Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 41. (1990)

AGSTNER, Rudolf: Das Hôtel Matignon als k. u. k. Botschaft in Paris 1889–1914

Hotel Matignon als k. u. k. Botschaft in Paris vert überreicht, und dabei die Bitte gestellt, die Legalität der ... Erwerbung der österrei­chischen Staatsbürgerschaft (und der) Adoption - und des Aktes in Serbien prüfen zu lassen und ihrem Sohn... zu verbieten, den Namen Larenotiére zu führen. Ihr Sohn soll und darf nicht erfahren, daß sie diese Bitte Sr. Majestät vorbrachte... “ Das Schreiben des Philippe de Ferrari hatte folgenden Wortlaut: „... Ew. k. und k. Majestät zu erklären, wie entschieden und aufrichtig ich mit den groß- müthigen Absichten meiner Mutter einverstanden bin, und wie willkommen es mir ist, daß das Haus, wo ich erzogen wurde und wo ich mit meiner Mutter lebe, einst zum Wohnsitz der k. u. k. Botschaft in Paris bestimmt werde... Der österreichischen Monar­chie und deren erhabenem Kaiserhause war ich von zartester Kindheit an begeistert ergeben, und den angeborenen Keim dieser Anhänglichkeit entwickelte in meinem ju­gendlichen Herzen die mir unvergeßliche Güte Höchstihrer Durchlauchtigsten seligen Mutter, der Frau Erzherzogin Sophie. Diesen immerwachen Gefühlen war ich also hoch­beglückt, durch das Ansuchen und Erlangen der österr. Staatsbürgerschaft endlich einen gesetzlichen und öffentlichen Ausdruck geben zu dürfen. Um aber das Band, welches mich an meine theure selbsterwählte Heimath fesselte noch kräftiger zu stärken, bin ich auf dem Wege der Adoption in ein söhnliches Verwandtschaftsverhältnis zu einem wak- keren Offizier der k. k. Armee, dem Ritter La Renotiére von Kriegsfeld, getreten, welcher sich unter des ruhmgekrönten Feldmarschall Radetzky’s Führung heldenmüthig ausge­zeichnet, und meine wohl verdiente anhängliche Achtung genießt, wie ich meinerseits hoffe, der Seinigen mich würdig zu erweisen. Zu gleicher Zeit hat Ritter von Kriegsfeld auch meinen in dem mir so sympathischen mit Ew. Majestäts Monarchie engverbünde­ten Königreich Serbien, woselbst ich durch Schutzstellung die Insässigkeit genieße, mit mir nach slawischer Sitte längstverbrüderten Pobratim an Rindesstatt angenommen, welcher demzufolge durch doppelte Bruderschaft mit mir verbunden ist. Dieser mein theurer Pobratim und nunmehriger Adoptivbruder, welcher mir in Trübsal und in der zuweiligen Einsamkeit meines Lebens helfend beistand, welcher mit mir die Ehre der österreichischen Staatsbürgerschaft erworben, theilt alle meine Gefühle der erkennt­lichsten Anhänglichkeit für den Kaiserstaat und der Ehrfurcht für Ew. Majestäts Aller­höchste Person, und als solchen meinen für Österreich so warmfühlenden Pobratim halte ich es für meine Pflicht ihn, wie auch meinen geehrten Wahlvater, Höchstihrem gnädigen Wohlwollen und Schutz eventuell zu empfehlen.“43) Kabinettsdirektor Freiherr von Braun richtete am 9. März 1887 zwei Schreiben an die Herzogin von Galliera. Im ersten teilte er der Herzogin mit, „que c’est bien volontiers et avec plaisir que l’Empereur donne son assentiment ä la disposition testamentaire, dont Vous avez eu l’avantage d’entretenir Sa Majesté dans une audience particuliére ä Bude. Veuillez étre persuadée, Madame, que l’Empereur appré- cie ä leur juste valeur les motifs, qui Vous ont suggéré l’intention de fairé - en faveur de Son gouvemement le legs en question, dont la réalisation appartienne ä Pavenir le plus réculé. Selon votre désir le secret de ce projet sera gardé conscieusement.“44) Das zweite Schreiben betraf Philippe de Ferrari: „on tächera de satis- faire autant que possible ä Votre désir concernant M. Votre fils. Cette affaire exige cependant encore quelques recherches et éclaircisse­43) HHStA, PA 1/465, Liasse Varia XX/11, Nr. 458; datiert Paris 27. Februar 1887. 44) HHStA, PA 1/465, Liasse Varia XX/11, Nr. 466. 225

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