Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 39. (1986)

TEPPERBERG, Christoph: Mannschaftsmenage. Über das Essen und Trinken in den Kasernen der k. u. k. Armee

106 Christoph Tepperberg und zwei blecherne Kasserollen. Der Herd konnte außerdem für einen Menage­stand von 200 bis 600 Mann errichtet werden62). Neben diesen Großanlagen waren, namentlich für kleinere Truppeneinheiten, nach wie vor Sparherde, vereinzelt auch noch offene Feuerstellen in Gebrauch. Um 1880 wurde schließlich der Groyersche Kesselherd eingeführt. Für 100 Mann war er nur noch mit zwei großen Kesseln ä 60 Liter und zwei Kasserollen ä 26 Liter ausgestattet. Das Geschirr war aus Stahlblech gefertigt. Von diesem Herd konnten bis zu 800 Mann versorgt werden; er besaß bereits ein Ventila­tionssystem für den Abzug des Küchendunstes. Zur Bedienung des Kompanie­herdes waren lediglich ein Koch und zwei Gehilfen erforderlich63). Die modernen Großküchen, die möglichst abseits von den Mannschaftsunter­künften errichtet wurden, waren außerdem mit Speiseausgabefenstem und undurchlässigen Fußböden, die ein Gefälle zum Abfließen des Wassers aufwie­sen, ausgestattet64). Die große Kücheneinrichtung, also Herde, Kessel und Kasserollen, gehörten dem Militärärar. Die Kochrequisiten hingegen, die Brat­pfannen, Suppen- und Mehlspeissiebe, Nudelbretter, Walker, Tranchiermesser und dergleichen, waren Eigentum der Truppe und wurden aus Menageerspar­nissen angeschafft65). Die Einnahme (das „Abessen“) der Menagen geschah zunächst ausschließlich auf den Mannschaftszimmern. Hiebei wurden die abnehmbaren Tischplatten mit der sauberen Seite nach oben gedreht und die Menage auf die Eßschalen (Menageschalen) der Soldaten verteilt66). Erst in manchen neueren Kasernen waren Speisezimmer für die Mannschaft eingerichtet67). Der Mannschaft waren zur Einnahme des Mittagessens ein bis zwei Stunden Ruhe zu gönnen. Die Ausgabe des Essens mußte für jede Menageabteilung von einem Unteroffizier überwacht werden, um Parteilichkeiten hintanzuhalten. Die Truppen-, Abteilungs- und Unterabteilungskommandanten sowie die Truppenärzte hatten sich des öfteren persönlich - das heißt durch Kosten — von der Güte der Menage zu überzeugen68). 82 82) Tlapek Handbuch 370 ff; Kratschmer Vorträge 602 f; Anleitung für den Neu­bau von Kasernen Pkt. 85-88; Instruktion für die Administration der Militär-Bau- Objekte (Baudienst-Vorschriften für das k. k. Heer 1, Wien 1877) 30 f; Instruktion über die Umgestaltung der Pilhal’schen Kapellenherde in Kesselherde mit direkter Erhitzung bei Anwendung von Kohlenfeuerung (1890). 63) Tlapek Handbuch 370 ff; Kratschmer Vorträge 601 f; Normalkochbuch 4; GV 1871 § 67; GV 1876 § 67; GV 1884 § 86; GV 1895 § 86; Instruktion über die Herstellung und den Gebrauch eines Kesselherdes für 100 Mann mit Kohlenfeuerung (1880). 64) Anleitung für den Neubau von Kasernen Pkt. 88 ff. 65) Tlapek Handbuch 374; Normalkochbuch 5. 66) Dienst-Vorschriften 1843 18 f; Casem-, Zimmer- und Zugsordnung 81 ff; DR 1873 Pkt. 147; Krassnigg Militär-Humoresken 157; das Eßzeug (Eßbesteck) mußte sich der Mann aus dem Handgelde, einer beim Eintritt in das Heer einmalig fälligen Gebühr, selbst besorgen; vgl. Kratschmer Vorträge 603. Zum Handgeld vgl. z. B. GV 1895 (Neudruck 1917) § 32. 67) Beispiele für die Anlage von Infanteriekasemen (1880). 68) DR 1873 Pkt. 237-238.

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