Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 39. (1986)
AUER, Leopold: Historische Friedensforschung (Literaturbericht)
510 Literaturberichte Romans. The techniques of accomodation [Princeton 1980]), über den Forschungsstand bezüglich der Niederlassung germanischer „gentes“ auf dem Boden des Römerreichs und der materiellen und rechtlichen Bedingungen der daraus resultierenden Staatsbildungen. Er betont, daß an Stelle der seit der Mitte des 19. Jahrhunderts angebotenen monokausalen Erklärungen eine differenzierte Betrachtungsweise getreten ist, die sich an der Anwendbarkeit der in Jahrhunderten der Konfrontation entwickelten Instrumentarien in den jeweils gegebenen lokalen politischen Situationen orientieren muß (Zur Ansiedlung reichsangehöriger Föderaten. Erklärungsversuche und Forschungsziele, S. 5-35). Der Korrektur entgangen ist „entsproschen“ (statt entsprochen, S. 21) und „Theoderid“ (statt Theoderich, S. 24). - Georg Hauptfeld untersucht an Hand der über die Bistümer Italiens — denen als organisatorischer Rahmen für die einheimische Bevölkerung angesichts des Niederganges der staatlichen Institutionen ausschlaggebende Bedeutung zukam - in der Zeit vom Einzug der Langobarden bis zum Ende des 7. Jahrhunderts überlieferten Nachrichten ihre Geschicke bis zur Ausbildung des langobardischen Staatensystems (Lombardei, Tuszien, Spoleto, Benevent); er kommt zu dem Ergebnis, daß dort, wo sich die langobardische Herrschaft rasch durchsetzte, ein relativ problemloses Weiterleben unter geänderten Bedingungen möglich war, daß jedoch in den länger umkämpften Bereichen Mittel- und Süditaliens Unterbrechungen der Kontinuität häufig waren. In dieser Differenzierung sieht er ein signifikantes Indiz für die politische Aufspaltung der Apenninenhalbinsel seit dieser Zeit. Dies gilt auch für die Sonderentwicklung im Nordosten (Patriarchate Aquileja-Grado/Venedig) ( Zur langobardischen Eroberung Italiens. Das Heer und die Bischöfe, S. 37—94). — Zum Erweis der Notwendigkeit der Neuinterpretation einer Quellenstelle über Beschlüsse auf dem Reichstag zu Aachen 802/3 in den Annales Laureshamenses, die bisher im Sinne einer Ablöse kleiner Vasallen als königlicher Sendboten durch Angehörige des Hochadels und des hohen Klerus verstanden wurde, überprüft Jürgen Hannig in der Arbeit Pauperiores vassi de infra palatio? Zur Entstehung der karolingischen Königsbotenorganisation (S. 309-374) den Personenkreis, der als „missi“ herangezogen wurde (seit 768). Er kann feststellen, daß es sich durchwegs um Persönlichkeiten höchsten Ranges handelte, ebenso wie bei den Vorgängerinstitutionen der „Sonderbeauftragten“ der Merowingerkönige und der „missi discurrentes“ der fränkischen Hausmeier. Es ging 802/3 lediglich um eine neue, ethischmoralische Motivation für diese Tätigkeit im Sinne der „Reichsprogrammatik“ Kaiser Karls des Großen. Zu korrigieren: „... für die Vermutung ... zu untermauern“ (ohne „für“, S. 343), „verrechtlichen“ (richtig „verrechtlichten“, S. 366). - Unter dem Titel Das sogenannte „Gegenkönigtum“ Arnulfs von Bayern 919 unternimmt es Gunther Wolf (S. 375^100), die schicksalsschweren Vorgänge um die Nachfolge König Konrads I. aus „dem Fühlen und Denken“ jener Zeit heraus zu bewerten. Er kommt zu der Feststellung, daß Arnulfs Königtum - auf das dieser nie verzichtete, lediglich auf die Herrschaftsausübung - hinsichtlich der Priorität der Proklamation im Forchheim und der geblütsmäßigen Legitimierung der Vorzug zugesprochen werden muß; erst unter Ausnützung verschiedener für ihn günstiger Faktoren, die von der sächsischen Hofhistoriographie ex eventu entsprechend hervorgehoben wurden, konnte sich schließlich der Sachsenherzog Heinrich I. durchsetzen. Eine Erinnerung an „Klauseln bei der Reichsgründung von 1871“ (S. 398) für den