen Niederlande (1715–1726)

Instruktionen für die Statthalter der Österreichischen Niederlande Prüfung der Finanzen in die einzelnen Provinzen geschickt werden soll­ten. Die Statthalterin sollte, ohne Probleme zu provozieren, damit be­ginnen100). Die nächste Sitzung der Geheimen Konferenz am 30. August 1725, die wieder im Garten des Prinzen stattfand, befaßte sich mit der Frage, ob Graf Daun nach der Ankunft der Statthalterin aus den Niederlanden abzuberufen wäre. Seine Präsenz in Brüssel wäre wünschenswert, da der Erzherzogin und Visconti das Land noch unbekannt war. Die Statt­halterin sollte aber „ohne alle partialitet, affection und praevention ge­gen die eine oder andere parthey im land antretten“. Entschiede sich der Kaiser für eine Abberufung Dauns, könnte man zwar dessen Gehalt einsparen, jedoch müßte an seiner Stelle ein Truppenkommandant in die Niederlande geschickt werden, den Prinz Eugen vorschlug. Für die Hofhaltung der Statthalterin hatten die niederländischen Stände 400000 Gulden genehmigt, man wußte aber in Wien nicht, ob sie gewillt waren, es auch in den folgenden Jahren so zu halten. Am Ende der Konferenz berieten die Minister über das Gehalt des Obersthofmeisters. Diesem wurden 10000 Gulden, ein freies Quartier bei Hof und eine Wohnung für seine Familie in der Nähe versprochen. Schließlich ver­sammelten sich die Minister am 3. September zum letzten Mal im Gar­ten des Belvedere, um über die ftegierung der Niederlande zu beraten. Rialp verlas die Instruktion für den Obersthofmeister, die die Konferenz dann billigte101). In der Sitzung vom 3. September 1725, im Garten des Prinzen Eugen, beriet man noch zeremonielle Probleme102). Am 4. September trat Erzherzogin Maria Elisabeth mit großem Gefolge ihre Reise von Wien nach Brüssel an und hielt am 9. Oktober einen prächtigen Einzug in ihrer zukünftigen Residenz in Brüssel. In der Ge­schichte der Österreichischen Niederlande begann damit eine neue Ära. 100) Vgl. über diese Intendantenstellen und die Probleme bei ihrer Einführung in: Hervé Hasquin, Les intendants et la centralisation administrative dans les Pays-Bas méridionaux au XVIIe et XVIIle siécles, in: Standen en Landen 47(1968) 171-224. 101) Vgl. HHStA, StK Vorträge K 26, fol. 83r. Die Instruktion für Visconti wurde im Rahmen des Forschungsprojektes „Belgien und Österreich im 18. Jahrhundert“, bei dem die Edition der Instruktionen und Patente für die Statthalter der Niederlande von 1703- 1744 zur Edition vorbereitet werden, weder in Brüssel noch in Wien gefunden. Sie läßt sich jedoch aus dem Konferenzprotokoll vom 17. November 1732 rekonstruieren. Die Geheime Konferenz besprach im November die Instruktion für Graf Friedrich Flarrach, den Karl VI. als Nachfolger Viscontis zum Obersthofmeister in Brüssel ernannt hatte. Die Minister glichen Harrachs Instruktion jener Viscontis an. Vgl. HHStA, StK Vorträge K 36, 2. Konvolut. 102) Vgl. über das Zeremoniell auch bei Kalmár, Kulturgeschichtliche Studien (wie Anm.62) 138-166. 149

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