Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 39. (1986)

AUER, Leopold: Historische Friedensforschung (Literaturbericht)

Rezensionen 461 weitere Expeditionen führten: Auf Wunsch seines „Schülers“ - er hat ihn und einige andere junge Adelige in der Kunst der Fotographie auf Reisen unterwie­sen - nahm er 1872 an einer von Hans Graf Wilcek, dem großzügigen Förderer der österreichischen Polarforschung, durchgeführten mehrmonatigen Fahrt in die Region des Nordpolarmeeres teil; 1875 und 1881 begleitete er zwei archäo­logische Expeditionen nach Samothrake im Ägäischen Meer und nach dem südwestlichen Kleinasien, in das Hochland von Karién und Lykien. Zahlreiche Daten beweisen, daß Wilhelm Burger in den achtziger Jahren in Wien der anerkannte Experte für die Dokumentations-Fotographie, vor allem auf Reisen, geworden war. In einem 1882 veröffentlichten Artikel in der Photographischen Correspondenz mit dem Titel Photographie in heißen Län­dern auf Reisen zu Pferd, Maulthier und Kameel weist er nicht ohne Stolz auf seine fünfzehnjährige Erfahrung als Expeditions-Fotograph hin. In dasselbe Jahr fällt eine Vorführung in der „Photographischen Gesellschaft“, bei der er an Hand der fotographischen Ausrüstung, die er für den Grafen Josef Pällfy für eine Jagdreise nach Ostindien zusammengestellt hatte, den Bedarf für unter­wegs demonstrierte, sowie die Einrichtung einer Beobachtungsstation im Rah­men der österreichischen Polarforschung auf der Insel Mayen. Die Krönung seiner Tätigkeit als Ausbildner stellt schließlich die Berufung Burgers durch die österreichische Kriegsmarine dar, die ihn „1884 mit dem photographischen Kurs für die Seeoffiziere und mit der umfangreichen Beschaffung von photo­graphischem Schul- und Übungsmaterial für die künftigen Unterweisungen durch den Instruktor auf dem Torpedo- und Seeminen-Schulschiff in Pola“ betraute. Wilhelm Burger war allen technischen Errungenschaften stets aufgeschlossen und sah in der Fotographie eine künstlerische Aufgabe, die er durch „gewerbs­mäßige Behandlung“ gefährdet sah. Bei allen Arbeiten, auch jenen, die in Österreich entstanden sind — als Bildchronist der Stadt Wien, der österreichi­schen Landschaft und der Wiener Gesellschaft der Ringstraßen-Zeit -, legte er selbst diesen Maßstab an. Sein Wirken fand die höchste öffentliche Anerken­nung durch mehrere kaiserliche Auszeichnungen. Die hervorragende graphische Gestaltung des Lay-Outs von Buch und Schutz­umschlag lag in der Hand von Christian Brandstätter. Im Zentrum des 127 Seiten umfassenden Bildteiles stehen die in duoton gedruckten Aufnahmen der Ostasien-Expedition. Die Druckvorlagen wurden nach den alten Negativen, die sich zum größten Teil im Bildarchiv der Nationalbibliothek in Wien befinden, hergestellt, wobei die Negative so kopiert sind, daß auch die Randzo­nen sichtbar werden. Bewußt abgesetzt sind die in schwarz-weiß gedruckten Aufnahmen der „Arctischen Expedition“ des Grafen Wilcek, die eindrucksvol­len Dokumentationsaufnahmen aus dem Wien der Ringstraßen-Ära und aus dem übrigen Österreich, sowie die in den Text eingestreuten Bilder. Neben einem acht Seiten umfassenden kleingedruckten Anhang, in dem neben einigen biographischen Ergänzungen die schriftlichen Arbeiten Wilhelm Bur­gers über das fotographische Tannin-Trockenverfahren und andere fotogra­phische Techniken sowie über spezielle Erkenntnisse in der Expeditions- Fotographie abgedruckt sind, findet sich ein Bildnachweis, ein Anmerkungs­teil und eine Bibliographie. Der lebendig geschriebene und doch fachlich überaus fundierte Text verarbei­tet ein reiches, nicht veröffentlichtes Archivmaterial, vor allem über die Staat­

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