Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 38. (1985)
SCHMIDL, Erwin A.: Zur Geschichte der k. (u.) k. Konsularvertretungen im südlichen Afrika bis zum Ersten Weltkrieg
260 Erwin A. Schmidl Bauholz sowie Fenster- und Türstöcke 150). Sowohl Pitner wie Ramberg traten (vergeblich) für die Einrichtung einer eigenen Schiffahrtslinie des Österreichischen Lloyds bis Kapstadt ein, um ein Umladen der Güter zu vermeiden. Doch beschränkte sich die Förderung österreichischer und ungarischer Interessen nicht auf Handel und Wirtschaft. 1910 wurde Josef Brunn thaler, führender Botaniker und Generalsekretär der k. k. Botanischen Gesellschaft, auf seiner Reise durch Ost- und Südafrika auch von den k. u. k. Konsularvertretungen, vor allem jener in Kapstadt, „in vielfacher Weise“ unterstützt, wofür die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien dem Außenministerium „tiefsten Dank“ sagte 161). Auf die österreichische und ungarische Einwanderung hatte der Südafrikanische Krieg einschneidende Auswirkungen. Das betraf die Hafenstädte ebenso wie das Landesinnere, und die k. u. k. Konsularvertreter warnten eindringlich vor einer Einwanderung, bevor sich die politische und wirtschaftliche Lage konsolidiert hätte: „Die augenblicklichen Verhältnisse hierzulande sind jedoch keineswegs derart beschaffen, um neuen Ankömmlingen Erfolg zu versprechen, namentlich wenn sie noch niemals über die Grenzen Europas oder gar der Monarchie gekommen sind und die Sprache des Landes nicht kennen“ 152). Die Weiterreise der Neuankömmlinge ins Landesinnere war an die Erteilung eines „Permits“ gebunden, die aber speziell in der Kriegs- und frühen Nachkriegszeit sehr zurückhaltend gehandhabt wurde. Potentielle Einwanderer warteten oft wochenlang unter den ärmlichsten Bedingungen in den Hafenstädten. Später wurden die Bedingungen zwar gelockert, 1910 aber war die Erteilung der Permits immer noch an die Kenntnis einer (west-)europäischen Sprache in Wort und Schrift sowie an den Besitz von £ 20,— gebunden 163). Durch das Vorhandensein einer genügenden Zahl schwarzer Arbeitskräfte — zu denen in den ersten Jahren nach dem Anglo-Burenkrieg noch viele chinesische Arbeiter kamen — schien eine Einwanderung ungelernter Hilfsarbeiter („unskilled white labour“) grundsätzlich aussichtslos zu sein. Konsul Ramberg stellte dies immer wieder aus seiner Position einer, wie er selbst angab, anerkannten „Autorität auf dem Gebiete des ,White Labour1 “ heraus fest154). Lediglich „für weiße weibliche Dienstboten, welche namentlich in den Städten den iso) Pitner an MdÄ nn. II HP, IV HP und I HP, 1901 Juni 3, 1901 September 2 und 1902 Jänner 9, Pretoria: Admin. Reg. F 34/18 Konvolut Transwaal. isi) Akademie der Wissenschaften an MdÄ, 1910 Juli 7, Wien: Admin. Reg. F 67/7 Mappe Fahrbegünstigungen D. R. 1. 152) Kostanjevic an MdÄ ad n. XXXV, 1902 August 27, Pretoria: Admin. Reg. F 36/20 Akt 54/13. 153) Ramberg an MdÄ n. II, 1910 Jänner 7, Johannesburg: Admin. Reg. 154) Ramberg an MdÄ n. I HP, 1912 April 22, Johannesburg: Admin. Reg. F 15/68 Mappe Südafrika 3. F 15/68 Mappe Transwaal 5.