Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 37. (1984)

MARZAHL, Peter – RABE, Horst – STRATENWERTH, Heide – THOMAS, Christiane: Stückverzeichnis zum Bestand Belgien PA des Haus-, Hof- und Staatsarchivs Wien

Rezensionen 507 In diesem Sinne kann und möglicherweise will vor allem der dritte Teil dieser Arbeit, der unter dem Titel „Volkes Herrschaft - Volkes Wohlstand im glückli­chen Österreich“ (S. 181-294) die Zeit von 1945 bis 1982 beschreibt, nicht Stand halten. Hier dominiert wirklich die Beschreibung und Aufzählung sozia­ler Errungenschaften vom Wiederaufbau des Landes bis hin zu den Verdien­sten der Arbeiterschaft und ihrer Vertretungen auf wirtschaftlichem, sozialem und kulturehem Sektor. Wobei der Vf. den Begriff der Arbeiterschaft einge­schränkt wissen möchte, indem er mehrfach zum Ausdruck bringt, daß er „deswegen hier im wesentlichen eine Geschichte der freien bzw. sozialistischen Gewerkschaften“ schrieb, „weil die Kärntner Arbeiterschaft von dieser ganz vorwiegend repräsentiert wird“ (S. 187). Doch auch im ersten Teil („Die Entwicklung der freien Arbeiterklasse im armen Klerikalstaat 1918-1938“, S. 17-156) läßt der Vf. persönliche Stellung­nahmen in einem für Historiker ungewöhnlichen Maße einfließen, als gelte es, das eigene Leben und die eigenen Lebenserfahrungen vor dem Hintergrund der Arbeiterbewegung abzuspiegeln. In diesem Abschnitt, der unter anderem die Rolle der Kärntner Arbeiterschaft im Abwehrkampf („rund 60 Prozent der für Österreich am 10. 10. 1920 Abstimmenden waren Sozialdemokraten“, S. 21) und die Entwicklung der Arbeiterkammern und ihre Leistungen in sämtlichen Lebensbereichen beschreibt, laufen die historisch unbestrittenen Verdienste der Arbeiterschaft ein wenig zu perspektivisch und zu undifferenziert ab. Ein kurzer Blick auf den Anmerkungsteil beweist, daß nicht nur der Schilde­rung der Zeit von 1938 bis 1945 im zweiten und mittleren Abschnitt („Das braune Zwischenspiel“, S. 157-180) vornehmlich bis lediglich Lebensschilde­rungen und Rechenschaftsberichte führender Funktionäre der Kärntner Arbei­terschaft zugrunde gelegt wurden. So erhält diese Geschichte der Kärtner Arbeiterschaft erzählenden und beschreibenden Charakter und verzichtet - im sozusagen „historischen“ Abschnitt (1918-1945) — weitgehend auf differen­zierte Problemanalysen. Vielmehr schien es dem Vf. ein Anliegen zu sein, Eindrücke und Einblicke in die Tradition der Arbeiterbewegung zu geben, um Elemente der Dynamik, der Kraft und Kreativität, die vor allem die Arbeiter­schaft der Ersten Republik im Kampf um gesellschaftliche Anerkennung aus­zeichneten, spürbar werden zu lassen. Manfred Fink (Wien) Emil Palotás Az Osztrák-Magyar Monarchia balkáni politikája a berlini kongresszus után 1878-1881 [Die Balkanpolitik der Österreichisch-Ungarischen Monarchie nach dem Berliner Kongreß 1878-1881]. Akadémiai Kiadó, Budapest 1982. 281 S., 1 Kartenskizze. Bereits mehrmals ist P. als Experte für Fragen der Balkanpolitik Österreich- Ungarns im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts hervorgetreten. Verwiesen sei hier nur auf das vor zehn Jahren - ebenfalls in ungarischer Sprache - erschie­nene Buch „Die Balkanfrage in der Diplomatie Österreich-Ungarns und Ruß­lands am Ende des 19. Jahrhunderts“ (Budapest 1972). In der vorliegenden Studie untersucht P. auf der Basis von Moskauer, Wiener, Budapester und Bonner Archivmaterialien und unter Verwendung gedruckter Quellen sowie der einschlägigen Literatur die Rolle der wirtschaftlichen Inter­essen und Bestrebungen der österreichisch-ungarischen Außenpolitik am Balkan. Er tut dies vor dem Hintergrund der Entwicklung der diplomatischen

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