Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 41. (1990)

PERGER, Richard: Der Aufruhr im Stift Klosterneuburg 1513 und seine Folgen

Aufruhr im Stift Klosterneuburg 1513 so sie fürgenommen, in denn ratt füran zu ervordern verbotten, vier annder an derselben statt die aydspflicht zu thun für sich erfordert und von in aufgenomen, des sy doch zu solcher zeit ze thun nicht gewalt gehabt, sy auch wo der selben zeit burgermaister etlich herrn des rats solchs nicht abgewandt und dem regiment angetzaigt, das aus diser entsetzung unrue und ander besteen und unlust geben wurde, welches fiirnemen aus ainer eytln und vermaynten Ursachen wider die benantn vier erber burger furgenomen haben, das regiment verlassen, etlich aus dem rat gen Neuburg ze tziechen darunder aber die bemelten vier hern nicht ziechen aus der ursach, das sy wider geistlich nicht handeln wellen, haben sy das regiment demnach das die vier bürger gut rechtmessig ursach abtzeschlachen gehabt und in dem alls untzimlich gehorsam ze laisten nicht schuldig gewesen, aus dem rate thun und ir eern entsetzen wellenn... Derselben zeit haben das vergangen regiment ain geschriben bevelch unns zugesandt, das von stund an on alles vertziechen bey aller statt thurn mit allem Heiß und ernst besteh und verfüegt werde, wann doctor Georg Premier, des bischofs zu Passaw official, her gen Wienn körnen, das dann er durch die thor nicht eingelassen, sonder davor zu bleiben beschai- den werde. Mag woll bedacht werden, das unns diser bevelch swer und unannemblich wär, dieweill er ain gaistliche person, der wir nicht richter und er noch wir des Verbots khain ursach wissen, mecht auch gmainer stat etwas unrat erwachsen und interdict zugestanden, aber diesem bevelch nichts weniger geloben müssen. Mit solchen hessli- chen bevelchen wider recht sein wir beladen... “48) Aus anderen Quellen lassen sich die Namen der abgesetzten Ratsherren und ihrer Nachfolger erschließen; entfernt wurden Kaspar Reutter, Ra­phael Geroldsdorfer, Stefan Schlagindweit und Kristan Een, an ihre Stelle traten Ulrich Kuck, Benedikt Frohnleitner, Sigmund Stainer und vermutlich Philipp Schwarz. Bürgermeister von Wien war damals Hans Kuchler49). Im Zusammenhang mit der Strafexpedition verdient ein nur teilweise erhaltenes Schreiben Beachtung, das offensichtlich von den Regiments­mitgliedern von Georg von Rottal und Dr. Johann Schneidpöck verfaßt wurde und nicht nur zum Lauffner-Prozeß, sondern auch zu anderen aktuellen Problemen Stellung nimmt. Darin heißt es unter anderem: „... Ir wisset, das etban aus leuchtlichenn ungegrundtn Sachen sich reden begeben, die khain warhait geleich, als yetzt in der neunnburge- rischen Sachen beschehen, wie wir vom regiment sanndt Leupold hin­weg furen wollen... “50) Es ging also das Gerücht, daß anläßlich der Strafexpedition nach Klosterneuburg auch der Schrein mit den Reli­quien des Landespatrons St. Leopold aus dem Stift entfernt werden sollte; vielleicht hatten die Herren des Regiments dies im Zorn ange­droht, um die renitenten Mönche in die Knie zu zwingen. Das Spottge­48) CVP 8134 fol.210-211 (Beschwerdepunkte 17 und 18 der Gravamina, vgl. Anm. 3). 49) Die Wiener Ratsliste von 1512 in CVP 8019 fol.49v, die von 1514 vollständig in CI T 8134 fol.89-90v, teilweise in CVP 8019 fol.49v. Für 1513 ist keine Liste überliefert, sie läßt sich z.T. aus anderen Belegen rekonstruieren: Siehe Perger Ratsbürger 147-149. 50) CVP 8549 fok 1. 25

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