Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 37. (1984)

MARZAHL, Peter – RABE, Horst – STRATENWERTH, Heide – THOMAS, Christiane: Stückverzeichnis zum Bestand Belgien PA des Haus-, Hof- und Staatsarchivs Wien

Rezensionen 523 zung vorgelegt wird. Volker Press’ (Das Römisch-deutsche Reich — ein politi­sches System in verfassungs- und sozialgeschichtlicher Fragestellung, S. 221-242) als Ergänzung verfassungsgeschichtlicher Fragestellungen konzi­pierter Ansatz, das Alte Reich als ein „politisches System“ zu erfassen, als ein dynamisches, auch unterhalb der institutioneilen Ebene durch ein dichtes Geflecht von Verbindungen und Beziehungssystemen zusammengehaltenes Gebilde, wird in die Erforschung des frühneuzeitlichen Reiches sicher neues Leben bringen, wiewohl auch ohne dieses heuristische Modell schon viele Arbeiten früherer Jahre in die gleiche Richtung zielten. Neben dem am Ende des Bandes rangierenden schon genannten Aufsatz von Heinrich Lutz (Kultur, Kulturgeschichte und „Gesamtgeschichte“, S. 279-299), der an konkreten Bei­spielen aus der Humanismusforschung einen Raster entwirft, wie Spezialfor­schung zur „Gesamtgeschichte“ ausgeweitet und verdichtet werden könnte, stellt der Beitrag von Wolfgang Reinhard über die Möglichkeiten und Gren­zen der Verbindung von Kirchengeschichte mit Sozial- und Wirtschaftsge­schichte (S. 243-278) eine außergewöhnlich spannende Lektüre dar; hier schreibt jemand wirklich einmal engagiert und vielleicht sogar - nicht zu Unrecht - polemisch („Es lohnt sich kaum, Abhilfe von interdisziplinärer Kommunikation oder gar Kooperation zu erwarten. Kommunikation pflegt nämlich auf Abgabe von Erklärungen, auf organisiertes Aneinandervorbeire- den hinauszulaufen, Kooperation aber auf gegenseitige Überwältigungsversu­che“, S. 278). In der Tat überschneiden sich die Kreise beider Disziplinen an mehr als an einer Stelle - etwa hinsichtlich der wirtschaftshistorischen Ver­fremdung und quantifizierenden Auswertung kirchlicher Massenakten aber ob die aufrüttelnden Worte von Reinhard die in Frage kommenden Fachvertre­ter wirklich erreichen, muß vorerst wohl doch eher noch bezweifelt werden. Ein Band, der - mit den erwähnten kleinen Einschränkungen - wichtige neue Forschungsergebnisse publiziert, neue methodische Ansätze diskutiert, der sich insofern nahtlos einfügt in die bereits stattliche Reihe der Wiener Beiträge, die für jeden Neuzeithistoriker innerhalb weniger Jahre zu einer Art Pflicht­lektüre geworden sind. Heinz Duchhardt (Mainz) Ungarn und Österreich unter Maria Theresia und Joseph II. Neue Aspekte im Verhältnis der beiden Länder. Texte des 2. Österreichisch-Ungarischen Historikertreffens Wien 1980, hg. von Anna M. Drabek - Richard G. Plaschka - Adam Wandruszka (Veröffentlichungen der Kommission für die Geschichte Österreichs 11). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1982. 164 S. Ob es der Zufall wollte oder aber sich die Veranstalter bewußt dafür entschie­den haben, mag dahingestellt bleiben, auf jeden Fall fiel der 700. Jahrestag der Schlacht bei Dürnkrut, 1978, mit dem ersten gemeinsamen Treffen österreichi­scher und ungarischer Historiker im Rahmen der 1976 gegründeten Subkom­mission „Österreich und Ungarn“ der ÖAW zusammen. Zumindest nahm Richard G. Plaschka das historische Ereignis von 1278 zum Anlaß, um sein Referat in Budapest mit dem Hinweis auf den Böhmenkönig Otakar II., der gegen die gemeinsamen „ungarisch-österreichischen“ Truppen fiel, einzuleiten (Das Meer im Süden - Ein gemeinsamer Akzent der ungarischen und öster­reichischen Geschichte. Demographie, Bevölkerungs- und Agrarstatistik [Bu­

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