Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 40. (1987)

LUNITZ, Martin: Diplomaten im 16. Jahrhundert. Zum Problem der Finanzierung ständiger Gesandtschaften am Beispiel der Botschafter Kaiser Karls V. in Frankreich und England

8 Martin Lunitz zwar, sich Nebeneinkünfte zu erschließen, doch am Ende war auch sein Privatvermögen fast völlig aufgebraucht. Seinem Sohn konnte er nicht viel mehr hinterlassen als das Versprechen Ferdinands von Aragon, die rückständi­gen Bezüge auszuzahlen28). Obwohl zu Beginn des Kaisertums Karls die Besoldung seiner Gesandten vergleichbar war mit jener der Venezianer29), die man in diesem Punkt, wie in so vielen Aspekten der damaligen Diplomatie, als Maßstab ansehen darf, war die Übernahme einer ständigen Gesandtschaft pekuniär gesehen nicht beson­ders attraktiv30). Dazu trugen die residierenden Gesandten die Hauptlast des diplomatischen Geschäfts, und bei der langsam arbeitenden Finanzverwaltung war das Risiko, in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten, immer inbegriffen. A V Als im März des Jahres 1532 der kaiserliche Gesandte in Frankreich, Frangois Bonvalot, durch Jean Hannart abgelöst worden war, legte der neue Botschafter seiner ersten Depesche einen Brief an den kaiserlichen Sekretär Antoine Perrenin bei. Aus dem erhaltenen Konzept geht hervor, daß er sich nie nach dem Posten am französischen Königshof gedrängt habe und auch nicht lange dort bleiben wolle, denn man sei zur Wahrung des Ansehens zu großen Ausga­ben gezwungen, welche das Gehalt weit überstiegen. Er sei sich auch im klaren darüber, daß Bonvalot zusätzlich sein Privatvermögen herangezogen habe, was auch er werde tun müssen. Es bleibe nur zu hoffen, daß der Aufenthalt kurz sein werde, denn er fühle sich an diesem Hof nicht wohl31). Weder von Meza und Naturei noch von ihren Nachfolgern Louis de Flandre (Praet), Granveile und Bonvalot sind solche Klagen bekannt, obwohl sie diesel­ben Probleme hatten32). Dagegen ist die Korrespondenz von Marnoz, Saint 28) Garrett Mattingly The Reputation of Doctor de Puebla in The English Histori­cal Review 55 (1940) 27—46, besonders 41ff. Noch der Enkel de Pueblas bemühte sich um die Auszahlung der rückständigen Bezüge seines Großvaters: Gayangos CSP Spanish 3/1 614. 29) Sie lag sogar etwas höher. Zur Berechung der Vergleichbasis siehe den methodi­schen Exkurs S. 18f. 30) Mattingly Renaissance Diplomacy 233-236. 31) HHStA StA Frankreich, Berichte 4 fol. 187r-v: Hannart an (Perrenin), 1532 März (20), Caen. 3Z) Dazu eine aufschlußreiche Bemerkung Praets, des kaiserlichen Botschafters in England: Im Postskriptum einer Depesche an Karl verweist er erneut auf die Angelegen­heit des Bankiers Antonio Rinaldi, von dem sich der Bischof von Badajoz (Meza) und der Trésorier Vargas große Summen geliehen hätten, als sie in England waren. Da die beiden, inzwischen verstorbenen Männer genügend Besitz hinterlassen hätten, um den Forde­rungen des Bankiers nachzukommen, sollte man das vorgestreckte Geld auch zurückzah­len. Rinaldi würde dadurch ermuntert, den kaiserlichen Gesandten in England auch in Zukunft solche Dienste zu leisten: Gayangos CSP Spanish 3/1 98: Praet an Karl, 1525 März 25, London. Auch Naturei wartete im Jahre 1506 in Rom ungeduldig auf eine Geldsendung aus den Niederlanden, doch nicht weil es ihm an Kredit mangele, wie er schrieb, aber er wolle hier gerne demonstrieren, daß es den Leuten des burgundischen

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