Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 41. (1990)

KUPRIAN, Hermann J. W.: „ …damit auch die Begabteren in Hinkunft dem Archivdienste treu bleiben…“. Ein Beitrag zur Geschichte des österreichischen Archivwesens 1892–1923

Zur Geschichte des österreichischen Archivwesens mierung des österreichischen Archivwesens durchzusetzen. Wie schwer allerdings dieses Unterfangen sowohl im einzelnen als auch im gesamten zu realisieren war, läßt sich an den jahrzehntelangen Bemü­hungen des Innsbrucker Statthaltereiarchivdirektors, Universitätspro­fessors und späteren christlichsozialen Bundeskanzlers Michael Mayr14) ermessen, von dem Goldinger behauptet, er sei „im Grunde immer Archivar geblieben“, auch als er an der Spitze der ersten öster­reichischen Bundesregierung stand15). Schließlich war er nicht zuletzt deswegen in die Politik gegangen. Der 1864 im oberösterreichischen Wallfahrtsort Adlwang geborene Bauernsohn studierte nach seiner Gymnasialausbildung bei den Jesui­ten am Freinberg in Linz und bei den Benediktinern in Krems­münster16) an der Wiener Universität die Fächer Geschichte und Geo­graphie und hörte dort unter anderem Vorlesungen bei den Professoren Max Büdinger, Alphons Huber, Engelbert Mühlbacher, Theodor Sickel und Heinrich Zeissberg17). Zwischen 1889 und 1891 gehörte er als or­dentliches Mitglied dem Institut für Österreichische Geschichtsfor­schung an, wurde 1890 aufgrund der Bearbeitung des Dissertationsthe­mas „Die Wahl Friedrichs III. zum Deutschen König“ promoviert und schloß den Kurs mit der Hausarbeit über das Thema „Zur Kritik des Geschichtsschreibers Wolfgang Lazius, Hofhistoriographen König Fer­dinands I. (1. und 2. Teil)“ sowie den obligaten Klausurarbeiten mit ausgezeichnetem Erfolg ab18). Im Anschluß daran vermittelte ihm Sik­kel ein Stipendium am Istituto Austriaco di Studii Storici in Rom19), wo 14) Über Michael Mayr (1864-1922) vgl. Friedrich Weissensteiner Michael Mayr. 1864-1922 in Die österreichischen Bundeskanzler. Leben und Werk hrsg. von F. Weissen­steiner und Erika Weinzierl, Wien 1983, 54-60: und neuerdings Hermann J.W. Kuprian Zwischen Wissenschaft und Politik. Die politische Entwicklung Michael Mayrs 1907 - 1922, phil.Diss. Innsbruck 1986 (erscheint demnächst in Buchform); ders. Bundeskanz­ler Michael Mayr und Tirol in Tiroler Heimat 51/52 (1987/88) 109-127. 15) Walter Goldinger Österreichische Archivare der Vergangenheit in Scrinium 1(1969) 26. 16) Vgl. Harry Slapnicka Michael Mayr. Mitschöpfer der österreichischen Bundesver­fassung in Oberösterreicher. Lebensbilder zur Geschichte Oberösterreichs, hrsg. von Alois Zauner und Harry Slapnicka, Linz 1981, 120. 17) Vgl. Ingeborg Richter Michael Mayr als Historiker und Politiker phil. Diss. Wien 1959, 5; Gerhard Ober kotier Die geschichtlichen Fächer an der Philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck 1850-1945, Veröffentlichungen der Universität Innsbruck 39, Forschungen zur Innsbrucker Universitätsgeschichte 6, Innsbruck 1969, 101. 18) Vgl. Richter Mayr 6; Lhotsky Institut 199. 19) Sickel hatte zwar schon seit 1881 die provisorische Leitung des Instituts inne, übersiedelte jedoch erst 1890/91 endgültig nach Rom, nachdem er die Direktion des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung Heinrich von Zeißberg übergeben hatte. Über die Geschichte des Istituto und dessen Leitung informieren zuletzt Karl 197

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