Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 41. (1990)

NECK, Rudolf: † Hans Wagner 1921–1990

Nachrufe Institut für österreichische Geschichtsforschung eine geistig befruch­tende Freundschaft verbunden. Mit Hans Wagner bestand eine enge Interessengemeinschaft kultureller Art, die über die engeren Fachge­biete weit hinausging. Er selbst hat die Wiener Jahre am Archiv als grundlegend für seine weitere wissenschaftliche Tätigkeit angesehen und ich persönlich denke heute noch gerne und nicht ohne Wehmut an diese glückliche Zeit zurück. Aber letztenendes, wie es der damalige Generaldirektor Rath formulierte, hatte die Berufung auf eine ordentli­che Universitätsprofessur gegenüber der Stellung eines Staatsarchivars so große Vorteile, daß wir ihn mit einem lachenden und einem weinen­den Auge ziehen lassen mußten. Es ist hier nicht der Ort, die Tätigkeit Wagners an der Universität Salz­burg im vollen Umfang zu würdigen, dazu sind seine Kollegen und Schüler, die zahlreichen Studenten, bei denen er sehr geschätzt und beliebt war, berufen. Nicht nur am Aufbau und Ausbau des Historischen Institutes, dessen Vorstand er seit 1972 war, sondern auch im allgemei­nen Universitätsbetrieb war er sehr engagiert. 1973/74 war er Dekan der philosophischen Fakultät, 1974/75 Rektor der Alma Mater Pari- diana. Daneben intensivierte er seine wissenschaftliche Tätigkeit, wo­bei auch naturgemäß die Geschichte des Erzbistums Salzburg eine be­deutende Rolle spielte, etwa in der Frage der religiösen Toleranz im Zusammenhang mit den Protestantenaustreibungen. Von 1972 bis 1982 stand er an der Spitze der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, 1972 wurde er korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Aka­demie der Wissenschaften, auch war er Träger zahlreicher in- und aus­ländischer Orden und Ehrenzeichen. Einen eindrucksvollen Überblick über sein Oeuvre gibt die Festschrift zu seinem 60. Geburtstag im Jahre 1981 mit einer Auswahl seiner Aufsätze und Vorträge und einem Ver­zeichnis seiner im Druck erschienenen Werke. In diesem Zeitpunkt hatte aber bereits ein schwerer Schicksalsschlag unseren lieben Freund getroffen. Hans Wagner war von Natur aus nicht von robuster Konstitution, obwohl er in seiner Dienstzeit sehr selten in den Krankenstand trat. Seine Energie überwand alle Hemmnisse der Physis. Auch sein zur Heiterkeit neigendes Gemüt half ihm über viele Schwierigkeiten hinweg, obwohl jeder, der ihn näher kannte, wußte, daß dies nur seine eher zu Skepsis und Pessimismus neigende Weltan­schauung überlagerte. Obwohl schon jahrelang Alarmzeichen zur ge­sundheitlichen Schonung rieten, nahm er darauf keine Rücksicht und blieb der rastlose Arbeiter, der er immer gewesen war. So erlitt er im Sommer 1981 einen Schlaganfall, der ihn auf die Dauer mit einer schweren Lähmung ans Krankenbett bzw. an den Rollstuhl fesselte, aber auch sein Sprachvermögen praktisch lahmlegte. Daß ihm dabei seine geistigen Fähigkeiten - wenn man von einer leichten Ermüdbar­445

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