Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 39. (1986)

AUER, Leopold: Historische Friedensforschung (Literaturbericht)

438 Literaturberichte te die Ungampolitik Leopolds I., vor allem seine intolerante Haltung gegen­über den Protestanten. Sehr eindrucksvoll ist der mit einer Einleitung und einem ausführlichen Kommentar versehene Bilderanhang, der von der Budapester Kunsthistorike­rin Gisela Cenner-Wilhelmb gestaltet wurde. Ein Personen- und ein Sachregi­ster schließen den Band ab. Ein spürbares Manko des Werkes - schon bei der ungarischen Ausgabe bemängelt und auch jetzt in der deutschsprachigen Edition nicht beseitigt — ist anzuführen: Bei der Fülle des verarbeiteten gedruckten Materials erscheint es unverständlich, warum neuerlich auf ein Quellen- und Literaturverzeichnis verzichtet wurde. K’s Buch selbst ist eine bestechend zusammengefaßte geistes-, ideen- und kulturgeschichtliche Synopsis und daher als Musterstudie anzusehen. Horst Haselsteiner (Wien) Wolfgang Pircher Verwüstung und Verschwendung. Adeliges Bauen nach der Zweiten Türkenbelagerung (Forschungen und Beiträge zur "Wiener Stadtgeschichte 14). Verlag Franz Deuticke, Wien 1984. 104 S. Wenn jemand eines Tages das Verhältnis von literarischen Werken zu ihren jeweiligen Titeln untersuchen wollte, würde er am vorliegenden Opus ein dankbares Studienobjekt finden. Mit an Sicherheit grenzender Wahrschein­lichkeit nimmt der Leser zunächst den Titel wahr. Im vorliegenden Fall wird durch denselben die Erwartungshaltung auf Wien, Barockpaläste, 1690 bis 1740 gelenkt. Der Kurzinhalt auf dem Rückendeckel (für unentschlossene Käufer und eilige Rezensenten bestimmt) deutet in die gleiche Richtung; zusätzlich erklärt er: „Die Verwüstung der Vorstädte Wiens durch die türki­schen Belagerer ist darum nur der stillschweigende Ausgangspunkt dieser Arbeit, die der baulichen Verschwendung der Aristokratie der Habsburgermo­narchie des 17. und 18. Jahrhunderts gewidmet ist“. Ein Blick in das Inhaltsverzeichnis widerspricht diesem Eindruck nicht von vornherein, wenn auch die sehr allgemeinen, plakativ gehaltenen Schlagworte etwas stutzig machen. Der Text selbst beginnt oder - um im Stil des Autors zu bleiben - hebt an mit einer rhapsodischen Überlegung über die Stadt an sich, die als Ort des Verder­bens und des faulen Luxus beklagt wird, die den Zorn der Götter und die Begierde der Krieger erweckt. Wien findet sich zusätzlich in der Situation, daß es von den Türken „gebissen“ wird. Dann ist die Rede von der Haßliebe, welche Stadt und Aristokratie zueinander gepflogen hätten, - um nur einige Phrasen bzw. Stilblüten herauszugreifen. In bezug auf seine Arbeitsmethode gesteht der Autor, Archive nur selten, Bibliotheken dagegen umso häufiger besucht zu haben, „um hier dem Wort von Autoritäten zu vertrauen“ (S. 6). Was er dann an „Autoritäten“, d. h. als Beleg in den Fußnoten, anführt, entstammt sehr unterschiedlichen Lagern. Sein Grundfehler, den er übrigens mit vielen heutigen Beiträgen zur Wirtschafts­und Sozialgeschichte teilt, ist der, das am Beispiel von Frankreich des 17. Jahr­hunderts entwickelte Modell für den politischen Absolutismus, für die soziale Entwicklung und für die höfische Gesellschaft ungeprüft auf Österreich zu transponieren. Wenn er etwa (S. 46) über den Adel und seine Ambitionen auf

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