Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 38. (1985)
SCHMIDL, Erwin A.: Zur Geschichte der k. (u.) k. Konsularvertretungen im südlichen Afrika bis zum Ersten Weltkrieg
264 Erwin A. Schmidl es auf, daß Oesterreich-Ungarn, welches bei den Engländern sehr populär ist, in dem andauernden Provisorium verharrt..le2). Mit Allerhöchster Entschließung vom 1. Dezember 1909 wurde diesem Mißstand endlich Rechnung getragen und Otto von Lieder der Titel eines Generalkonsuls II. Klasse verliehen, ehe er ein Jahr später zum effektiven Generalkonsul II. Klasse ernannt wurde. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs mußte selbstverständlich auch das k. u. k. Generalkonsulat in Kapstadt geschlossen werden. Auf einem portugiesischen Schiff kehrte Generalkonsul Otto von Lieder d’Ellevaux im Oktober 1914 nach Europa zurück; er wurde 1915, unter gleichzeitiger Verleihung des Komturkreuzes des Franz Josephs-Ordens, in den Ruhestand versetzt16S). XIII Verglichen mit den übrigen Konsularvertretungen im südlichen Afrika war jene in Port Elizabeth wohl die unbedeutendste. Immerhin aber konnte man sich darüber freuen, in John Anthony Chabaud einen sehr angesehenen Repräsentanten für dieses Amt ausgewählt zu haben. 1913 konnte ihm Konsul Ramberg zu seinem 25jährigen Amtsjubiläum gratulieren. Als englischer Staatsbürger sah sich Chabaud natürlich veranlaßt, bei Kriegsausbruch 1914 zu demissionieren I64). 51 Jahre k. (u.) k. Konsularvertretung in Port Elizabeth waren damit beendet. Etwas anders lagen die Umstände in Durban. Freilich gab es auch hier keine wirklichen Probleme, — sieht man einmal davon ab, daß die Briefe des Wiener Außenministeriums an das „Consulat Impérial et Royal d’Autriche-Hongrie á Durban“, also ohne Angabe des Landes, adressiert wurden. Dementsprechend wurden sie von wohlmeinenden Postbeamten zunächst nach Frankreich geschickt und gelangten erst von da nach Natal — mit dem handschriftlichen Vermerk: „Inconnu á Durban (Aude), France!“ 165) Nach 27jähriger vorbildlicher Wahrnehmung der österreichisch-ungarischen Interessen in Durban entschloß sich Konsul Münder, der 1906 mit dem Orden der Eisernen Krone III. Klasse ausgezeichnet worden war, 1909 „seinen beiden erwachsenen und unverheirateten Töchtern zuliebe“ nach Europa zurückzukehren. Abschließend berichtete Konsul Lieder, „daß Herr Münder die Interessen Österreich-Ungarns jederzeit in ausgezeichneter Weise wahrgenommen hat. Er hat auch viel und gern geholfen wann immer es galt eine patriotische Sache zu fördern und wann immer es sich als i«2) Wie Anm. 160. 163) Alle diese Angaben: Admin. Reg. F 4/195 Personalia Lieder 1. is«) Admin. Reg. F 8/198 Mappen Port Elizabeth 4/3 und 4/14. 165) Münder an Kommerzkanzlei London, 1887 September 7, Durban: Admin. Reg. F 8/125 Mappe Durban 3.