Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 38. (1985)
SCHMIDL, Erwin A.: Zur Geschichte der k. (u.) k. Konsularvertretungen im südlichen Afrika bis zum Ersten Weltkrieg
258 Erwin A. Schmidl trieben, immer ,eine Rolle zu spielen“, ..zeigte er in seiner Amtsführung .. Parteilichkeit, Herrschsucht, masslose Überhebung gegenüber den sogenannten .kleinen Leuten“, Einmengung ins Privatleben mancher unserer Staatsangehöriger und ähnliche durchweg aggressive Momente ..143). Allerdings erfreute sich Ramberg, der sich ganz als „Engländer“ gab, eines ungetrübten Verhältnisses zur britischen Beamtenschaft. Im öffentlichen Leben spielte er eine bedeutsame Rolle, gehörte mehreren Klubs an und galt als „der Konsul“ schlechthin144), an den sich sogar die englische Administration um Rat wandte145). Sein Beitrag zur Förderung der österreichisch-südafrikanischen Handelsbeziehungen war zweifelsohne beträchtlich. 1905 wurde Ramberg Titular-, 1909 wirklicher Konsul. Wohl aus Gesundheitsrücksichten (schon 1903 hatte ihn sein Arzt gewarnt, in das hochgelegene Johannesburg zu übersiedeln) bat Ramberg 1913 um Versetzung an einen klimatisch günstigeren Ort. Bis Juli 1913 vertrat er noch Generalkonsul von Lieder in Kapstadt und kehrte dann, nach über fünfzehnjähriger Amtszeit in Südafrika, nach Europa zurück. Rambergs Nachfolger wurde Dr. Ernst Daum, der im September 1912 als Konsular- attaché nach Kapstadt entsandt wurde. Seit 14. Dezember 1912 leitete er interimistisch, seit Jänner 1914 als Vizekonsul das k. u. k. Konsulat in Johannesburg. Seine Amtszeit endete jedoch schon am 13. August 1914, als dieses Amt wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs geschlossen werden mußte. XII Kam der k. u. k. Konsularvertretung in Pretoria bzw. in Johannesburg für den Schutz und die Betreuung der dort lebenden Conationalen besondere Bedeutung zu, so blieb das k. u. k. Generalkonsulat in Kapstadt führend auf handelspolitischem Gebiet. 1903 wurde die Vertretung in Kapstadt ausdrücklich als Musterbeispiel dafür gelobt, „welch’ bedeutende Förderung dem österreichisch-ungarischen Handel durch ein tüchtig geleitetes Amt zuteil werden kann ...“ 146). Im Gegensatz dazu waren die „von heimischen Geschäftsreisenden in Süd-Afrika unternommenen Schritte“ weniger von Erfolg geprägt: „Ich muß jedoch leider constatiren, dass im Allgemeinen der erste Eindruck kein günstiger war. Es mangelte den betreffenden Herren zumeist an der Kenntnis der englischen Sprache und waren sie mit den Usancen des hiesigen Marktes, den Schiffahrtsverhältnissen etc. fast gar nicht vertraut ... Die hiesige Geschäftswelt ist gewohnt, mit englischen Reisenden zu verkehren oder solchen, 443) Lieder an MdÄ n. 32/Res., 1906 Juli 31, Kapstadt: ebenda 1/29. 144) Ramberg an MdÄ n. XXXVI, 1906 April 9, Johannesburg: ebenda 1/26. 145) Ramberg an MdÄ n. I HP, 1912 April 22, Johannesburg: Admin. Reg. F 15/68 Konvolut Südafrika 3. — Siehe in diesem Zusammenhang auch die Angaben über Ramberg im South African Who’s Who (Durban 1908) 329. 146) MdÄ Prot. 25.583—7/10: Admin. Reg. F 8/105 Mappe Capstadt 34.